Süddeutsche Zeitung

Literatur:Elisabeths Mondfahrt

Literarischer Herbst macht im DLR und in Ambach Station

Kunst und Literatur an ungewöhnlichen Orten: Das sind die bewährten Elemente für die inspirierenden Momente des "Literarischen Herbst" im Fünfseenland. In Zusammenarbeit mit dem Starnberger Landrat Karl Roth und der Kulturreferentin der Kreisbehörde, Barbara Beck, organisieren Kulturmanagerin Elisabeth Carr und Schriftsteller Gerd Holzheimer die Reihe seit 2002. "Wir legen bewusst den Fokus auf literarische Texte älterer Schriftsteller", sagt Carr. Lesungen mit zeitgenössischen Autoren seien eher Aufgabe der Buchhandlungen.

Ein Höhepunkt in dieser Saison dürfte der Abstecher zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sein. Der Abend heißt "Ui, der Mond". Anlässlich der ersten Mondlandung vor 50 Jahren klopften Carr und Holzheimer bei der "bayerischen NASA" an. Direktor Felix Huber öffnet nun nicht nur die Türe zum "Roten Salon", sondern lädt gleich noch in eine Raumkapsel ein. Neben Peterchens Mondfahrt und Lyrik an den Mond von Goethe und Morgenstern steht am 26. September auch eine Führung über das Gelände samt Besuch der Kommandozentrale auf dem Programm.

So bekannt wie das DLR dürfte seinerzeit auch der legendäre Schlafbunker des ehemaligen Max-Planck-Instituts in Erling gewesen sein. Die Untersuchungen zur inneren Uhr förderten jedenfalls wegweisende Ergebnisse zu Tage. Zum Auftakt der Reihe kommt am Sonntag, 22. September, der Chronobiologe und Schlafforscher Jürgen Zulley an seine einstige Wirkungsstätte und wird Teil einer wissenschaftlichen und literarischen Performance. Es wird wohl die letzte Möglichkeit sein, das unterirdische Schlaflabor zu besuchen. Das Gelände wird derzeit überplant, der alte kalte Bunker steht nicht unter Denkmalschutz.

Zum letzten Mal übernimmt auch der scheidende Landrat Roth die Schirmherrschaft für den Literarischen Herbst, was Carr und Holzheimer dazu bewog, die Lesungen mit einem Best-of zu beenden. Als Lokation haben sie dafür die Galerie Geigerhof in Unterbrunn gewählt. Ein Kuriositätenkabinett, wie Carr schwärmt. Roth fügt hinzu: "Alles, was ausrangiert wird, trifft sich im Geigerhof." Dass er beim Finale in Unterbrunn eine nicht unerhebliche Rolle spielen wird, darauf deutet schon der Titel "Dem Schirm sei Dank" hin.

Außerdem auf dem Programm: eine Begegnung mit Homer und Perikles im Dießener Schacky-Park, der Besuch der neuenSchutzengelkapelle Am Luigenkam bei Ambach sowie ein bayerischer Abend mit Judith Huber und Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler in Kooperation mit dem Museum Starnberger See zur Frage, was der Dialekt der Hochsprache voraus hat. Bereits weitgehend ausgebucht ist das literarische Erkundungswochenende in Leoni mit Peter Weiß und Anatol Regnier.

www.kunstraeume-am-see.de

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Quelle:
SZ vom 16.09.2019 / SZ
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