Lübecker Gesellschaft erwartet:Drei Tage über Thomas Mann

Wissenschaftler kommen zur Herbsttagung nach Bad Tölz

Die Stadt Bad Tölz feiert heuer ein eigenwilliges Thomas-Mann-Jahr: 1917 verkaufte der Schriftsteller seine Villa an der Tölzer Heißstraße, die er 1908 hatte erbauen lassen. Neben vielen eigenen Veranstaltungen hat Tölz damit attraktiven Besuch angelockt: Die Deutsche Thomas-Mann-Gesellschaft aus Lübeck kommt zu ihrer Herbsttagung von Freitag bis Sonntag, 15. bis 17. September, ins Kurhaus. Ihr Thema: "Erzählte Welten - Erzählte Räume: Thomas Manns literarisches Frühwerk". Auch Zuhörer, die der Gesellschaft nicht angehören, können teilnehmen.

Die Tagung widmet sich drei Schwerpunkten. Der erste dreht sich um Kulturräume und literarische Auseinandersetzungen mit der Boheme, die Thomas Mann in seinem Frühwerk unternahm. Der zweite Themenkreis sind die Schreibstrategien in den frühen Werken, die Narrative, Strukturen und Motive des Schriftstellers. Im dritten Segment geht es um Raumordnungen, grob ausgedrückt: um die Topologie. Um die Gegensätze von Lübeck und München, um Stadt und Land, um Norm und Abweichung.

Nach der Eröffnung am Freitag um 14 Uhr durch den Vorsitzenden der Thomas-Mann-Gesellschaft, Hans Wißkirchen, befasst sich Hans Rudolf Vaget mit der Erzählung "Gladius Dei", einem Schlüsseltext zum Verständnis des Münchner Ästhetizismus. Über Traditionsbruch und Selbsthistorisierung bei Mann spricht Friederike Reents, über Verhältnisse der Geschlechter am Beispiel der Erzählung "Der Wille zum Glück" referiert Sven Glawion (Universidade de Brasilia). Der Schauspieler Markus Eberhard liest abends im Rathaus aus Werken von Mann (Eintritt frei).

Die Erzählverfahren von Thomas Mann prägen das Programm am Samstag. Vor allem mit den ersten Sätzen im Frühwerk beschäftigt sich Jean-Francois Laplénie von der Sorbonne, mit dem Drama "Fiorenza" setzt sich Elisabeth Galvan von der Universität Neapel auseinander. Was Speisen, Tischgesellschaften und Repräsentationsräume in Manns frühem Werk zu bedeuten haben, erläutert Sebastian Zilles von der Universität Siegen. Unter der Leitung des Tölzer Mann-Forschers Martin Hake besichtigen die Teilnehmer des Kolloquiums am Nachmittag den Park der Mann-Villa an der Heißstraße, danach die Ausstellung "Von der Königlichen Hoheit bis zum Zauberberg" im Tölzer Stadtmuseum.

Über atmosphärische Räume im Frühwerk von Thomas Mann spricht Claudio Steiger von der Universität Neuchâtel am Sonntag. Die Tölzer Villa als Schauplatz im Werk von Klaus Mann erläutert Ruprecht Wimmer von der Katholischen Universität Eichstätt. Der Schlusspunkt der Tagung ist die Verleihung der Thomas-Mann-Medaille an Luca Crescenzi von der Universität Trient.

Tageskarte 20 Euro, Gesamtticket 50 Euro. www.thomas-mann-gesellschaft.de

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