Die Grünen in Lenggries lassen nicht locker: Sie wollen das alte Krankenhaus an der Karwendelstraße unbedingt retten. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das mehrfach erweitert wurde, diente zuletzt als Kreispflegeheim und steht nach dem Umzug der Bewohner in das neue Pflegeheim seit Anfang August leer. Aus Sicht der Grünen könnte es „ohne erheblichen baulichen Aufwand kurzfristig zu etwa 20 Apartments für Pflegekräfte und andere Mitarbeitende umgebaut werden“. Alternativ sei auch eine Umgestaltung in Wohngemeinschaften oder eine Erweiterung des Hauses der Senioren denkbar.
Sibylle Reuter, Grünen-Sprecherin und Architektin, betont, dass die Umnutzung des ehemaligen Krankenhauses „nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll“ sei, weil es über eine Grundstruktur verfüge, „die sich hervorragend für kleine Wohneinheiten eignet“.
Im Gemeinderat sieht man das anders: Wie Architektin Claudia Specht vom Büro Sweco, welches das neue Pflegeheim geplant hat, im September 2021 im Gemeinderat erklärt hatte, würde eine Generalsanierung des Bestandsgebäudes etwa 80 Prozent der Kosten eines Neubaus verursachen. Außerdem sei die Kubatur für Wohnungen nicht ideal. Mit 19 zu fünf Stimmen beschloss das Gremium damals, das frühere Kreispflegeheim nach dem Umzug der Bewohner abzureißen.
Bezahlbare Wohnungen, vor allem für Pflegekräfte oder Kita-Personal, will die Gemeinde stattdessen auf dem Kasernenareal schaffen; im Bebauungsplan, der noch heuer als Satzung beschlossen werden könnte, ist der südwestliche Teil für Gewerbe und Bauhof vorgesehen, im Osten ein Mischgebiet eben mit Wohnungen, Kita und Multifunktionsplatz.
Den Grünen dauert das zu lange. Sie befürchten, dass die Wohnungen „noch Jahre auf sich warten lassen“. Im November haben sie deshalb eine Unterschriftenaktion gegen den Abriss des Alten Krankenhauses gestartet und sich wiederholt an die Öffentlichkeit gewandt. „Noch ist es nicht zu spät“, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung, verbunden mit dem Appell, das „ortsbildprägende Gebäude“ zu erhalten. Man dürfe nicht riskieren, dass das neue Pflegeheim „aufgrund von Personalmangel, der wiederum durch fehlenden, bezahlbaren Wohnraum verursacht wird“, womöglich nicht wirtschaftlich betrieben werden könne, erklärt Grünen-Sprecher Werner Hüttl.
800 Unterschriften für den Erhalt des Gebäudes
Dass sich viele Lenggrieser mit dem ehemaligen Krankenhaus verbunden fühlten, zeigten die rund 800 Unterschriften, die im November für dessen Erhalt gesammelt worden seien. Das Gebäude an der Karwendelstraße aus dem Jahr 1881 fungierte bis 1975 als Gemeindekrankenhaus und anschließend als Kreispflegeheim. Es wurde in den Jahren 1985 und 2004 um zwei Gebäudeteile erweitert. Diese würden „definitiv abgerissen“, erklärt zweiter Bürgermeister Franz Schöttl (CSU) auf Nachfrage. Denn vor allem der hintere Querbau stehe zu nah am neuen Pflegeheim und müsse schon allein aus Brandschutzgründen abgebrochen werden.
Auf der dann frei werdenden Fläche will die Gemeinde das Haus der Senioren erweitern. „Das war seit jeher so geplant“, sagt Schöttl. Dort sollen Zweiraumzimmer im Betreuten Wohnen für Ehepaare entstehen, die nachgefragt würden. Was mit dem ältesten Gebäudeteil geschehen soll, stehe noch nicht definitiv fest, sagt Schöttl. Die Gemeinde habe eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die Bausubstanz und mögliche Nachnutzung untersuchen soll. Das Ergebnis soll den Gemeinderäten im September vorgestellt werden.

SZ Good News:Gute Nachrichten aus München – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Mehr positive Neuigkeiten im Alltag: Die Süddeutsche Zeitung verbreitet jeden Tag auf Whatsapp ausschließlich schöne und heitere Nachrichten aus München und der Region. So können Sie ihn abonnieren.
Die angedachten Seniorenappartements in diesem Teil unterzubringen, hält Schöttl für „sehr schwierig“ und verweist auf die Raumhöhen und die Aufteilung. Auch ein Verkauf des alten Krankenhauses sei „keine Option“. Die Gemeinde habe das Areal vor gut zwanzig Jahren von der Schörghuber-Gruppe zurückgekauft. „Wir brauchen die Flächen selbst“, sagt Schöttl. Das hatte auch Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) im Februar im Gemeindeblatt erklärt: Das Areal an der Karwendelstraße sei die „einzige Vorhaltefläche“ der Gemeinde für den sozialen Bereich. Man habe „den demografischen Wandel fest im Blick.“

