Süddeutsche Zeitung

Letzte Refugien:Kahlflächen für die Vielfalt

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In den Isarauen werden neue Kiesbänke geschaffen

Es ist der deutschlandweit letzte Rückzugsort für so manches Tier und so manche Pflanze: die Isarauen bieten noch immer Lebensraum für Heuschreckenarten wie die Gefleckte oder Rote Schnarrschrecke sowie Pflanzen wie die Deutsche Tamariske. Um den Lebensraum zu erhalten und neuen für die vom Aussterben bedrohten Arten zu schaffen, wird das Wasserwirtschaftsamt Weilheim in diesen Tagen tätig: Unterhalb des

Sylvensteinspeichers bauen Mitarbeiter die Landschaft um und stellen zusätzliche vegetationsarme Flächen her. Hintergrund dafür sind Unterhaltungsarbeiten an der Isarvorsperre, die die langfristige Betriebssicherheit gewährleisten sollen. Dadurch wird dem Fluss noch mehr Wasser entzogen als bereits durch die ständigen Regulierungen und Ableitungen. Die Isar kann dadurch nicht selbst für eine Dynamik in den Auen sorgen. Diese natürliche Flussdynamik ist aber laut Korbinian Zanker, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes, notwendig für die Umlagerung von Kies und Sand und die Schaffung von Kahlflächen. "Dies führt in Folge der Sukzession zur Verbuschung der Kiesbänke und zum Verlust dieser Pionierstandorte", sagt Zanker.

Solche Kahlflächen bilden in den Isarauen aber das deutschlandweit letzte Refugium für gewisse Heuschreckenarten sowie Pflanzen. So greifen die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes der Isar sprichwörtlich unter die Arme und selbst zur Schaufel. Bis zum Sommer wird eine bereits vor elf Jahren entbuschte Fläche in den Auen unweit des Sylvensteins um einen Hektar vergrößert. Dazu werden Zanker zufolge zuerst die Gehölze mit einem kleinen Bagger abgezwickt und danach die Weidenbüsche, die sehr schnell austreiben, mitsamt der Wurzel herausgezogen: "Mit dieser Methode entstehen zugleich offene Kiesflächen als Rohbodenstandorte, die die Kiesbewohner im kommenden Jahr besiedeln können." Bereits im Sommer sollen sich dann Insekten sowie Pflanzen auf den neu geschaffenen, offenen Flächen ausbreiten können.

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Quelle:
SZ vom 22.01.2022 / tiv
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