Lenggries:Probestau am Brauneck

Der enorme Speichersee für die Schneekanonen ist mit 30 Millionen Litern Wasser befüllt. Die Bauabnahme durch das Landratsamt scheint nur noch Formsache zu sein. Die meisten Kritiker schweigen inzwischen.

Birgit Lotze

Brauneck Speichersee Beschneiung Schneekanonen

Der Speichersee soll Schneekanonen am Brauneck speisen. Derzeit ist er zu gut einem Drittel gefüllt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der umstrittene große Speichersee am Garland auf dem Brauneck ist fertig. Der 20 Meter hohe Damm gilt als standsicher. In dieser Woche läuft ein sogenannter Probestau. Die damit verbundenen Messungen sollen die Funktionstüchtigkeit der Anlage prüfen. 30 000 Kubikmeter Wasser wurden vom Speichersee an der etwa 750 Meter hoch liegenden Talstation auf 1250 Meter am Garland hochgepumpt - voller soll der neue künstliche See in diesem Jahr nicht mehr werden. Im nächsten Sommer, so plant die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH, wird der See randvoll: 100 000 Kubikmeter, vor allem gespeist von Schneeschmelze und Niederschlägen. Zwölf bis 15 Meter ist die Stauhöhe.

Die Bauabnahme durch das Landratsamt steht noch aus, doch es zeichnet sich ab, dass der See, mit 250 mal 80 Meter eines der größten künstlichen Gewässer Bayerns, genehmigt wird. Cornelia Breiter, die zuständige Sachgebietsleiterin in der Wasserrechtsbehörde des Landratsamts, sagt, es liege dafür alles Nötige vor. Lediglich die Ergebnisse des Probestaus und eine weitere Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts in Weilheim stünden noch aus. Die im Wasserwirtschaftsamt zuständige Abteilungsleiterin Dora Schulze muss nochmals ein Gutachten abgeben, auch da die Form des Sees nicht mehr wie geplant einer Niere ähnelt, sondern einem Oval. "Das kann Änderungen nach sich ziehen, aber deshalb wird der Damm bestimmt nicht wieder abgerissen."

Bereits in diesem Winter soll der See genutzt werden. Peter Lorenz, Geschäftsführer der Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH, will mit künstlichem Schnee aus dem Wasser die Hänge auf der Vorderseite des Braunecks zur Talstation beschneien. 60 000 Kubikmeter Schnee lassen sich aus 30 000 Kubikmeter Wasser produzieren - genug, um auf den Hängen eine "Grundbeschneiung" von zehn bis 20 Zentimetern zu legen. Ist die erstmal da, dann ist für Lorenz, sofern es kalt wird, der Skibetrieb mehr oder weniger gesichert - egal ob Schnee fällt oder nicht. Danach würden die Schneekanonen nur stellenweise eingesetzt, etwa dort, wo viel Sonne scheine.

Sowohl für die Bergbahn als auch für die Gemeinde Lenggries ist die Schneesicherheit essenziell. "Gerade Weihnachten, das ist für uns die wichtigste Zeit im ganzen Winter", sagt Bürgermeister Werner Weindl. Schneie es in diesen zwei Wochen nicht, dann stehe die Wintersaison für viele Lenggrieser auf der Kippe. "Das holt man nicht mehr auf." Lenggries habe 2200 Gästebetten, es lebten dort 200 Vermieter, allein 40 bis 50 landwirtschaftliche Betriebe böten "Urlaub auf dem Bauernhof" an.

Die Gemeinde zähle rund 60 000 Gäste jedes Jahr. Viele Handwerksbetriebe, Metzger, Bäcker lebten auch mit vom Tourismus. "Da können wir nicht sagen, dass uns das wurscht ist", sagt Weindl. Natürlich gebe es Bedenken gegen den künstlichen Koloss. Er habe allerdings in jüngster Zeit keine Zweifler mehr gehört. Weindl hat schon oft seinen Standpunkt klar gemacht: Das Brauneck ist für ihn "der Wirtschaftsberg". Die anderen Berge würden in Ruhe gelassen.

Der laute Protest von Naturschutzverbänden und Alpenverein gegen den See ist verstummt. Nur noch eine kleinere Gruppe von Mountain Wilderness machte im vergangenen Winter am Garlandhang auf den massiven ökologischen Eingriff aufmerksam. Achim Rücker, Sprecher der Tölzer Ortsgruppe des Bunds Naturschutz, findet das Projekt "nicht in Ordnung", aber er sieht kaum noch Handlungsspielraum, nachdem sich Gegner, Antragsteller und Behörden geeinigt haben.

Rücker meint, dass die Projektkritiker jetzt nur noch kontrollieren könnten, ob die Ausgleichsmaßnahmen - dazu gehört die sogenannte Entbuschung des Isarufers zwischen Lenggries und Wackersberg - vernünftig durchgeführt werden. "Wenn am Hang was kaputtgeht, dann hoffen wir, dass es wenigstens im Tal der Natur hilft."

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