Loisachhalle:Das Potenzial ist da

Loisachhalle: Der Jugendkammerchor unter Leitung von Christian Preißler.

Der Jugendkammerchor unter Leitung von Christian Preißler.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zwölf junge Sänger sind die Überraschung des Abends beim gemeinsamen Jahreskonzert des Wolfratshauser Kammerchors und des Jugendkammerchors

Von Sabine Näher, Wolfratshausen

Seit 15 Jahren ist Christian Preißler, der ehemalige Regensburger Domspatz, der in Regensburg und Würzburg Gesang, Chorleitung und Dirigieren studierte, nun schon in der Wolfratshauser Chorszene aktiv. Im Jahre 2002 übernahm er die Leitung des Jugendkammerchores, dessen Mitglieder ausscheiden müssen, wenn sie 25 Jahre alt geworden sind. Aus den Reihen der zwangsweise Entlassenen hat sich mittlerweile ein zweiter Chor formiert, den Preißler ebenfalls leitet: der Kammerchor. Warum diesem nur Frauenstimmen angehören, ist den Beteiligten selbst rätselhaft, denn im Jugendchor sind die Männerstimmen bestens vertreten. Beim gemeinsamen Jahreskonzert beider Chöre am Donnerstagabend konnte das Publikum in der zu Zweidritteln gefüllten Loisachhalle auf diese Weise Literatur für den gemischten Chor wie Werke, die für reine Frauenensembles geschrieben sind, erleben. Die dadurch bedingten ständigen Auf- und Abtritte wirkten über mehr als zwei Stunden hinweg allerdings etwas ermüdend.

Das verblüffendste musikalische Erlebnis bescherte indessen ein drittes Ensemble, das nur mit zwei Nummern (und einer Zugabe) vertreten war: das Jugendkammerchor-Ensemble, das sich als erstes einen griffigeren und eigenständigen Namen zulegen sollte. Seit knapp einem Jahr arbeiten die zwölf jungen Sänger (die vier Stimmen sind je dreifach besetzt) unter Leitung von Benjamin Hartwig erst zusammen. Stimmlich bewegen sie sich auf sehr hohem Niveau, ihre Darbietung muss aber noch viel selbstbewusster und, je nach Literatur, auch durchaus frecher werden. Das traf sowohl auf Orlando di Lassos derb-anzügliches "Landsknechtsständchen" zu, das in der braven Vortragsweise auch ein frommer Kirchengesang hätte sein können, wie auf "One Note Samba": Da gehört schon ein bisschen Performance dazu. Aber: Das Potenzial ist da - nur Mut also!

Der Jugendkammerchor konnte mit frischem, schön ausgewogenem Klang und spürbarer Begeisterung am Tun überzeugen. Die Bandbreite von Renaissance über Romantik bis zur Moderne bringt es mit sich, dass nicht alle Epochen stilistisch gleichermaßen ausgefeilt sind. Besonders schön gerieten an diesem Abend zwei Sätze von Max Reger, der wegen seines 100. Todestags derzeit vermehrt in den Programmen zu finden ist: "Es waren zwei Königskinder" und "Nachtlied" waren sehr spannend und berührend ausgestaltet. Der Frauen-Kammerchor litt ein wenig unter klanglichen Einbußen im Sopran, was keineswegs bedeuten soll, dass die Altistinnen die besseren Sängerinnen sind, sondern schlicht daran liegt, dass (insbesondere hohe) Soprane nur als ganz junge oder eben als voll ausgebildete Stimme immer gut klingen. Gleichwohl bot der Chor ebenfalls einen beeindruckenden Einblick in ein reiches musikalisches Spektrum.

Viel Beifall und mehrere Zugaben beschlossen den Abend.

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