Politiker aus Bad Heilbrunn:Mister Wichtig

Martin Bachhuber CSU Landtagsabgeordneter Bad Heilbrunn

Martin Bachhuber vor seinem Stimmkreisbüro in Bad Heilbrunn. Seit 2008 sitzt der 64-Jährige für die CSU im Landtag.

(Foto: Manfred Neubauer)

Martin Bachhuber ist seit fast 50 Jahren politisch aktiv. Im Mai hat er den CSU-Vorsitz im Landkreis abgegeben. Als Landtagsabgeordneter ist er für seine Partei trotzdem noch eine unersetzbare Stütze in der Region

Von Alexandra Vecchiato

Im Nachhinein betrachtet habe er viel Glück gehabt bei seinen politischen Entscheidungen. Martin Bachhuber wirkt zufrieden. "Ich würde fast alles wieder so machen - bis auf ein paar Kleinigkeiten vielleicht." In seinem Stimmkreisbüro in Bad Heilbrunn zieht der 64-jährige Landtagsabgeordnete nach mehr als 45 Jahren politischem Engagement und 16 Jahren an der Spitze des CSU-Kreisverbands Bad Tölz-Wolfratshausen Bilanz. Sein Fazit: "Ich war und bin gerne Politiker." Dass er in diesem Jahr den Kreisvorsitz abgegeben hat, sei richtig gewesen, sagt Bachhuber. Er vermisse dieses Amt "wirklich nicht". Allein mit dem bevorstehenden Kommunalwahlkampf - da sei ihm eine Riesenlast von den Schultern genommen worden. Wenn er nur an die Aufstellung der Kandidatenliste denke, wo es durchaus "ins Persönliche" gehen könne. Nein, sagt Bachhuber bestimmt, es sei gut so, wie es ist. Mit seinem Nachfolger Thomas Holz sei er "narrisch zufrieden". Die Kreis-CSU habe eine junge Vorstandschaft, einen guten Nord-Süd-Proporz und einen ordentlichen Frauenanteil. Man dürfe nie den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel verpassen, meint Bachhuber.

Mit Wechseln und Umorientierung kennt sich Bachhuber aus. 2008 beerbte er Edmund Stoiber als Stimmkreisabgeordneter. Mindestens zwei Jahre habe er gebraucht, um im Landtag anzukommen und sich Netzwerke aufzubauen. "Das war ein Riesenschritt", erzählt er, "das ist ein ganz anderer Ballsaal als der Sitzungssaal einer Gemeinde." Nun fühle er sich "pudelwohl" als "frei gewählter Abgeordneter", was seine Fraktion auch manches Mal zu spüren bekäme, wenn er anderer Meinung sei.

Anders als Edmund Stoiber sehe er seinen Wirkungskreis nicht auf Bundes- oder Europaebene. "Ich fühle mich in der Region heimisch", sagt Bachhuber. Das ist im Stimmkreis zu spüren. Anders als Stoiber, der als bayerischer Ministerpräsident sehr zurückhaltend war mit Wohltaten für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, kann Bachhuber frei agieren. Er verstehe sich als Bindeglied zwischen Ministerien, Staatsregierung und Kommunen, erklärt der 64-Jährige. Dabei zählten für ihn nicht nur große Projekte. Wobei die Verlängerung der S 7 und die Tölzer Nordumfahrung ihm sehr wichtig seien. "Wenn der Tag X kommt, müssen die finanziellen Mittel bereitstehen." Er stehe daher unter anderem in Kontakt mit dem Bundesverkehrsministerium. "Man muss dauernd dranbleiben. Eine furchtbare Schreiberei." Von nichts komme nichts. "Ich mache Lobbyarbeit für den eigenen Stimmkreis."

2008 - es war das Schicksalsjahr für Martin Bachhuber. Er gab sein Amt als Bürgermeister in Bad Heilbrunn ab, um Landrat zu werden. Mit 27 Jahren war er 1984 jüngster hauptamtlicher Bürgermeister geworden. Die Kreis-CSU sah ihn als Nachfolger für Landrat Manfred Nagler. Im März 2008 unterlag er Josef Niedermaier (Freie Wähler) knapp in der Stichwahl. Drei Buchstaben hatten Bachhuber die Wahl gekostet: DTK - so die Abkürzung für die landkreiseigene Entwicklungsgesellschaft, die aus der ehemaligen Kaserne auf der Tölzer Flinthöhe ein modernes Behördenzentrum samt Gerontotechnologiezentrum machen sollte. 15 Millionen Euro hatte der Landkreis damals in den Sand gesetzt. Es seien Fehler gemacht worden, betont Bachhuber, vor allem in der Kommunikation. "Die Sache ist vorbei. Heute lobt sogar Landrat Niedermaier, was auf der Flinthöhe entstanden ist." Wegstecken könne er die Ereignisse von damals nicht. "Ich habe mich zum Teil allein gelassen gefühlt. Ich wurde als einziger abgestraft."

Schlimmer noch als die verlorene Landratswahl sei es gewesen, im selben Jahr einen weiteren Wahlkampf zu stemmen. "Wieder vor dieselben Menschen zu treten und zu sagen: jetzt kandidiere ich für den Landtag. Das war eine brutale Zeit." Nicht allein diese Erfahrung hat Bachhuber geprägt. 2015 erlitt er bei einer Bergwanderung bei Pertisau einen Herzinfarkt. Gesund bleiben, das ist deshalb auch sein Ziel für die kommenden Jahre. Und seine Arbeit als Stimmkreisabgeordneter möchte er noch lange voll Elan ausüben können. "Ich werde auf Bitten meines Nachfolgers wieder für den Kreistag kandidieren."

Wer weiß, ob Fußballfan Bachhuber, der mit 1860er-Krawatte schon mal ungeniert im Kreistag sitzt, nicht noch für eine Überraschung gut ist. Mit "Wechseln" kennt er sich ja aus. Und die Löwen suchen aktuell einen Nachfolger für Chefcoach Daniel Bierofka.

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