Von Schwenden sprechen Landwirte, wenn sie Büsche, Sträucher und Bäume entfernen, um ihre Almen für die Viehhaltung offenzuhalten. Im vergangenen Frühjahr hat es ein Bauer damit im Schronbachtal aber augenscheinlich übertrieben. Im unter Landschaftsschutz stehenden Almgrund fällte der Landwirt an einem Hang Bäume, obwohl dies das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen an dieser Stelle gar nicht genehmigt hatte. Transportfahrzeuge gruben tiefe Rillen in den weichen Uferboden entlang des Bachs. Rauch qualmte aus Räumfeuern, was Wanderer alarmierte. Die Kreisbehörde prüfte, ob Ordnungswidrigkeiten vorliegen und verlangte dann, den entstandenen Schaden zu reparieren.
Das scheint bis Spätsommer geglückt. „Wesentliche Schäden sind kaum mehr erkennbar und die abgesprochenen Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden zeigten gute Wirkung“, berichtet Sabine Schmid, Sprecherin des Landratsamts. Demnach habe ein Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde an Ort und Stelle festgestellt, dass nur noch in wenigen Bereichen Nacharbeiten erforderlich seien. Um zu regenerieren, brauchten einige Teilflächen im Schronbachtal aber noch Zeit. Zum Verfahren bezüglich der Ordnungswidrigkeiten könne sie keine Auskünfte erteilen, so Schmid.

Die insgesamt um die 40 Hektar umfassende Schronbachalm ist im Eigentum des Forstbetriebs Bad Tölz und damit der Bayerischen Staatsforsten. Es ist eine sogenannte Berechtigungsalm, für die der Landwirt das Weiderecht hat. Der durch den Talgrund mäandernde Schronbach ist ein Naturdenkmal. Flächen entlang des Ufers sind als Biotop kartiert.
Die Weide im nördlich des Sylvensteinspeichers Richtung Jachenau führenden Tals drohte zu verbuschen und zuzuwachsen. Daher hatte der Landwirt, der den Betrieb erst kürzlich übernommen hat und im Nebenerwerb führt, den Forstbetrieb, die untere Naturschutzbehörde sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Holzkirchen kontaktiert. Die Behörden genehmigten die Schwendmaßnahmen.
Mit ihnen begann der Landwirt in der Hochwinterphase des vergangenen Januars. Er fällte Fichten und Buchen bei länger anhaltenden Minustemperaturen. Ende Januar wurde es allerdings abrupt mild, der Boden taute auf. Die Stämme der gefällten Bäume mussten laut Aussage des Tölzer Forstbetriebsleiters Robert Krebs wegen der Gefahr von Borkenkäferbefall entfernt werden. Dafür seien schwere Rückefahrzeuge seingesetzt worden, deren Reifen sich tief in den aufgetauten, weichen Boden gegraben hätten.


Inzwischen wirkt der Almgrund oberflächlich weitgehend unauffällig. Die Fahrrillen seien kaum noch zu sehen, sagt Forstbetriebsleiter Krebs. Inzwischen habe der Landwirt per Hand intensiv daran gearbeitet, die Vegetation wiederherzustellen. Die tiefen Fahrrillen habe er mit sogenannten Grassoden aufgefüllt, das sind an den Wurzeln zusammenhängende Pflanzenplatten. „Bei den verwendeten Grassoden handelt es sich um solche, die bei der Überfahrt aus der Fahrspur gedrückt wurden“, sagt Krebs. Diese seien noch im feuchten Zustand wieder in den geschädigten Boden eingesetzt worden. „Dadurch wachsen sie wieder an und es sieht aus wie vorher“, sagt der Leiter des Tölzer Forstbetriebs.
Wertvolle Weidemagerrasen wie um die Schronbachalm können sich erst durch die Almwirtschaft entwickeln. Gäbe es keine Viehhaltung, würden die freien Wiesen zuwachsen, sie würden irgendwann zu Wald. Wie Förster Krebs erklärt, können seltene Pflanzen- und Tierarten nur deshalb aufkommen, weil sich stärker zugewachsene mit offeneren Landschaftsarealen abwechseln. Diese Struktur habe der Landwirt erhalten wollen. „Das Gebiet der etwas über 800 Höhenmeter liegenden Schronbachalm ist die einzige Freifläche im von dichtem Wald umgebenen Umkreis“, sagte der Leiter des Tölzer Forstbetriebs bereits im Frühjahr. Auch am Hanggrundstück erhole sich die Vegetation. Bis sich alles wieder vollständig regeneriert habe, werde es zwar noch etwas dauern. Ein Großteil der Reparaturarbeiten habe jedoch schon angeschlagen.