Namensdiskrepanz:Ausgesprochen schwierig

Ortsbezeichnungen geänderte Straßenbezeichnungen

Der Weiler Winkl hieß zwar in amtlichen Ortsverzeichnissen lange "Winkel". Das Staatsarchiv aber billigte die auch von den Bürgern bevorzugte Schreibweise ohne e, weil sie im 19. Jahrhundert benutzt wurde.

Seit Jahren nennen die Lenggrieser einige ihrer Ortsteile anders, als diese offiziell bezeichnet werden. Winkel darf wieder Winkl heißen, in anderen Fällen aber bleiben die Staatsbehörden streng.

Von Petra Schneider

Das kleine Örtchen Winkl im Isarwinkl, pardon Isarwinkel, beschäftigt seit fast 20 Jahren die Fachleute des Staatsarchivs in München. Es geht um die verzwickte Frage, wie der Ortsteil, in dem ungefähr 150 Leute leben, denn nun korrekt heißt. Seit Jahrzehnten herrscht Konfusion, Winkel oder Winkl - und das ist in der Brauneckgemeinde leider kein Einzelfall. Seiboldhöfe oder Seiboldhof? Bairahöfe oder Bairahof. Die Schreibweisen sind nicht einheitlich, und das muss sich ändern, damit die Einheimischen endlich die selben Ortsnamen verwenden wie Google-Maps.

Bereits im Jahr 2002 hat das Vermessungsamt die Gemeinde aufgefordert, sich auf eine einheitlich Schreibweise zu einigen. Das ist auch geschehen; im Dezember 2002 stimmte der Gemeinderat einhellig dafür, dass die Ortsteile Winkl, Seiboldhöfe, Bairahöfe und Brauneck nun ein für allemal so und nicht anders heißen. Vollständig umgesetzt wurde dieser Beschluss allerdings nie.

Im Mai 2002 hat sich schließlich auch das Staatsarchiv München eingeschaltet. Nach umfangreichen Recherchen könne man im Fall Winkl der Umbenennung zustimmen, teilte die Behörde mit. Obwohl in den amtlichen Ortschaftsverzeichnissen aus den Jahren 1904, 1928 und 1952 die Schreibweise "Winkel" dokumentiert sei. Weil aber bereits viel früher, nämlich 1814 und 1877, der Name "Winkl" benutzt worden sei, billige man die vom Gemeinderat beschlossenen Schreibweise.

Nicht einverstanden zeigte sich das Staatsarchiv allerdings mit der Novellierung in drei anderen Fällen: Denn von "Seiboldhöfe", vom Gemeinderat ebenfalls 2002 beschlossen, sei in den Katastern nichts zu finden. Vielmehr sei 1808 und 1814 die Schreibweise Seiboldshof, teils sogar mit y, aber auf jedem Fall im Singular aktenkundig. Ähnlich verhalte es sich mit "Bairahöfe", das in den Urkunden seit 1814 ebenfalls stets im Singular genannt wurde. Und weil "Brauneck" eine geografische Bergbezeichnung sei, plädiert das Staatsarchiv für die Bezeichnung "Brauneckhütte" für Bergstation und Gipfelhaus.

In der Gemeinde ignorierte man die wissenschaftlich fundierten Anordnungen zehn Jahre lang, weshalb das Staatsarchiv seine Argumente im Jahr 2012 wiederholte. Damit die diffizile Angelegenheit nun endlich geklärt und ein Schlussstrich unter das "schwierige und zeitintensive Thema" gezogen werden könne, wie Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) kürzlich im Gemeinderat sagte, wurden die Bewohner von Winkel schriftlich befragt. Von 147 Fragebögen kamen 107 zurück, alle sprachen sich für eine Umbenennung in Winkl aus - die ja formal bereits 2002 beschlossen wurde. Das Landratsamt hat im Mai zugestimmt; zum 1. Juli ist der Ortsteilname "Winkl" nun amtlich.

In den anderen Fällen folgte das Landratsamt allerdings dem Staatsarchiv und nicht dem Alltagsgebrauch: Aus Bairahöfe wird nun Bairahof, aus Brauneck Brauneckhütte. Der Gemeinderat fügte sich diesen Anordnungen, blieb aber im Fall Seiboldhöfe uneinsichtig. Der Ortsteil heiße jetzt seit 150 Jahren so, sagte Josef Wasensteiner (CSU). "Ich würde mich nach den heutigen Gebräuchen richten und nicht in der Zeit vor 150 Jahren rumkramen." Für die Anwohner bedeute eine Änderung schließlich viel Ungemach, weil sie ihre Postanschrift ändern müssten. Franz Schöttl (CSU) regte an, wie in Winkl die Bewohner abstimmen zu lassen. Auf jeden Fall müsse die Sachlage noch einmal mit dem Landratsamt geklärt und dem Staatsarchiv die Sicht der Gemeinde klar gemacht werden, sagte Bürgermeister Klaffenbacher. "Denn wir allein können das nicht entscheiden."

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