Der Gerüchteküche in Benediktbeuern entwich zuletzt viel Dampf, wenn es um die Leonhardifahrt in diesem Jahr ging. Die Wallfahrt finde traditionell statt, falle ganz aus, sei wieder nur ein Umritt, ja, nein, vielleicht. Die Verwirrung nimmt nicht wunder, denn wegen der Corona-Pandemie und dem Hagelsturm im August 2023 gab es in den vergangenen Jahren kaum mal eine reguläre Prozession mit Pferden und Truhenwagen im Klosterdorf. Bürgermeister Anton Ortlieb (FW) sah sich ob all der Spekulationen jetzt zu einer Klarstellung veranlasst: „Die Leonhardifahrt wird diesmal wieder eine Fahrt.“ Mit den Fuhrleuten habe man schon geredet, „sie sind alle froh, dass sie in Benediktbeuern fahren dürfen.“
Los geht es am Sonntag, 3. November, um 10 Uhr auf der Schwimmbadstraße. Von dort führt die Route über die Dorfstraße und die Bahnhofstraße zum Kloster. Auf der Höhe des Sportplatzes ist die Segnung der Teilnehmenden geplant, die sodann nach einer Kehrtwende auf Höhe der Mensa zum Klosterinnenhof ziehen, wo um 10 Uhr der Gottesdienst beginnt. Die Basilika ist wegen der Hagelschäden noch immer eingerüstet, die Feldmesse wird von Pfarrer Bernhard Stiegler und Klosterdirektor Pater Heinz Menz zelebriert. Die Rückfahrt führt über Pechlern und die Bundesstraße 11 zum Dorfplatz. „Die Strecke ist die gleiche wie 2022“, erklärt Bürgermeister Ortlieb.
Die Dorfstraße wird nach der Wallfahrt provisorisch saniert
Ein paar Hürden gibt es allerdings auch dieses Jahr. Das Kopfsteinpflaster der Dorfstraße muss dringend hergerichtet werden. „Das ist in die Jahre gekommen, da passt der Untergrund nicht mehr“, so Ortlieb. Bis zur Leonhardifahrt passiert erst einmal nichts. Auch danach werde die Gemeinde die Straße „nicht kernsanieren, sondern provisorisch sanieren“. Geplant ist zunächst, das Pflaster der Fahrbahn zu entfernen, zu planieren und zu asphaltieren, von der Apotheke bis zum Abzweig der Häusernstraße. Die Bauarbeiten sollen bis Ende November erledigt sein. Die eigentliche Sanierung folgt später, nicht zuletzt wegen der Fördermittel. „Wir müssen den Weg offen halten, um dann mit den entsprechenden Maßnahmen beginnen zu können.“
Nach der Wallfahrt sind Grußworte und Ehrungen im Feuerwehrsaal vorgesehen. Der fasst etwa 230 Sitzplätze. „Wir haben jetzt schon 200 Reservierungen“, sagt Leonhardilader Peter Schalch. Allerdings ist dies ein Ausweichquartier, weil der große Saal des Gasthofs zur Post nach dem Hagelsturm noch renoviert wird. Das Herzoglich Bayerische Brauhaus Tegernsee hat für die Gaststätte indes einen neuen Wirt gefunden, der Ortlieb zufolge plant, zur Leonhardifahrt erstmals aufzusperren. Die Gäste sollen über ein Catering bedient werden, da die Küche noch nicht ganz renoviert ist. Wann der Saal mit der Hauptheizung, der neuen Bühne, Dämmungen und Toiletten fertiggestellt wird, ist noch nicht abzusehen. „Das braucht Bauzeit“, sagt Ortlieb.
Die Zugreihenfolge wird in Benediktbeuern zum ersten Mal verlost
Insgesamt werden 49 Wagen an der Leonhardifahrt teilnehmen. Die höchste Anzahl seien einmal 54 Wagen gewesen, erzählt Leonhardilader Schalch, „da war der Klosterhof gerammelt voll“. Neu ist, dass die Zugreihenfolge nun auch in Benediktbeuern – so wie in Bad Tölz -ausgelost wird. Damit soll vermieden werden, dass sich Leonhardifahrer zurückgesetzt fühlen, weil sie in der Zugfolge eine unattraktive Nummer bekommen haben. Die Verlosung findet am 16. Oktober statt. Die ersten sieben Positionen sind jedoch schon vergeben: Vorreiter, Geistlichkeit, Anlassschützenkompanie Benediktbeuern, Musikkapelle Benediktbeuern, Ministranten, Gemeinderat und Kirchenverwaltung. Danach kommen jene Wallfahrer, die schon 70, 60 und 50 Jahre dabei sind. Das geht so bis Platz 17. Danach gibt es feste Positionen für Musikkapellen und Darstellungswagen, die untereinander verlost werden.
Das Verkehrskonzept sei gerade in der Endabstimmung mit Polizei, Rettungskräften, Ärzten und Feuerwehr, so Ortlieb. Für Besucher gilt: Hunde und Drohnen sind auf dem gesamten Veranstaltungsgelände verboten. Es gibt auch wieder ein Leonhardi-Abzeichen, für das noch Verkäufer gesucht werden (Interessenten melden sich bei Christina Gebhardt, Telefon 08857/691326, Mail: christoph@benediktbeuern.de). Allen Gerüchten zum Trotz sei die Vorfreude auf die Leonhardifahrt im Klosterdorf zu spüren, berichtet der Bürgermeister: „Nicht nur, wenn man mit den Fuhrleuten redet, sondern mit allen Benediktbeurern.“