Süddeutsche Zeitung

Lenggrieser Bürgermeisterkandidat II:"Guter Zuhörer"

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Stefan Klaffenbacher (FWG) setzt auf Realismus

Interview von Petra Schneider

Was würden Sie als Ihre Stärken bezeichnen - und wo liegen Ihre Schwächen?

Zu meinen Stärken gehört Beharrlichkeit, eine gute Menschenkenntnis, Entschlossenheit und Führungsstärke - ich bin zudem ein guter Zuhörer. Auf der negativen Seite stehen Chips und Knabbereien, definitiv meine Schwäche. Und dass ich zu wenig Sport mache.

Wie stellen Sie sich Lenggries in zehn Jahren vor?

In zehn Jahren ist Bürgermeister Stefan Klaffenbacher in seiner zweiten Amtsperiode. Das Pflegeheim läuft prächtig, die Kaserne ist moderat und für die Gemeinde verträglich entwickelt, wir haben Wohneigentum für einheimische Familien geschaffen, die Isarwelle ist modernisiert, das Ortsbild und die Landwirtschaft geben Lenggries weiterhin seinen Charakter, und die Elektrifizierung der Bahn kann bis 2032 abgeschlossen und damit auch eine sichere Taktung gewährleistet werden.

Weil Sie die Kaserne schon ansprechen: Wie sehen da Ihre Ideen aus?

Da brauchen wir eine Bürgerbefragung, um zu erfahren, welche zukünftige Entwicklung die Bevölkerung haben möchte. Wir müssen aber sicher die Rückabwicklung des Denkmalschutzes angehen, um die Möglichkeiten für eine Entwicklung zu erweitern. Man könnte den Bauhof und das Wasserwerk dorthin verlegen, vielleicht auch die gewerbliche Nutzung einzelner Flächen ermöglichen. Die Turnhalle sollte saniert und den Sportvereinen zur Verfügung gestellt werden. Und vielleicht kann man auch den Verkehrskindergarten zurück in das Kasernenareal holen, um unsere Kinder wieder vor Ort für den Straßenverkehr zu sensibilisieren. Keinesfalls darf dort aber ein neuer "Ortsteil" entwickeln, da Lenggries dies meiner Ansicht nach nicht verträgt. Kindergärten, Schulen, Kläranlage - das ist nicht dafür ausgelegt.

Wo sehen Sie sonst den größten Handlungsbedarf?

Wir brauchen Gewerbegrund für einheimische Unternehmen, bezahlbare Wohnbauflächen für Einheimische, einen Gehweg in Schlegldorf, auch in Teilabschnitten, damit wir dort endlich die Schulwegsicherheit gewährleisten können. Und wir müssen die Planung und Fertigstellung des Pflegeheims vorantreiben.

Der Freizeitdruck, etwa am Sylvensteinsee, belastet auch die Brauneckgemeinde. Wohin sollte sich der Tourismus entwickeln?

Vorrangig möchte ich den sanften Tourismus weiter entwickeln. Es werden auch mehr Parkzonen benötigt, da wir ja keinen Tagesausflügler "aussperren" können. Ein Anfang hierfür wurde in Fall am Sylvenstein durch die Parkplatzteilung von Auto und Nachtparkplätzen schon gemacht, dies muss nun laufend kontrolliert und auch nachgebessert werden. Ein Patentrezept gibt es wohl nicht, aber durch stetige Verbesserungen sollten wir das in den Griff bekommen. Zudem ist eine engere Taktung des RVO-Bergsteigerbusses von Lenggries in die Eng angedacht.

Wie stehen Sie zu einer Sauna in der Isarwelle?

Eine Sauna wäre wünschenswert, da Lenggries zu einem großen Teil vom Tourismus lebt und eine Gemeinde unserer Größe eine Sauna anbieten sollte. Bei der Isarwelle muss aber das Gesamtkonzept mit Renovierung und Attraktivitätssteigerung passen - und natürlich auch finanzierbar sein.

Die Verkehrssituation im Ort wird oft kritisch gesehen. Würden Sie Tempo 30 im Ortskern befürworten?

Bei der Verkehrssituation im Ort sehe ich nicht das Tempo als großes Problem, sondern vielmehr die kritische Parksituation. Die Überwachung des ruhenden Verkehrs muss deshalb optimiert werden. Tempo-30-Zonen werden oft ignoriert, das sieht man ja auch am Schulberg. Hier wäre es eventuell hilfreich, eine Bewusstseinsarbeit auf die Beine zu stellen, zum Beispiel mit Hilfe der Polizei. Die könnte Personen, die zu schnell fahren, stoppen und dann von Kindern von Kindern auf ihr Fehlverhalten hinweisen lassen.

Wie wollen Sie Handel und Gewerbe unterstützen und dem oft beklagten Leerstand in der Marktstraße entgegenwirken?

Grundsätzlich hat die Gemeinde da leider wenig Einfluss, da dies alles private Gebäude sind und wir so auch keinen Einfluss beispielsweise auf den Mietpreis haben. Wichtig wäre es aber, die Parkplätze von Dauerparkern freizuhalten, damit die Kunden Parkplätze zum Einkaufen haben.

Welche Projekte würden Sie am ehesten streichen oder zurückstellen, wenn das die Finanzlage wegen der Corona-Krise erfordert?

Da denke ich jetzt an die utopischen Planungen für den Hochwasserschutz Dorfbach, die das Wasserwirtschaftsamt aufgelegt hat. Aber auch die Ortskernsanierung wie etwa an der Isarstraße, am Karl-Pfund-Weg und an der Flößergasse wäre verschiebbar. Vor allem müssen wir aber immer die staatlichen Förderungen im Auge behalten. Wenn es für ein bestimmtes Projekt aktuell noch eine Förderung gibt, muss unter Umständen ein anderes Projekt zurückgestellt werden. Es ist unumgänglich, immer die Wirtschaftlichkeit und die finanzielle Umsetzbarkeit der unzähligen Großprojekte im Blick zu haben.

Warum sollten die Lenggrieser Bürgerinnen und Bürger Sie wählen?

Ich bin ein Realist und weiß, was möglich ist - und was eben nicht. Ich möchte das Amt im Sinn von Markus Landthaler weiterführen. Dafür steht die aktuell stärkste Fraktion mit elf Gemeinderäten hinter mir.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2020
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