Kultur in Bad Tölz:Mafia in der Madlschule

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Die Lust-Theatergruppe bereitet in der Alten Madlschule ihr neuestes Stück „Sizilianischer Tango“ vor. Eine Mischung aus Mafia-Stereotypen und viel Musik. (Foto: Manfred Neubauer)

Am 14. März feiert das neue Stück der Lust-Theatergruppe „Sizilianischer Tango - Der Tod trägt gute Schuhe“ Premiere. Ein mörderisches Vergnügen, wie der Probenbesuch zeigt.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

In der Alten Madlschule ist die Stimmung aufgekratzt: Schauspieler nesteln an ihren Kostümen, der roséfarbene Paravent auf der Bühne wird hin und hergeschoben, ein hölzerner Beichtstuhl zur Bank umgelegt, Familienportraits in üppigen Rahmen auf - und wieder abgehängt. Nicole Fahrner hat schon ihr Kleid mit Leo-Print übergezogen und klebt Tesa-Streifen um eine Zigarette. Schwierig werde es bei der Szene mit den Nüssen im Mund, erklärt Alex Liegl, weil er vor Kurzem eine Zahn-OP gehabt habe. Alles klar. Es ist wieder soweit, die Lust-Theatergruppe probt ihr neues Stück „Sizilianischer Tango - Der Tod trägt gute Schuhe“. Und soviel kann man schon nach den ersten drei Szenen sagen: Es wird wieder ein herrlich-schräger Spaß mit Musik, ernstgemeinten Anklängen und raffinierter Struktur.

„Eine Mafiageschichte mit 238 Patronenhülsen und viel Gesang“, wie es in der Ankündigung heißt. „So, wie schaut´s jetzt aus bei euch“, ruft Regisseurin Gabi Rothmüller irgendwann. „Können wir anfangen?“. Man habe ein fettes Programm und die Zeit bis zur Premiere am Freitag, 14. März, werde langsam knapp. Also, „Achtung, fertig, los“, Auftritt Sänger mit Mandoline (Umwerfend: Martin Grundhuber), türkis-grün schillernder Anzug, schwarzes, volles Haar. „Volare“ knödelt er, und schon weht italienisches Lebensgefühl durch die Madlschule.

Brecht lässt grüßen

Gerade hat man es sich gemütlich gemacht in dieser sonnigen Atmosphäre, da beendet ein markerschütternder Knall Lied und Leben des Sängers. Ein klassischer Anfang für eine Mafiageschichte, „aber ich hab natürlich nicht wirklich geschossen, es war nur ein lauter Knall“, erklärt Salvatore (Peter Voith) - brauner Nadelstreifenanzug, Borsalino, Knarre im Hosenbund - dem Probenpublikum. Brecht lässt grüßen: Maximale Zerstörung der Illusion, um kritische Distanz zu erzeugen. Im Lust-Stück wirkt das freilich eher wie ein ironischer Kommentar zum Pathos klassischer Paten-Filme. „Francesca hat die falschen Patronen rausgelegt“, erklärt Salvatore, immer das Falsche, letzte Woche seien es gelbe Socken gewesen.

Und so nimmt diese Mafiageschichte, die in „Tölz, in der Bronx oder in Sizilien spielen könnte“, ihren Lauf. Vorbereitet wird ein „Familientreffen“. Die katholische Kirche spielt eine Rolle, ein Mafioso mit Angststörungen (Alex Liegl), der Rat bei einer Therapeutin (Ulrike Liegl-Kempter) sucht, eine Pavarotti-Arie schmettert und in einer Doppelrolle den teigigen Pfarrer gibt. Ein „Tourist“ aus Chicago (Andres Fahrner), Stallone (Ludwig Retzer), der nicht spricht, weil er vor vielen Jahren „beim Petzen erwischt wurde“. Es wird gesungen, getanzt, gebeichtet und gezankt, dass es eine Freude ist. Und mehr möchte Regisseurin Gabi Rothmüller auch gar nicht verraten.

Verspätung durch Hagelschaden

Es dürfte die inzwischen 17. Produktion der Lust-Theatergruppe unter ihrer Regie und mit einem Stück aus der Feder von Alex Liegl sein. Alle zwei Jahre eine Premiere, dieses mal hat es drei Jahre gedauert, weil die Madlschule wegen des Hagelschadens vom August 2023 lange geschlossen war. „Wir konnten nicht ausweichen, weil wir viel Platz brauchen“, sagt Rothmüller.

Wenn die Lust Theater macht, gibt es keine Grenzen: Revuen, literarische Adaptionen, Krimi, klassische Tragödie, oder zuletzt die herrliche Satire „Wo der Wittelsbach rauscht“. Nun also eine Mafiageschichte. „Wir wollten was ganz anderes machen“, erklärt Rothmüller, „auch, damit man es nicht vergleichen kann.“ Wieder mit viel Musik und Tanz. Gassenhauer wie „We no speak Americano“, „Volare“, „Mamma Maria“, die immer zünden. Das Problem mit den italienischen Liedern sei allerdings, „dass sie wahnsinnig viel Text haben“. Das verlange den Akteuren Einiges ab. „Wir werden immer anspruchsvoller“, lacht Rothmüller.

Seit Herbst wird geprobt am neuen Stück, das Spaß mit Sozialkritik mischt. Das Käufliche und Korrupte, nach dem Motto: „Ich muss euch nicht umbringen, ich kaufe euch.“ Tote gebe es freilich auch bei diesem Sizilianischen Tango. Sizilien, Tango? Wenn das mal nicht nach einer Finte riecht.

Premiere: 14. März, 20 Uhr, Alte Madlschule, Schulgasse 3, Bad Tölz. Weitere Vorstellungen 15., 21,. 22,. 28., 29. März; 11.,12.,25.,26. April; 2.,3. Mai

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