Limit aufgehoben:Ausgebremst

Landratsamt lässt Tempo-30-Schilder in Penzberg abbauen

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Sie sind weg, die Tempo-30-Schilder vor dem Seniorenheim Steigenberger Hof und der Montessori-Schule, beide an der Seeshaupter Straße in Penzberg gelegen. Aufgestellt wurden sie im Oktober 2020 auf Antrag der Stadtratsfraktion Penzberg Miteinander (PM). Die Geschwindigkeitsbegrenzungen sollten Senioren und Kindern, die die Staatsstraße überqueren wollen, mehr Sicherheit geben. Seitdem sorgten die beiden Abschnitte für Ärger bei Verkehrsteilnehmern. Viele Autofahrer übersahen die Schilder schlichtweg oder hatten keine Lust, sich an das Tempolimit zu halten. Nun hat das Landratsamt Weilheim-Schongau angeordnet, die "streckenbezogene Geschwindigkeitsbegrenzung" aufzuheben. Gespräche sowohl mit der Heim- als auch mit der Schulleitung hätten ergeben, dass das Tempolimit nicht als notwendig erachtet werde, sagte Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann am Dienstag im Stadtrat.

Dass erst im Nachgang die Leitungen des Steigenberger Hofs und der Montessori-Schule zur Notwendigkeit von Tempo 30 befragt wurden, fanden nicht alle im Gremium gut. Jack Eberl (Freie Lokalpolitik Penzberg) monierte: "Wir hätten uns gewünscht, dass die Verwaltung vorab mit den Betroffenen gesprochen hätte." So hätte sich das Hin und Her vermeiden lassen. Auch wäre seiner Ansicht nach die Akzeptanz bei den Autofahrern größer gewesen, wenn die Tempo-30-Abschnitte besser gekennzeichnet gewesen wären. Eberl hatte bereits in der November-Sitzung im vergangenen Jahr angeregt, die beiden Teilstücke an der Seeshaupter Straße optisch hervorzuheben, damit Autofahrer Anfang und Ende der beiden Bereiche besser erkennen könnten.

Holzmann erwiderte, es sei in der Tat unglücklich, die Maßnahme nun wieder zurückzunehmen. Das sei letztlich die Entscheidung der Kreisbehörde gewesen. In der Nähe des Seniorenheims gebe es eine Querungshilfe an der Seeshaupter Straße. Im Übrigen nutze momentan nur ein Heimbewohner laut Auskunft die dem Heim gegenüber liegende Bushaltestelle. "Im Rahmen der Ermessensausübung steht daher die bisherige Anordnung nicht im Verhältnis mit den dadurch erfolgten Einschränkungen", heißt es in der Verwaltungsvorlage. Ähnlich sieht es bei der Montessori-Schule aus. An der Staatsstraße liegt nur der Lehrerparkplatz. Schüler können eine Fußgängerampel zur Überquerung der Seeshaupter Straße nutzen. "Somit sind die materiellen Voraussetzungen für die Geschwindigkeitsbegrenzung nach der Straßenverkehrsordnung nicht gegeben."

Mit dem Abbau der Schilder zeigten sich John-Christian Eilert (Grüne) und Martin Janner (Penzberg Miteinander) nicht einverstanden. Denn Tempo 30 vor beiden Einrichtungen ist rechtlich zulässig. Die Bürger hätten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung erst gewöhnen müssen, sagte Eilert. Gerade einmal sechs Monate seien zu kurz. "Die Stadt muss in erster Linie für die Menschen da sein", betonte er.

Als Antragsteller müsse er auch "ein paar Worte verlieren", erklärte Janner. Mit dem Antrag vom Juni 2020 habe seine Fraktion eine "Entschleunigung" wenigstens an solchen Stellen bewirken wollen, wo es gelte, Kinder und Senioren als schwächste Verkehrsteilnehmer zu schützen. "Aber die Macht der Gewohnheit hat gesiegt", kommentierte er die Rücknahme der Anordnung und bezog sich auf eine Tempokontrolle im Dezember vergangenen Jahres. Binnen drei Stunden wurden im Bereich der Montessorischule insgesamt 1807 Fahrzeuge gemessen. Dabei wurden 423 Tempo-Überschreitungen registriert. Die Mehrheit, nämlich 356 Autofahrer, fuhr zwischen sechs und 20 Stundenkilometer zu schnell.

Bürgermeister Stefan Korpan (CSU), der von Anfang an kein Freund des Tempolimits auf der Seeshaupter Straße war, warb darum, solche Maßnahmen in der Gesamtschau zu sehen. Damit ist die geplante Erstellung eines Mobilitätskonzeptes gemeint, zu der sich Stadtrat entschlossen hat.

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