Wolfratshauser Altstadt:Vierte Variante für den Marienplatz

Bei der Informationsveranstaltung zur Umgestaltung der Marktstraße geben die Wolfratshauser den Planern und Stadträten neue Anregungen und in einigen Fällen auch Anschauungsmaterial mit. Die strittigste Frage bleibt jedoch nach wie vor ungeklärt

Von Konstantin Kaip

Wie es mit der Umgestaltung der Wolfratshauser Marktstraße weitergeht, wird der Stadtrat voraussichtlich Ende dieses Jahres entscheiden, wenn er den Beschluss zum Vorentwurf der Planer fasst. Deren Zwischenergebnisse, die dem Gremium im Juli vorgestellt wurden, konnten die Bürger in den vergangenen Wochen in einer Online-Ausstellung einsehen und kommentieren. Am Dienstag hatten sie in der Loisachhalle Gelegenheit, auch in direktem Austausch mit den Planern und den Stadträten ihre Meinung kundzutun. In einer lebhaften Debatte brachten manche von ihnen neue Anregungen ein. Offen bleibt aber, wie der Marienplatz künftig aussehen soll.

Etwa 70 Besucher, darunter zahlreiche Stadträte, ließen sich von den Planern der beauftragten Büros Mahl Gebhard Konzepte (Freianlagen) und BPR Schäpertöns (Verkehrsplanung) die geplante Umgestaltung skizzieren, die die Aufenthaltsqualität im Herz der Altstadt verbessern soll. Dafür sollen Fußgänger auf Unter- und Obermarkt deutlich mehr Platz bekommen und Autofahrer deutlich weniger. Parkplätze, bis auf Stellflächen für Menschen mit Behinderung und für Ladetätigkeiten, fallen weg. Dort, wo die Bundesstraße zweispurig ist - zwischen Musikschule und Bahnhofstraße sowie zwischen Johannisgasse und Paradiesweg - soll die Fahrbahn sechs Meter breit werden, gesäumt von zehn Zentimeter hohen Gehsteigen. Im Einbahnstraßenbereich zwischen Bahnhofstraße und Schwankl-Eck kann die Fahrbahn auf 4,25 Meter reduziert werden, die Gehsteige sollen als nur drei Zentimeter hohes "Tiefbord" überall eine Querung zulassen und mit Breiten von fünf Metern und mehr viel Platz zum Flanieren bieten. Zudem sind viel Grün und weitere Freischankflächen geplant. Grundlage für die Planung sind die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zwischen November 2018 und April 2019. Man habe die Anregungen aufgenommen, abgewogen und daraus eine Gestaltung entwickelt, mit der "diese Marktstraße endlich das wird, was sie sein kann", sagte Planerin Andrea Gebhard. Die Gestaltung sei mit Behörden wie dem Staatlichen Bauamt abgestimmt und so umsetzbar.

Während die Pläne für das Schwankl-Eck und den Vorplatz der Littig-Villa, die beide mehr Platzcharakter erhalten sollen, unstrittig sind, gehen beim Marienplatz die Meinungen auseinander. In der Bürgerbeteiligung hatten die Teilnehmer einen offenen Platz gefordert, der auch für Veranstaltungen nutzbar sein soll. Dafür sollten der Brunnen versetzt und die beiden Platanen gefällt werden. Weil aber einige Bürger und Stadträte, vor allem die Wolfratshauser Liste, dagegen protestierten, haben die Planer drei Varianten zur Auswahl gestellt: Die erste belässt Brunnen und Bäume wo sie sind. Variante zwei versetzt nur den Brunnen nach Norden, um den Platz zu öffnen. In Variante drei schließlich soll der Brunnen versetzt, sowie die Platanen gefällt und von Gehölzen im Süden ersetzt werden.

In der Diskussionsrunde am Dienstag brachte Wilhelm Eilers eine vierte Variante ins Spiel: Man solle doch den Brunnen, der zwischen den Platanen steht, circa fünf Meter Richtung Straße geradeaus nach Osten versetzen, schlug er vor. "Damit behält der Platz seine Symmetrie." Das Ensemble werde aufgelockert, bliebe aber erhalten - und biete Platz für kleine Veranstaltungen.

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Stein und Holz des Anstoßes: Der Marienplatz in Wolfratshausen ist geprägt durch den Brunnen und die zwei prächtigen Platanen, die für die Freundschaft zur französischen Stadt Barbezeiux stehen. Ob das Ensemble dort bleiben oder weichen soll, scheidet nicht nur im Stadtrat die Geister.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch zum Verkehr gab es mehrere Wortmeldungen. So forderte ein Bürger, den Radverkehr, der sich im Markt an die Einbahnregelung halten muss und von Süd nach Nord übers Loisachufer geführt werden soll, ordentlich auszuschildern. Und Stefan Fischer vom Trachtengeschäft Fischer-Pflügl hielt zumindest Kurzzeitparkplätze im Markt für "überlebensnotwendig". Zuvor hatte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) erklärt, dass derzeit ein Parkraumkonzept erarbeitet werde, um innenstadtnah neue Stellplätze zu schaffen. Dies müsse jedoch geschehen, bevor der Markt umgestaltet werde, befand Fischer - und bekam dafür Applaus.

Planer und Stadträte bekamen nicht nur Anregungen, sondern auch Material ausgehändigt: Hans Gärtner berichtete, dass man die Fahrbahn über den Belag auch "optisch verengen" könne, was die Autofahrer langsamer werden lasse - und reichte einen Entwurf nach dem Beispiel Mittenwalds ein, wo dies erfolgreiche Praxis sei. Ein anderer Bürger überreichte eine Mappe mit Bildern verschiedener Städte, deren Umgestaltung er gelungen fand. Und eine Frau ließ Beispiele von niedrigen Spielgeräten da, die man als "Sinnesspiele" für Kindern aufstellen könne.

Am Ende dankte Heilinglechner für die "konstruktiven Beiträge". Dass die Umgestaltung eine einmalige Chance sei, um das "Potenzial unserer Altstadt zu heben", hatte er schon zu Beginn betont. Beim Rausgehen konnten die Besucher noch ihre favorisierte Variante für den Marienplatz mit einem Punkt versehen. Ein eindeutiges Ergebnis gab es dabei allerdings genauso wenig wie zuvor in der Online-Phase. Zwar bekam Variante zwei kaum Zuspruch. Eilers' neue Variante vier und Nummer drei bekamen indes viele Punkte, ebenso Lösung Nummer eins, die Brunnen und Bäume belässt, wie sie sind.

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