Holzkirchen/Bad Tölz:Friedensrunde bei der BOB

LINT Züge BOB Bayerische Oberlandbahn

Bei den neuen Lint-Zügen der Bayerischen Oberlandbahn hapert es an der Barrierefreiheit, obendrein quietschen sie auf manchen Abschnitten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Bei einem runden Tisch in Holzkirchen tauschen sich Politiker und Behindertenvertreter mit dem Bahnbetreiber über die mangelnde Barrierefreiheit bei den neuen Lint-Zügen aus. Eine Lösung ist derzeit aber noch nicht in Sicht

Von Florian Zick

Nach zunehmender Kritik an der Barrierefreiheit der neuen Lint-Züge hat die Bayerische Oberlandbahn (BOB) am Mittwoch in Holzkirchen einen runden Tisch einberufen. Neben mehreren Behindertenvertretern haben sich dort auch zahlreiche Politiker mit den Bahnbetreibern über denkbare Verbesserungsmöglichkeiten ausgetauscht, darunter auch die beiden Landräte aus Bad Tölz und Miesbach und Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU). Konkrete Maßnahmen sind dabei zwar noch nicht beschlossen worden. Im Zweimonatsrhythmus will die BOB nun aber über Lösungsvorschläge berichten.

Kern der hitzigen Auseinandersetzung um die Barrierefreiheit ist der Spalt zwischen Bahnsteigkante und Einstieg. Bei den Lint-Zügen ist dieser breiter als etwa noch bei den alten Integral-Zügen. Rollstuhlfahrer kommen im Oberland deshalb nun nicht mehr eigenständig in den Zug, der Schaffner muss ihnen eine Rampe auslegen. "Das ist natürlich nicht optimal", findet auch der Tölzer Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Die entsprechenden EU-Normen seien zwar eingehalten, "aber lustig ist das natürlich trotzdem nicht", so Niedermaier.

Der Tölzer Landrat kann die Kritik an den Lint-Zügen gut nachvollziehen. "Als dieses neue Modell eingeführt worden ist, waren wir alle richtig happy", sagt er. Die alten Integral- und Talent-Züge waren schließlich nicht mehr sonderlich zuverlässig. Nun müsse man zur Kenntnis nehmen, dass auch die Lint-Züge so ihre Mängel hätten. Man dürfe deshalb aber nicht das komplette System in Frage stellen. Die Forderung nach einem Austausch der Lint-Züge hält Niedermaier zum Beispiel für kontraproduktiv. Die Zahl der zugelassenen Diesel-Züge sei schließlich sehr übersichtlich, sagt er. "Dann fährt wahrscheinlich ein paar Jahre lang gar kein Zug mehr durchs Oberland", so Niedermaier. Gesamt gesehen hätten letztlich aber alle doch das gleiche Ziel, nämlich eine baldige Verkehrswende. "Deshalb müssen wir die Probleme gemeinsam lösen", sagt Niedermaier.

Was den Spalt betrifft, hat es am Mittwoch schon ein paar Lösungsansätze gegeben. "Wegkriegen wird man ihn aber natürlich nicht", sagt Niedermaier. Bei ein paar anderen Problemen sieht es da etwas besser aus. Auf einzelnen Streckenabschnitten quietschen die Lint-Züge nämlich ganz fürchterlich, vor allem am Gmunder Berg. Aber auch an der Gaißacher Straße in der Nähe des Tölzer Bahnhofs regen sich Anwohner inzwischen über eine störende Geräuschkulisse auf. Den Gründen dafür müsse man schnellstmöglich nachgehen, sagt Niedermaier.

Für Ralph Seifert, den Behindertenbeauftragten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, war der runde Tisch in Holzkirchen kein großer Gewinn. "Unsere Anliegen wurden von der Politik leider etwas abgebügelt", sagt er. Er hofft, dass die Behindertenvertreter beim nächsten Mal früher in die Planungsprozesse eingebunden werden. Das nächste Mal - das wird freilich erst nach der abgeschlossenen Elektrifizierung der Strecke der Fall sein, also in geschätzt zehn bis 15 Jahren. "Es war trotzdem wichtig, dass wir jetzt ein bisschen Wirbel gemacht haben", sagt Seifert. So habe man auf die Belange von Rollstuhlfahrern aufmerksam machen können. Und vielleicht, so Seifert, brächten die turnusmäßigen Gesprächsrunden ja doch noch eine Verbesserung.

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