Weg vom Kurstadt-Image:Gesucht: Handbuch für neue Stadtmarke

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Was macht Bad Tölz aus? Die Stadt sucht einen neuen Markenkern, der sich aus sieben Adjektiven herauskristallisieren soll: naturverbunden, vitalisierend, bewegend, kulturschaffend, gestaltungsfreudig, heimatverbunden, geerdet. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt Bad Tölz startet eine Ausschreibung für lokale Agenturen. Sie sollen ein Corporate Identity mit Logo, Farbwelten, Schriftarten und Sprachstil entwerfen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Vorarbeit auf der Suche nach einer neuen Stadtmarke ist getan, nun soll es an die Umsetzung gehen. "Nach eineinhalb Jahren sind wir an dem Punkt, wo wir in die Sichtbarkeit kommen wollen", sagte Citymanagerin Sandra Herrmann in der Sitzung des Tölzer Stadtrats am Dienstagabend. Um ein neues Corporate Identity zu bekommen - grob gesagt: ein Handbuch mit neuem Logo, Farbwelten Schriftarten, Sprachstil und Anwendungen -, soll es nun eine Ausschreibung geben. Bei diesem sogenannten "Pitch" sollen lokale Agenturen die Chance bekommen, ihre Ideen für den Auftritt der Stadt Bad Tölz einzureichen. Dagegen stimmten Julia Dostthaler (CSU) und Johannes Gundermann (Grüne).

Der Markenprozess begann vor zwei Jahren. Damals wurde die Beratungsfirma Brand Trust aus Nürnberg beauftragt, ein neues Bild von Bad Tölz zu skizzieren - weg vom verstaubten Kurstadt-Image. Das Unternehmen studierte 699 Megabyte Datenmaterial, startete eine Bürgerbefragung mit 709 Teilnehmenden, führte Einzelinterviews, veranstaltete Workshops mit Unternehmen und Vereinen. Aus alledem wurden sieben Adjektive destilliert, die den künftigen Markenkern bilden sollen: naturverbunden, vitalisierend, bewegend, kulturschaffend, gestaltungsfreudig, heimatverbunden, geerdet.

Das weitere Vorgehen auf der Suche nach einer neuen Stadtmarke erläuterte Citymanagerin Sandra Herrmann im Tölzer Stadtrat. (Foto: Manfred Neubauer)

Bis zu den Sommerferien soll Herrmann zufolge per "Pitch" eine passende Agentur gefunden sein, die all dies in ein Markenhandbuch einfließen lässt. Mit Logo, mit Farben, mit Schriften. Dafür will die Stadt maximal 25000 Euro ausgeben. Von Herbst an sollen die Gestaltungsvorschläge peu à peu umgesetzt, also das gesamte Werbematerial und das Marketing neu gestaltet werden. Diese Umstellung werde bis zu drei Jahren dauern, so die Citymanagerin. Die Kosten dafür umfassten einen "unteren sechsstelligen Betrag".

"Wir reduzieren das nicht auf ein Logo, das ist viel mehr."

Corporate Identity und Corporate Design - für Stadtrat Peter von der Wippel (FWG) sind dies "eher Nebeneffekte" des Markenprozesses. Wichtig sei die Frage, "was ist Bad Tölz, wo geht es hin", sagte er. Notwendig sei mithin ein "roter Faden, an dem wir uns bei allen Entscheidungen entlanghangeln können". Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) stimmte dem zu, stellte aber auch klar: "Wir reduzieren das nicht auf ein Logo, das ist viel mehr." Schon jetzt seien die sieben Markenwerte hilfreich, wenn er über Bad Tölz mit Branchenvertretern spreche, vom Immobilienbesitzer bis hin zum Kulturschaffenden, so Mehner.

Was geschehe, wenn der Stadtrat der Ausschreibung nicht zustimme, wollte Gabriele Frei (CSU) wissen. Dann mache die Stadt "mit dem uneinheitlichen Auftritt" weiter, erwiderte Herrmann. Während Johanna Pfund (Grüne) die sieben Adjektive als "weit gefasst" bezeichnete und auf "Einheitlichkeit" drängte, forderte ihre Fraktionskollegin Bärbel Weixner, die Gelegenheit zu nutzen und das Werbematerial der Stadt zu reduzieren.

Michael Lindmair (FWG) berichtete, dass Einzelhändler und Gewerbetreibende in Tölz in puncto Stadtmarke schon auf das Ergebnis aus dem Stadtrat warteten. Willi Streicher (SPD) verwies darauf, dass Bad Tölz Markenwerte habe, "wo wir überregional als positives Beispiel gesehen werden". Julia Dostthaler und Johannes Gundermann empfanden alles als wenig griffig. Für die veranschlagten Kosten sei dies "zu wenig", so Gundermann.

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Von Klaus Schieder

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