Leserbriefe:Eine schwere Umweltsünde

Zu "Aus für Solarpark Kaltenbrunn" vom 25. Januar:

Photovoltaik ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Die Planung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) verlangt allerdings eine sorgfältige Standortwahl, die ökologische, Landschafts- und Umweltbelange berücksichtigt. Solche PV-FFA sind keine privilegierten Vorhaben. Für die planungsrechtliche Zulässigkeit ist die gemeindliche Bauleitplanung erforderlich. Die Errichtung selbst bedarf keiner Baugenehmigung. Im, von der Gemeinde vorgesehenen, vorhabenbezogenen Bebauungsplan-Verfahren bestimmt sie einen Vorhabenträger (Projektentwickler) mit der Durchführung des Vorhabens.

Die berechtigte Sorge der Gemeinderäte dabei ist, dass dieser nicht nur die PV-FFA plant, sondern auch die in seinem Sinn "notwendigen" Nebenanlagen, wie Speicherbauwerke, Ladestationen, Wasserstoffproduktionsstätten, sowie Kühlhäuser. Alles Anlagen zur industriellen Vermarktung des grünen Stroms. Und das ohne Baugenehmigung!

Was nützt da die Diskussion über Umweltverträglichkeit, Standortbelastung, Zerschneidung der Landschaft, Gefährdung der landschaftlichen Eigenart und Schönheit in diesem kulturhistorisch bedeutsamen Gebiet. Wir können die geomorphologisch sanfte Modellierung des Geländes, die Alleen von und nach Holzen, die historische Allee von Schützenried nach Irschenhausen, den Alpenblick vergessen. Es wird ein großflächiges Gewerbegebiet entstehen. Naive Wünsche nach Scham-Begrünung, der Traum von weidenden Schafen und wehmütige Krokodilstränen begründen keine General-Absolution von dieser schweren Umweltsünde.

Besonders makaber ist es, dass die vor circa 120 Jahren gebaute eingleisige Isartalbahn, die die Münchner Bevölkerung den Schönheiten des Isartals nähergebracht hat, nun als fragwürdiges Alibi für die "legale" Zerstörung herhalten muss.

Was tun? Ablehnung durch den Gemeinderat wäre der konsequente Schritt aus diesem Dilemma. Die Besitzer solch eines Stücks historischer Kulturlandschaft könnten auch mit berechtigtem Stolz erklären, dass sie das, "was du ererbt von deinen Vätern hast", so auch an die künftigen Generationen weitergeben wollen.

Gerhard Haisch, Icking

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