Süddeutsche Zeitung

Lenggries:Politik der kleine Schritte

Grüne nominieren Klaus Hanus als Bürgermeister-Kandidaten

Von Petra Schneider, Lenggries

Ein grüner Bürgermeisterkandidat für Lenggries - Lisa Busch kann das noch gar nicht recht glauben. Erst vor einem Jahr hat sie den Ortsverband gegründet, nun stellen die Grünen im September Klaus Hanus als Kandidaten auf. Er wurde den Lahnerstubn einstimmig von den elf anwesenden Parteimitgliedern und unter großem Zuspruch der circa 40 Zuhörer nominiert.

"Wir haben mit Markus Landthaler einen guten Bürgermeister verloren", sagte Ortsvorsitzende Busch. Sein plötzlicher Tod sei der tragische Hintergrund für die Neuwahlen. Dass sich trotz der kurzen Zeit drei Kandidaten gefunden haben, sei erfreulich. Für die Freien Wähler tritt Stefan Klaffenbacher an, für die SPD Tobias Raphelt. Der bisher parteifreie Klaus Hanus habe auch bei anderen Gruppierungen angefragt, erklärte Busch. "Und wir haben ganz schnell zugeschlagen." Die Ernsthaftigkeit, mit der der 45-Jährige seine Kandidatur angehe, das Wissen und die Lebenserfahrung des zweifachen Familienvaters, der seit 20 Jahren eine Zimmerei in Fleck betreibt, habe die Grünen schnell überzeugt. "Und natürlich auch, dass er für uns als Mensch passt."

Hanus betonte in seiner Rede die starke Bindung an seine Heimatgemeinde. "Ich bin gern in Lenggries, war immer da und werde immer bleiben", sagte der Zwei-Meter-Mann, der in vielen Vereinen, etwa bei den Trachtlern und der Sportjugend, aktiv ist. Er tritt für eine Politik der kleinen Schritte ein und will den Dialog mit den Bürgern suchen. "Ich bin nicht der große Heilsbringer", sagte er. Statt großer Worte und "viel Bla-Bla" brauche es einen ersten Schritt, damit etwas vorangehe.

Als Beispiele griff er drei Punkte heraus, die sich seiner Ansicht nach zeitnah realisieren ließen: So will er sich für einen Shuttlebus vom Sylvensteindamm nach Fall einsetzen. Denn der Radweg endet an der Dammkrone, und ein kleiner Shuttlebus mit Radanhänger könnte die Lücke für Badegäste und Wanderer schließen, sagte er.

Eine kurzfristig umsetzbare Idee präsentierte er auch für das Kasernenareal: So könnte eine der ehemaligen Unterkünfte in eine Markthalle umgewandelt werden, damit regionale Erzeuger dort ihre Waren wöchentlich oder 14-tägig anbieten. Landwirte, Obstbauern oder der Ziegenhof könnten so bei der Direktvermarktung unterstützt und die Lenggrieser "wieder an die Kaserne herangeführt werden", sagte Hanus. "Jetzt schaut's da oben aus, dass man sich fast schämen muss". Eine regelmäßiger Markt wäre für Einheimische und Gäste ein Anlass, das seit Jahren brachliegende Gelände zu besuchen. Auch Jugendliche will Hanus anregen, Ideen einzubringen. Der Beachvolleyballplatz werde bereits stark genutzt, und durch die Nähe zur Freizeitarena Brauneck könnten sich neue Impulse ergeben. "Die Kaserne wäre ein perfekter Platz für Jugendliche", findet er. Skaterpark, Boulderhalle - "wenn junge Erwachsene Aufgaben kriegen, sind sie auch bereit Verantwortung zu übernehmen". Langfristig sieht Hanus, wie die SPD, auf dem Kasernenareal Möglichkeiten, Wohnungen zu schaffen. "Das ist aber ein großer Schritt."

Wie kurzfristig Wohnraum geschaffen werden könnte, erklärte der Grünen-Kandidat als dritten Punkt. Statt durch Neubauten weitere Grünflächen zu versiegeln, schlug er vor, Bestandsgebäude aufzustocken und Mehrgenerationenwohnen zu fördern. Wenn die Kniestockhöhe in Dachgeschossen von bisher 50 Zentimeter auf einen Meter erhöht würde, könnten vollständige Wohnung im Speicher entstehen. Ein Drittel mehr Wohnungen würden so ohne Flächenversiegelung geschaffen, sagte er. Auch ehemalige Kinderzimmer könnten durch den Anbau von Außentreppen zu kleinen Wohnungen in dann entstehenden Mehrgenerationenhäusern umgebaut werden. Um dies zu ermöglichen, müsste die Ortsgestaltungssatzung geändert werden. "Ich möchte ein schönes Dorf", betonte Hanus. "Aber ein Dorf, in dem Bestehendes erhalten und Neues entwickelt wird".

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SZ vom 24.07.2020
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