Lenggries:Alpenverein will Gipfelkreuz retten

Lesezeit: 2 Min.

Zahlreiche Einschnitte und Kerben hat ein bislang noch unbekannter Täter in das gerade erst errichtete, neue Gipfelkreuz auf dem Schafreuter gesägt. (Foto: Polizei/oh)

Nach dem Schock über den erneuten Angriff auf das Gipfelkreuz am Schafreuter denkt der Alpenverein darüber nach, wie es weitergehen kann. Ein Abbau sei jedenfalls keine Option.

Von Claudia Koestler, Lenggries

"Ein totaler Schock. Wir sind eigentlich komplett sprachlos", sagt Paul Schenk, Vorsitzender der Tölzer Alpenvereins-Sektion. Denn schon wieder wurde das Gipfelkreuz auf dem Schafreuter Ziel einer Attacke. Nicht einmal vier Wochen, nachdem es für ein mit einer Axt zerstörtes Gipfelkreuz als Ersatz aufgestellt worden war, sägte ein Unbekannter es nun an mehreren Stellen an. Die Tölzer Alpenvereins-Sektion hat von dem Schaden am Montagabend erfahren. Einen Tag zuvor hatten Wanderer, die nicht aus der Region stammen, die Tölzer Polizeiinspektion per E-Mail von dem Schaden in Kenntnis gesetzt. Diese ermittelt nun wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt.

Im Juli und August dieses Jahres hatte ein oder mehrere Täter drei Gipfelkreuze im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet mit einer Axt attackiert. An Pfingsten fällte ein Unbekannter ein Holzkreuz an der Dudl-Alm. Ende Juli erwischte es dann das Gipfelkreuz auf dem Prinzkopf und Ende August jenes am Schafreuter, der auch als Schafreiter oder Scharfreiter firmiert. Dort war der Schaden so groß, dass das Kreuz umgelegt werden musste.

Gemeinsam mit Spendern und Engagierten gewann der Alpenverein sieben angehende Zimmerer der Tölzer Berufsschule, die ein neues Kreuz anfertigten. Am 1. Oktober transportierten die Helfer die rund fünf Meter hohen und 200 Kilogramm schweren Eichenholzbalken auf den 2102 Meter hohen Gipfel des Schafreuters. Eine Woche später wurde es durch Pater Thomas Abrell geweiht.

Über die Motive, das Gipfelkreuz zu malträtieren, ließ sich bereits im Sommer nur spekulieren. Die Palette reicht von Vandalismus bis hin zur Ablehnung christlicher Symbole. Bei der neuerlichen Attacke indes vermutet die Polizei, dass es diesmal ein anderer Täter als im Sommer sein könnte. Per Helikopter hatten die Beamten am Sonntag das beschädigte Kreuz in Augenschein genommen und waren zu dem Schluss gekommen, dass die Beschädigung "von der Machart her diesmal ganz anders war", sagt Hauptkommissar Josef Mayr. Das eher "dilettantisches Vorgehen" spreche für einen Trittbrettfahrer. Es gebe "mehrere Einschnitte, manche tiefer, mancher flacher", erklärt er. Auch wenn die Stabilität des Kreuzes noch gegeben ist, muss es repariert werden. "Denn es ist dort oben ja sehr exponiert und damit stark der Witterung ausgesetzt. Wenn Wasser erst einmal in das Holz eindringt, kann es schnell kaputt gehen", weiß Schenk.

Noch am Montagabend hat er sich deshalb mit einigen Mitstreitern, darunter auch der Hüttenwart der Tölzer Hütte, Max Nichtl, zur Lagebesprechung getroffen. "Primär geht es jetzt einmal um die Schadensbeseitigung, und dann natürlich um die künftige Sicherung des Kreuzes", sagt der Sektions-Vorsitzende. Klar sei, dass mit der Reparatur nicht bis zum Frühjahr gewartet werden soll. "Das muss so schnell wie möglich gemacht werden." Ideen zur Sicherung reichen von der Ausweitung der Metallhalterung als Art Zaun bis hin zu Überwachung per Webcam. Welche konkreten Schritte aber wann unternommen werden, könne erst kommende Woche eruiert werden.

Das Gipfelkreuz abzubauen und damit keine Angriffsfläche mehr zu bieten, ist für Schenk keine Option: "Es ist eine bayerische Tradition, Punkt", sagt er. Für ihn könne ein Gipfelkreuz religiös gedeutet werden, müsse aber nicht. "Es ist schließlich auch ein Zeichen für ,oben angekommen'. Ich habe jedenfalls dort noch keinen mit einem Rosenkranz knien gesehen." Wenn jemand etwas zu sagen habe, solle er es sagen. "Alles andere ist einfach nur feige."

Nach der Axt-Attacke hatte die Tölzer Alpenvereins-Sektion eine Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen. "Diese Belohnung werden wir nun aufrecht erhalten", sagt Schenk. Auch die Polizei bittet etwaige Zeugen, sich zu melden. Obwohl die Tölzer Hütte am Schafreuter seit 18. Oktober geschlossen sei, bestiegen noch immer zahlreiche Wanderer den Berg. "Dass der Täter also ganz unbemerkt am Gipfelkreuz sägen konnte, ist eher unwahrscheinlich", sagt Mayr.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: