Lenggrieser Sozialprojekt:Teilhabe möglich machen

Paten für Kinder

Die Vorsitzenden Gabriele Fuchs, Judith Steinberger und Cecilia Peterhoff (v.li.) helfen mit ihrem Verein Kindern aus bedürftigen Familien.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Verein "Paten für Kinder" unterstützt bedürftige Familien, die sich Musikunterricht, Sportkurse oder Klassenfahrten nicht leisten können. Bis zu 80 Kindern im Jahr wird so schnell und unbürokratisch geholfen

Von Petra Schneider, Lenggries

Wenn man Judith Steinberger nach einem besonderen Fall in den vergangenen 20 Jahren fragt, muss sie erst nachdenken - weil es viele Kinder und Jugendliche gibt, die ihr in Erinnerung geblieben sind. Der achtjährige Junge mit Rheuma zum Beispiel, der immer wieder für Wochen in eine Spezialklinik nach Garmisch musste. Damit die Eltern den Kleinen öfter besuchen konnten, hat der Verein "Paten für Kinder" Fahrkostenzuschüsse gezahlt und ein spezielles Fahrrad gesponsert.

Obwohl die Arbeitslosigkeit niedrig ist und die Region zu den wohlhabendsten in Deutschland gehört, gibt es auch hier Kinder und Jugendliche, die von Armut bedroht sind: die kein Instrument lernen oder im Sportverein mitmachen können, weil die Familie sich die Gebühren nicht leisten kann. Eltern, die kaum das Essensgeld in der Mittagsbetreuung aufbringen können, denen das Geld für die Klassenfahrt fehlt oder für die neue Winterschuhe nicht drin sind. In diesen Fällen springt der Verein "Paten für Kinder" ein, der sich vor 20 Jahren gegründet hat. "Wir treten dann in Aktion, wenn alle staatlichen Hilfen ausgeschöpft sind", sagt die ehemalige Grundschullehrerin Gabriele Fuchs, die zusammen mit Judith Steinberger den Verein im Oktober 1998 ins Leben gerufen hat.

Den Ausschlag gab der Fall eines verhaltensauffälligen Jungen, den die Sozialpädagogin Steinberger in ihrer damaligen Arbeit beim Jugendamt betreute: Für den Jungen sei eine psychiatrische Therapie vorgesehen gewesen, die Pflegemutter wollte es aber lieber mit alternativen Methoden probieren. Weil aber weder Krankenkasse noch Jugendamt die Kosten dafür übernahmen, habe man Sponsoren gesucht. So sei der Verein entstanden, dem derzeit 47 Mitglieder angehören.

Jährlich wurden bisher zwischen 9000 und 15 000 Euro vom Verein aufgewendet und jedes Jahr 36 bis 80 Kinder unterstützt. Mitgliedsbeiträge und Sponsorengelder fließen in einen Fonds, mit dem schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet wird. Finanziell und persönlich, denn es gibt auch Paten, die Hausaufgabenbetreuung übernehmen oder sich um Heimkinder kümmern. Vor allem springt der Verein ein, wenn alternative Therapien nötig sind, die die Krankenkassen nicht zahlen: therapeutisches Reiten, kinesiologische Therapien oder Kunsttherapien, die Kindern helfen, Traumata zu verarbeiten. Wichtig sei Musik- und Sportunterricht, sagt Steinberger, "das tut der Seele gut und stärkt die Kinder". Auch "Überbrückungsdarlehen" gewährt der Verein. Etwa für Jugendliche aus prekären Verhältnissen, die in eine eigene Wohnung ziehen wollen und die Kaution nicht zahlen können. Ihnen stellt der Verein zinslose Darlehen zur Verfügung, Probleme mit der Rückzahlung habe es bisher nicht gegeben.

Nur selten wenden sich Familien direkt an den Verein, zu groß ist oft die Hemmschwelle. "Viele Familien wollen ihre finanzielle Situation nicht so ohne Weiteres offenlegen", sagt Fuchs. Dies sei aber eine Voraussetzung für Zuwendungen, "denn wir müssen natürlich sicherstellen, dass mit den Geldern wirklich bedürftige Familien unterstützt werden".

Den Kontakt stellen meist Sozialarbeiter, Familienhelfer oder Lehrer her. Die Zusammenarbeit mit den Behörden sei wichtig und funktioniere gut. Dass immer wieder größere Summen gespendet werden, etwa von Banken oder Stiftungen, lobt Fuchs. Grundsätzlich übernimmt der Verein nie die gesamten Kosten. "Uns ist wichtig, dass die Eltern immer einen Teil der Gebühren, und sei er auch noch so gering, selber tragen." Das erhöhe die Wertschätzung und trage dazu bei, dass Kinder auch regelmäßig an Musik- oder Sportkursen teilnehmen. Steinberger hofft, dass sich weitere ehrenamtliche Helfer für Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfe von Grund- und Förderschülern finden, die dringend gesucht werden. "Und dass es auch zukünftig Erwachsene gibt, die einem Kind durch eine Patenschaft vermitteln: Da ist jemand, der es gut mit dir meint".

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