Mehrgerenationen-Wohnprojekt:Baustelle am Denkmal

Mehrgerenationen-Wohnprojekt: Am Alten Krankenhaus klafft nun eine Baugrube, die bis an das denkmalgeschützte Gebäude reicht.

Am Alten Krankenhaus klafft nun eine Baugrube, die bis an das denkmalgeschützte Gebäude reicht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Maro-Genossenschaft saniert gleichzeitig das Alte Krankenhaus und errichtet einen Wohnkomplex an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen.

Von Wolfgang Schäl

Die verbreitete Meinung, dass in Wolfratshausen nichts weitergeht, lässt sich in diesen Wochen und Monaten nur schwer aufrechterhalten. Davon zeugen drei wichtige Baustellen: Das Kraft-Areal am S-Bahnhof, ein riesiger Komplex mit geplanten 117 Wohnungen, gewinnt erkennbar an Konturen; ebenso fortgeschritten ist der Umbau des Heimatmuseums am Untermarkt und der Ersatzbau für das ehemalige Isarkaufhaus. Jetzt, lange umstritten, geht es mit dem Alten Krankenhaus zur Sache. An der exponierten Stelle an der Sauerlacher Straße 15, Ecke Floßkanal, gähnt mittlerweile eine tiefe, Baugrube, die an einer Seite bis an das historische Gebäude heranreicht.

Entsprechend behutsam mussten die Planer vorgehen, um dessen Fundament nicht zu beschädigen. Um zu verhindern, dass der denkmalgeschützte, nicht unterkellerte Bau in die Grube rutscht, musste der Boden des Hauses aufwendig unterfangen werden, wie Projektleiter Ralf Schmid erläutert. Demzufolge wurde Beton unter Druck schrittweise unter die Bodenplatte gespritzt, ein aufwendiges Verfahren . Die Wände der vier Meter tiefen Baugrube wurden mit ineinander greifenden Spundwänden befestigt und mit Ankern im Erdreich gesichert. Rein technisch sei dies "nicht ganz unansprechend" und mache die Baumaßnahme natürlich auch teurer, erläutert Schmid den aktuellen Stand. Aber man habe im Vorhinein ja Bescheid gewusst, und sehr ungewöhnlich sei ein solches Verfahren auch wiederum nicht. Unterm Strich ist für ihn jedenfalls gewährleistet, "dass das Alte Krankenhaus sicher steht", nennenswerte Komplikationen beim Bau habe es bislang nicht gegeben.

Parallel zu den Erdarbeiten für den Neubau ist mittlerweile auch die Sanierung im Inneren des 1824 errichteten Biedermeier-Gebäudes fortgeschritten. Wo einst Kranke unter höchst kärglichen Bedingungen versorgt wurden, sollen künftig im Obergeschoss zwei helle Wohnungen und im Parterre zwei Büros entstehen. Das Ende des Innenausbaus ist bereits datiert. Wer sich einen Eindruck von den renovierten historischen Räumlichkeiten verschaffen will, bekommt dazu Gelegenheit am 11. September, dem Tag des offenen Baudenkmals.

Der auf dem Eckgrundstück geplante Neubau soll bis Ende 2023 bezugsfertig werden, samt einer vom Hammerschmiedweg erschlossenen Tiefgarage, in der 27 Autos Platz finden. Geplant sind dort rund 20 Wohnungen - jeweils zu einem Drittel Ein- und Zweizimmerwohnungen, ein weiteres Drittel mit bis zu fünf Räumen wurde an Familien vergeben. Laut Schmid sind bis auf zwei Unterkünfte bereits alle reserviert. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, entscheidet ein Gremium der sozial ausgerichteten Genossenschaft aus Ohlstadt, die hier ein Mehrgenerationenmodell umsetzt, wie etwa bereits in Dietramszell und Penzberg. Die künftigen Bewohner sollen frühzeitig in Kontakt treten, einander kennenlernen und später gegebenenfalls helfen können. Interessenten sollten einen "örtlichen Bezug zur Stadt" haben, also Wolfratshauser und Mitglied der Genossenschaft sein. Das soziale Engagement der Maro hat dem Stadtrat die Entscheidung über die Nutzung des zentral gelegenen Areals letztlich leichtgemacht, zumal auch gar kein anderer Bewerber bei der öffentlichen Ausschreibung bereit war, sich im Erbpachtverfahren auf die schwierig zu verwertende Immobilie einzulassen. So gab es selbst über die Einfriedung und Schalldämmung des Grundstücks, das an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen der Stadt liegt, eingehende Diskussionen.

Dass das Alte Krankenhaus nicht dem Abbruchbagger anheimfiel, ist nicht zuletzt dem Historischen Verein Wolfratshausen zu verdanken, der sich vehement für das Gebäudes engagiert und unter anderem eine Podiumsdiskussion zum Thema organisiert hat. Auch die Regierung von Oberbayern und das Landesamt für Denkmalschutz sprachen sich für den Erhalt aus, während Landratsamt und Stadtrat davon ausgingen, dass eine rechtsverbindliche Genehmigung für die Beseitigung des historischen Gebäudes vorliege. In diesem Sinne hatte sich besonders der damalige Bürgermeister Helmut Forster stark gemacht. Das alles ist längst Geschichte. Wenn weiterhin alles weiterhin nach Plan läuft, soll das gesamte Ensemble spätestens Anfang 2024 fertig sein.

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