Lokale Wirtschaft:Ein Knopf für den Notfall

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Michael Emde und seine Firma Omnikon vertreiben an der Steinsäge in Wackersberg Hausnotrufgeräte. (Foto: Manfred Neubauer)

Omnikon bietet Hausnotrufgeräte an. Weil immer mehr Menschen zu Hause alt werden wollen, boomt diese Technik. Die Firma ist deshalb kürzlich aus Bad Tölz nach Wackersberg umgezogen. Dort ist mehr Platz zum Expandieren

Von Stefanie Haas

An der Steinsäge 131 in Wackersberg herrscht rund um die Uhr Betrieb. Dort ist seit Kurzem die Firma Omnikon ansässig. In der Notrufzentrale im ersten Stock sitzen bis zu vier Mitarbeiter, die im Schichtdienst eingehende Notrufe annehmen und bearbeiten. "Pro Tag kommt durchschnittlich alle fünf Minuten ein Notruf rein", sagt Geschäftsführer Michael Emde. Davon seien natürlich nicht alle Ernstfälle. Oft werden die Notrufe versehentlich ausgelöst. Emdes Mitarbeiter erkundigen sich dann, ob alles in Ordnung ist. Falls nicht, wird je nach Protokoll eine Kontaktperson oder auch der Rettungsdienst angerufen. Das sei, grob geschätzt, bei knapp zehn von 100 Notrufen der Fall.

Auf die Frage, ob das denn nicht eine enorme Belastung für seine Mitarbeiter sei, antwortet Emde: "Wenn die Leute abends nach Hause gehen, haben sie vielleicht den ganzen Tag Stress gehabt. Aber sie haben auch den ganzen Tag lang Menschen geholfen - das ist schon schön." Diese Menschen, von denen Emde spricht, sind einerseits ältere, pflegebedürftige Leute. Andererseits versorgt Emde auch Kunden aus der Industrie, die zum Beispiel arbeitsbedingt alleine unterwegs und im Notfall auf Hilfe angewiesen sind.

Die Lösungen, die Omnikon anbietet, basieren auf einer geläufigen Technologie: Handys. Die Geräte sind mit Sim-Karten ausgestattet und arbeiten im öffentlichen Mobilfunknetz. Wird der Alarm ausgelöst, geht dieser als Notruf in der Zentrale bei Omnikon ein. Dort können die Mitarbeiter dann schnell reagieren und entscheiden, was getan werden muss. "Inzwischen sind wir in Deutschland mit diesen Produkten Marktführer", sagt Emde. Komplettlösungen mit Geräten und einer Notrufzentrale im Hintergrund würde nämlich sonst keiner anbieten. Den größten Umsatz macht die Firma aber mit Pflegediensten, welche dann die Geräte an ihre Kunden vermitteln. Deutschlandweit hat Omnikon rund 80 solcher Partner. Dennoch will Emde sein Geschäft weiter ausbauen. "Wir möchten den Tölzern und der ganzen Umgebung sagen: Wenn ihr ein Hausnotrufgerät wollt, ruft an und kommt zu uns."

Die Geräte sehen nicht immer so aus, wie man sich einen Notrufknopf vorstellt. Sie sind zum Beispiel auch in der Optik eines Lautsprechers erhältlich. (Foto: Manfred Neubauer)

Beliebt sind vor allem die Produkte, die gar nicht aussehen wie Notrufgeräte, sondern eher die Optik eines Lautsprechers besitzen. Laut Emde sei dies wohl darauf zurückzuführen, dass manche Leute eben nicht sofort als Pflegefall gesehen werden wollen: "Da ist die Lautsprecher-Optik ganz vorteilhaft."

An der Steinsäge 131 in Wackersberg war früher auch mal die Bistrobar Treibhaus zu finden. "Ich wollte schon immer ein eigenes Gebäude haben, wo man sagen kann: Da sind wir", erklärt Emde den Umzug dorthin. Das Haus sei auch jedem bekannt. Ein Grund für das Übersiedeln war aber wohl auch, dass die Firma stetig wächst. Die alten Räumlichkeiten in der Tölzer Badstraße, knapp 400 Quadratmeter, hätten nicht mehr gereicht, sagt Emde. Jetzt könne sich Omnikon aber gut auf 600 Quadratmetern Fläche ausbreiten. Trotz Abgeschiedenheit kann Emde der Lage viel Positives abgewinnen: Die Nähe zur Natur wirke sich sehr positiv auf die Mitarbeiter aus. Aber auch der Omnikon-Geschäftsführer fühlt sich dort wohl. Nach dem Einzug habe er sich gleich beim Wackersberger Bürgermeister vorgestellt. "Ich finde es gut, wenn man sich kennt", sagt er. "Wenn zum Beispiel mal eine Feuerwehrübung gemacht werden soll, kann man auch gerne auf mich zu kommen." Ein zunächst angepeilter Umzug innerhalb der Tölzer Stadtgrenzen klappte dagegen nicht. Dort gab es andere Räumlichkeiten, die der Omnikon-Chef gerne übernommen hätte. Doch da diese eigentlich zur Kur-Nutzung gedacht waren, lehnte die Stadt eine Genehmigung ab.

Michael Emde und seine Firma Omnikon stellen an der Steinsäge in Wackersberg Hausnotrufe her. (Foto: Manfred Neubauer)

Nun wirkt Emde aber sehr zufrieden im neuen Gebäude. Was seine Zukunftspläne angeht, äußert er sich ambitioniert: Neben der räumlichen Erweiterung möchte er das ehemalige Treibhaus als Anlaufstelle für den Hausnotruf etablieren. Dazu gehört auch eine Expansion beim Endkundengeschäft: Die bei Omnikon erhältlichen Geräte soll es irgendwann auch in Sanitätshäusern oder Handy-Shops geben. Und auch, wer die Firmenleitung in den nächsten Jahren übernehmen wird, ist schon geregelt: Emdes Töchter werden den Betrieb irgendwann fortführen. Eine von ihnen ist dort bereits als Assistentin tätig und leitet die Notrufzentrale. "Die werden den Laden zu zweit schmeißen", sagt Emde. "Über die nächsten dreißig Jahre muss ich mir also keine Sorgen machen." Die Nachfrage an Hausnotrufgeräten wird jedenfalls nicht abreißen, glaubt er.

© SZ vom 09.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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