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Gemeinwohl bleibt auf der Strecke

Zum Artikel "Verkehr raus, Leben rein" vom 19. Februar:

Unbestritten ist sicherlich, dass in Wolfratshausen und nicht nur da bezahlbarer Wohnraum fehlt. Wenn momentan, wie etwa in Farchet, die Baumbestände der großen Grundstücke für den Bau von Reihen- und Wohnhäusern abgeholzt werden, ist das aus ökologischer Sicht äußerst kritisch zu beurteilen. Alte Bäume verschwinden, der Lebensraum für unsere Vögel geht verloren und das Ziel der Klimaneutralität rückt in weite Ferne. Aber dafür steigt doch das Wohnungsangebot. Richtig, aber leider handelt es sich hier nicht um bezahlbaren Wohnraum, sondern und Wohnungen im Hochpreissegment, unbezahlbar für Haushalte mit mittleren Einkommen. Volkswirte beurteilen derartige Maßnahmen anhand der Wohlfahrt, die solche Bauvorhaben hervorbringen. Die setzt sich aus Konsumentenrente und Produzentenrente zusammen. Es zeigt sich, dass die Konsumentenrente für Haushalte mit mittleren und niedrigen Einkommen gegen null geht, dass aber eine erhebliche Produzentenrente für die Verkäufer des Grundstücks und für den Bauträger entsteht. Volkswirtschaftlich ist weiterhin interessant, dass derartige Baumaßnahmen erhebliche negative externe Effekte hervorrufen, die der Markt nicht einpreist, die die Wohlfahrt aber erheblich reduzieren. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Kosten, die durch die Abholzung der Baumbestände entstehen (Kosten für Klimaerwärmung, Rückgang der Vogelbestände) und von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Es zeigt sich deutlich, dass auf der Verliererseite die Umwelt, die Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen und die Allgemeinheit stehen. Im Gegenzug machen die Grundstücksbesitzer und Bauträger ordentlich Reibach.

Ein Vorschlag zum Ausgleich der negativen externen Effekte wäre, größere Wohnbauprojekte mit einer Auflage zu versehen, dass zum Beispiel 40 Prozent der Wohnungen eine Sozialbindung haben müssen. Eine Aufgabe für den neuen Bürgermeister und den neuen Stadtrat. Franz Bauer, Wolfratshausen

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