Maibaumfeiern in Bad Tölz-Wolfratshausen: Da hilft das ganze Dorf zusammen

Maibaumfeiern in Bad Tölz-Wolfratshausen: Jede Gemeinde hat ihren eigenen Maibaumbrauch. Hier ein einstiger Baum in Hohenschäftlarn.

Jede Gemeinde hat ihren eigenen Maibaumbrauch. Hier ein einstiger Baum in Hohenschäftlarn.

(Foto: Manfred Neubauer)

Überall im Landkreis freuen sich Vereine und Bewohner auf ihre Maibaumfeiern. Manchen ist bei den Wachen sogar ein Coup gelungen.

Von Marie Heßlinger

Die Bayern haben ihre Maibäume während der Corona-Pause vermisst. Im Internet gab es Maibäume im Miniatur-Format zu kaufen. Manche Gemeinden - wie etwa Schäftlarn - stellten ihren Maibaum ohne Feier auf. Andere wiederum, wie etwa Bichl, hatten das Glück, dass ihr Maifest turnusmäßig erst in diesem Jahr wieder dran ist. Und wieder andere Vereine holen das Ganze in diesem Jahr einfach nach. Denn heuer ist Feiern offiziell erlaubt.

"Es ist schön, dass die ganze Dorfjugend wieder zusammenkommt und zusammen an einem Strang zieht", sagt Kilian Schlickenrieder. Er ist Vorsitzender des Burschenvereins in Dorfen bei Icking. Die Rituale rund um den Maibaum festigten die Dorfgemeinschaft, sagt der 24-Jährige. "Gerade jetzt nach Corona ist das ganz gut." Während der verganenen zwei Jahre habe das Vereinsleben still gelegen. Nun aber hätten sich dem Burschenverein viele Neulinge angeschlossen, Jugendliche, "die davor mit dem Dorf nichts zu tun gehabt haben".

Bei der Maifeier selbst wird in Dorfen alles sein wie früher - ohne Corona-Einschränkungen. Die Festivitäten um den Maibaum beginnen in dem Ickinger Ortsteil traditionsgemäß am 6. Mai und dauern bis 8. Mai an. Kabarettist Josef Brustmann kommt, die Paare des Burschenvereins tanzen vor ihrem Maibaum, die Dorfgemeinschaft stößt im Vereinsheim miteinander an. Den Maibaum stellen die Burschen schon am 30. April auf, wegen des Gefälles in Dorfen mit einem Kran. Bei der Maibaumwache war Corona jedoch sehr wohl noch spürbar.

Wer die Wachhütte betreten hatte, musste einen Impfnachweis vorzeigen oder einen Schnelltest machen, sagt Schlickenrieder. Ansonsten sei die Maibaumwache, die bereits seit 26. März andauert, ruhig verlaufen - niemand habe bislang, Stand Donnerstag, versucht, ihren Baum zu stibitzen. Die Burschen haben ihrerseits keinen Versuch unternommen, den Baum einer anderen Ortschaft zu stehlen - "wir haben zu viel Arbeit gehabt", sagt Schlickenrieder. Seit Wochen hobeln, schleifen und bemalen er und seine Vereinsmitglieder den Stamm ihres Maibaumes. So friedfertig wie in Dorfen waren allerdings nicht alle Burschenvereine.

Die Burschen in Ascholding haben den Thanningern ihren Maibaum unbemerkt entwendet. In den Wochen zuvor hatten sie sich am Waldrand auf die Lauer gelegt und die Thanninger Wachhütte beobachtet. Sie gingen spazieren, um "zufällig" auf eine unbedarfte Plauderei in der Wachhütte vorbeizuschauen. Am Ostersonntag schlugen sie zu. "Als wir dachten, der Zeitpunkt wäre perfekt", sagt Kilian Müller, Vorsitzender der Ascholdinger Burschen. Die Thanninger Wachleute verließen am Sonntagmorgen um 7 Uhr ihre Hütte. Von da an war die ganze Dorfgemeinschaft dafür zuständig, auf den Maibaum aufzupassen. Doch es war Ostern. Das Dorf schien noch zu schlafen. "Dann sind wir da mit ungefähr mit 30 Personen in der Früh um 7 Uhr angerückt", erzählt Müller. "Am Anfang war die Stimmung natürlich sehr angespannt, man weiß nicht genau, wird man erwischt oder nicht."

Sie trugen den Baumstamm auf einen Anhänger und schoben ihn zu einem Fahrzeug. Keiner bemerkte sie. "Wo wir es geschafft hatten, war jeder glücklich und sehr guter Stimmung", sagt Müller. Mit den Thanningern verhandelten sie eine Ablöse für den Baum: Speis und Trank bei den Thanninger Burschen. "Es freut sich ja nicht jeder, dass der Maibaum geklaut wird", sagt Müller. "Aber die haben das gut aufgenommen." Der Thanninger Vorstand habe den ganzen Sonntag mit den Ascholdinger Burschen verbracht. "Wir hatten an dem Sonntag noch Spaß und einen schönen Tag."

Die Ascholdinger Burschen bewachen ihren Maibaum besonders gut. Schon in den vergangenen Jahren sind ihnen zwei Maibaum-Diebstähle gelungen. Am 1. Mai werden sie um 7 Uhr beginnen, ihren mehr als 30 Meter hohen Baum mit Stangen aufzustellen. "Es ist immer wichtig, dass auch Ältere dabei sind, die das schon gemacht haben", erklärt Müller. "Da muss das ganze Dorf zusammenhelfen, da benötigen wir die Hilfe aller."

In Bad Tölz würde sich die "Mühlfeldler Gmoa" noch über weitere Helfer am 1. Mai von 7 Uhr an freuen. Auch dort wird der Maibaum mit Stangen aufgebaut - allerdings wird er überhaupt erst am 1. Mai in den frühen Morgenstunden gefällt. Doch noch etwas anderes kommt dazu: Das Tölzer Bräustüberl wird am 1. Mai wiedereröffnen. "Das ist ein großes Ereignis", sagt Jürgen van Wahnem, Vorstand der Mühlfeldler Gmoa. "Das wird vielen in Erinnerung bleiben, wenn sie dabei sind."

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