In der Gemeinde Lenggries sind Kita-Plätze rar. In den vergangenen sechs Jahren ist der Bedarf um 45 Prozent gestiegen, für das kommende Kindergartenjahr gibt es eine lange Warteliste. Eine kurzfristige Lösung scheint nun gefunden: Für eine Übergangszeit von fünf Jahren will die Gemeinde das Creaktivum beim Brauneck Hotel an der Münchner Straße als Kindergarten nutzen. In den großen Räumen könnte Platz für drei Gruppen geschaffen werden. Die dafür nötige Änderung des Bebauungsplans wurde vom Gemeinderat am Montag einstimmig auf den Weg gebracht.
Ob und ab wann das Gebäude aber tatsächlich für die Kinderbetreuung genutzt werden kann, welche Umbauarbeiten nötig sind und was das die Gemeinde kosten würde, ist derzeit noch offen. Die Gemeinde hat das Gebäude in Erbpacht an Privat vermietet, die es wiederum an die Schörghuber-Gruppe, die das Brauneck Hotel ehemals betrieben hat, untervermietet. Es diente als Tagungs- und Veranstaltungsraum, derzeit wird es als Lagergebäude genutzt. Gespräche mit den Erbpachtnehmern liefen, "wir sind auf einem guten Weg", sagte Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG). Einen Betreiber für die Interims-Kita habe man bereits gefunden.
Die Kreisbehörde hält die Interimslösung für machbar
Auch das Landratsamt halte einen Kindergarten im Creaktivum für grundsätzlich machbar. Im Vergleich zu einem Neubau wären die nötigen Baumaßnahmen überschaubar, erklärte Bauamtsleiter Ronny Bousseljot. Dennoch müssten die für Kitas vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen und die Haustechnik entsprechend umgerüstet werden.
Einfacher sei das bei den Außenanlagen, weil genügend Platz für Spiel- und Stellflächen zur Verfügung stünde. Voraussetzung für weitere Planungen sei der Billigungsbeschluss des nun geänderten Bebauungsplans, der bislang nur eine Nutzung im Bereich Tagung, Hotelbetrieb oder Einzelhandel vorsah. Von den derzeit am Brauneck Hotel laufenden Sanierungsmaßnahmen sei das Creaktivum nicht betroffen. Die Schallemissionen eines Kindergartens wären aus Sicht des Bauamtsleiters unbedenklich, weil sie nicht höher seien, als bei einem Tagungs- oder Seminarraum und außerdem nur tagsüber entstünden.
Weniger gut sieht es allerdings mit einer finanziellen Förderung aus, wie Kämmerer Michael Wenig erklärte. Denn nur für Kita-Neubauten gebe es satte Zuschüsse, bei Umbauten fielen diese eher gering aus. Klar ist freilich: Das Creaktivum kann keine Dauerlösung sein. Die Gemeinde kommt nicht ohne eine weitere, vierte Kindertagesstätte aus - trotz des erst 2020 eröffneten Kindergartens St. Jakobus im ehemaligen Gasthof Post. Ein Neubau ist nötig, auch der Umbau eines Bestandsgebäudes auf dem Kasernenareal ist im Gespräch. Die jetzt auf den Weg gebrachte Zwischenlösung verschaffe der Gemeinde aber "ein bisserl Zeit, um einen geeigneten Standort zu finden", sagte Franz Schöttl (CSU).
