Maibaum Ebenhausen:Das Rätsel mit den Stangen

In Ebenhausen weiß keiner mehr, wie ein Maibaum per Hand aufgestellt wird - deshalb wird er von einem Kran hochgehievt.

Von Ingrid Hügenell

Um ihren Maibaum machen die Ebenhauser ziemlich viel Aufhebens. Schon seit 22. Februar liegt er auf einer alten Pferdekoppel gegenüber dem Gasthof zur Post. In der extra aufgebauten Wachhütte wird seither nicht nur aufgepasst, dass das gut 40 Meter lange Stück nicht gestohlen wird. Dort treffen sich die Ebenhauser Feuerwehrleute auch um zu feiern, Gäste heißen sie ebenfalls willkommen. Die für heuer letzte Gelegenheit dazu gibt es am Mittwoch, 30. April, von 19 Uhr an.

Allzu lange sollten die Mitglieder der Maibaumgesellschaft aber nicht feiern. Denn sie müssen am Tag darauf, dem 1. Mai, früh aufstehen, den Baum von der Koppel zum Post-Parkplatz transportieren und fertig herrichten. Aufgerichtet wird er von etwa 10 Uhr an - per Kran. Schon Anfang der 1970er Jahre haben die Ebenhauser es aufgegeben, den Baum per Hand aufzustellen, wie es eigentlich der Brauch ist. Warum das so kam, weiß der frühere Obermaibursch' Christian Fürst nicht zu sagen. Damit nun wieder anzufangen, ginge kaum, sagt er: "Das ist sehr anspruchsvoll."

Zum einen wisse in Ebenhausen niemand mehr, wie man das mache mit den Stangen. Zum anderen steht der Maibaum direkt an der Bundesstraße 11, die dann wohl gesperrt werden müsste. Denn kurz bevor der Baum senkrecht steht, gibt es eine gefährliche Phase, in der er stürzen oder abbrechen könnte.

Viel Arbeit mit ihrem Baum haben die Ebenhauser trotzdem gehabt, seit er im Februar von Gut Holzen in den Ort gebracht worden ist. Sie haben ihn entastet, gehobelt und abgeschliffen. Erst wurde er grundiert, dann weiß lackiert. Unter Anleitung von Bernhard Berger haben die Burschen und Mädchen der Maibaumgesellschaft die blauen Rauten und Wendel aufgemalt. Damit man den schweren Stamm drehen kann, ist er auf Stahlrollen gelagert. Am Donnerstag schließlich werden die 22 Meter lange Girlande und ein Doppelkranz montiert. Diese haben die Burschen und Mädchen miteinander geflochten. Mehrere Hänger voll Dachsen, also Tannenzweigen, haben sie dafür verbraucht, wie Fürst berichtet.

Das alles muss montiert werden, ebenso die 26 Zunft- und Vereinszeichen, das Fahnenseil und die Figur an der Spitze des Baums, eine Frau in Tracht. Wenn das erledigt ist, kann der Kran der Zimmerei Arnold kommen. Die Hohenschäftlarner Firma ist in der ganzen Gemeinde für das Aufstellen zuständig - auch so etwas wie eine Tradition.

Gefeiert wird am Sonntag, 4. Mai. Das Festprogramm beinhaltet eine traditionelle Bauerhochzeit. Fürst wirkt heuer als Hochzeitslader mit. Das Programm beginnt um 9 Uhr mit einer Messe im Antonius-Forum, anschließend gibt es einen Festzug zum Maibaum. Dort werden von 11 Uhr an die Paare verlost. Anschließend wird im Biergarten des Gasthofs zur Post getanzt. In dem eigentlich derzeit geschlossenen Gasthof wird weitergefeiert, nach dem Abdanken der Paare mit lustigen Gstanzln von 18.30 Uhr an findet im Postsaal ein allgemeiner Tanz statt. Es spielt die Irschenhauser Blaskapelle.

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