Lenggrieser Politik:Barrierefrei bis 2022

Brauneckgemeinde will Bushaltestellen besser zugänglich machen

Von Petra Schneider, Lenggries

Barrierefreie Bushaltestellen sind eine Voraussetzung dafür, dass Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. In Lenggries will man diese Aufgabe nun "nach und nach abarbeiten", wie Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) am Montag im Gemeinderat sagte. Denn das Personenbeförderungsgesetz sieht einen barrierefreien ÖPNV vor; als "Zielkorridor" sei vom Gesetzgeber der 1. Januar 2022 anvisiert, erklärte Markus Ertl, sehbehinderter Gemeinderat (FWG) und Inklusionsbotschafter. Die Aufgabe sei umfangreich, in Lenggries wolle man spätestens in drei Jahren am Ziel sein.

Ertl hatte im Mai einen Antrag gestellt, den Gemeinderat über den aktuellen Planungsstand zu informieren. Demnach ist die Gemeinde für etwa 30 Bushaltestellen zuständig. Im Haushalt für 2022 sollen nun Mittel für ein Planungskonzept eingestellt und eine Prioritätenliste erstellt werden. Die geschätzten Kosten für einen barrierefreien Umbau schätzt man im technischen Bauamt auf eine halbe Million Euro. Allerdings gebe es eine Förderung von rund 50 Prozent, wie dessen Leiter Karl Ertl sagte. Mit der Umsetzung könnte 2023/24 begonnen werden. In den Planungsprozess soll neben dem Lenggrieser Inklusionsbeauftragten auch der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Ralph Seifert, eingebunden werden.

Damit Menschen mit motorischen oder sensorischen Beeinträchtigungen Busse nutzen können, ohne auf Hilfe angewiesen zu sein, sind verschiedene Maßnahmen nötig: So müsse eine barrierefreie Haltebucht für normale Busse 90 Meter lang sein, um ausreichend Warteflächen für Rollstuhlfahrer zu gewährleisten, sagte Ertl. Gegebenenfalls ist nach Ansicht des Staatlichen Bauamts Weilheim aber auch der Rückbau einer Haltebucht ein geeignetes Mittel, weil dann Fahrzeuge hinter dem Bus warten müssten und so die Verkehrssicherheit besser sei. Bordsteine müssten von zwölf auf 18 Zentimeter erhöht werden, damit Busse abgesenkt und Rollstuhlfahrer leichter aussteigen können. Außerdem brauche es Leiteinrichtungen für Sehbehinderte. Knapp 60 Bushaltestellen gibt es insgesamt in Lenggries, sie verteilen sich auf Bundes-, Kreis-, Staats- und Gemeindestraßen. Für welche die Gemeinde zuständig ist, musste erst noch geklärt werden.

Ein ÖPNV für alle sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sagte Gemeinderat Ertl. "Natürlich kosten barrierefreie Bushaltestellen Geld". Aber es gebe Fördermöglichkeiten und zinsgünstige Darlehen. Im Gemeinderat gab es uneingeschränkte Zustimmung. Auch der Landkreis habe sich im Rahmen des Nahverkehrsplans mit dem Thema beschäftigt, sagte Franz Schöttl (CSU). "Da werden landkreisweite Änderungen kommen." Roman Haehl (Grüne) merkte an, dass durch Maßnahmen wie absenkbare Busse der ÖPNV insgesamt attraktiver werde. "Auch Familien mit Kinderwagen profitieren davon."

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