Geschichte in Lenggries:Das Geheimnis einer verlorenen Festung

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Anlässlich des vernichtenden Brands auf dem Burgschloss vor 315 Jahren am Donnerstag, 21. Juli 1707, macht Stephan Bammer (links) eine Abendführung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Vor 315 Jahren stand die Hohenburg in Flammen. Bis heute ist nicht geklärt, ob Soldaten oder Engel ihre Finger im Spiel hatten. In einer Führung ließ Stephan Bammer die Geschichte lebendig werden.

Von Annika Merlet, Lenggries

Es war ein Donnerstag, als am 21. Juli 1707 die Hohenburg in Flammen aufging. Auf den Tag genau 315 Jahre später hat Stephan Bammer, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins Burgruine Hohenburg, die Geschichte wieder lebendig werden lassen. In einer Abendführung zur Ruine in Lenggries erzählte er von den Hintergründen des verheerenden Brands, und erklärte, wie die Burg ausgesehen hat, von der heute nur noch der Stumpf des Turms, der damals als Kerker diente, zu erkennen ist, und welche Bedeutung ihre Lage hatte.

Stephan Bammer gab den Teilnehmenden der Führung zu Beginn einen Flyer, auf dem ein Stich aus dem Jahr 1701 von der ehemaligen Hohenburg abgebildet ist. Darauf ist zu erkennen, dass die Burg damals im Gegensatz zu heute nicht von Wald umgeben war. Die Anhöhe sei früher für den Weinanbau und für Obstplantagen genutzt worden, sagte Bammer.

Ein alter Stich der ehemaligen Burg Hohenburg, die Anhöhe wurde für Wein- und Obstanbau genutzt. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf dem Weg nach oben erklärte er, wie die Burg durch ihre Lage gegen einen feindlichen Angriff geschützt war. Zum Schutz sollte auch die beachtliche Waffensammlung in der Waffenkammer beitragen. Ironischerweise war der einzige Vorfall, der einem Angriff glich, die Plünderung eben dieser Waffenkammer im Jahr 1705 und das auch noch durch die in der Umgebung ansässigen Lenggrieser. Diese wollten sich nämlich, Berichten zufolge, für den bayerischen Volksaufstand rüsten, im Zuge dessen es auch zur "Sendlinger Mordweihnacht" kam.

Auf dem Weg nach oben erklärt Stephan Bammer, wie die Burg durch ihre Lage gegen einen feindlichen Angriff geschützt war. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Stephan Bammer erklärte, wie daraufhin das Schicksal seinen Lauf nahm: Der Herr von Hohenburg, Graf Hörwarth, ließ dieses ungehorsame Handeln seiner Untertanen an das kaiserliche Regime in Österreich verlauten. Die Regierung reagierte darauf mit der Stationierung österreichischer Soldaten in der Burg. Anstatt aber ihren Schutz zu gewähren, seien sie es gewesen, die letztendlich den Untergang der Hohenburg herbeigeführt haben, vermutete Stephan Bammer.

Heute ist neben Mauerresten nur noch der Stumpf des Turms (Mitte hinten), der damals als Kerker genutzt wurde, zu sehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Es war am Morgen des besagten Juli-Donnerstags 1707, als die Burg ganz unerwartet in Flammen aufging. Beobachter hätten bezeugt, dass sich das Feuer entlang des hölzernen Dachgeschosses in beide Richtungen ausgebreitet habe - und das ungewöhnlich schnell. Es ist laut Bammer bis heute nicht sicher, wer das Feuer gelegt habe. Jedoch sei es "auffällig" gewesen, dass die Soldaten dabei gesehen wurden, wie sie als erste mit ihrem Gepäck die Burg verließen, sagte Bammer. "Sie wollten weg von diesem ungeliebten Platz", so seine Vermutung, denn die Soldaten seien in der damaligen Zeit oft schlecht besoldet gewesen. Dazu kam, dass sie in Lenggries ihre finanzielle Not auch nicht - wie damals üblich - durch Raubüberfälle an der Bevölkerung ausgleichen durften, denn das war ihnen vom Kaiser ausdrücklich verboten worden. Das wiederum lag wohl an Graf Hörwarths guten Beziehungen zu Österreich.

Die Soldaten selbst begründeten Bammer zufolge den Brand damit, dass der Kamin schlecht gekehrt gewesen sei und das Feuer sich dadurch entzündet habe. Jedoch widersprachen Dienstknechte dieser Aussage. Sie sagten unter Eid aus, dass sich der Brand "1,5 Schuh" ( etwa 0,45 Meter) neben dem Kamin unter Zuhilfenahme eines Brandbeschleunigers ausgebreitet habe. Auch waren sie sich einig, dass sie, als die Burg in Flammen stand, jemanden "zwei Vaterunser lang" - eine damalige Zeitangabe - wunderschön haben singen hören. Das mochte Graf Hörwarth nicht so recht glauben: "Engel lachen über einen Schaden nicht", soll er dazu gesagt haben und die Zeugen noch einmal vernommen haben. Doch die blieben bei ihrer Version der Ereignisse.

Der vernichtende Brand sei den Überlieferungen nach beim Kamin ausgebrochen, sagte Stephan Bammer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Stephan Bammer sagte während der Führung, dass Graf Hörwarth damals beschloss, seine Burg nicht wieder aufzubauen, sondern stattdessen ein neues Schloss in der Nähe zu errichten. Die Wahl für den Standort fiel auf eine bereits eingeebnete Fläche näher am Dorf Lenggries, die damals als Acker genutzt wurde. Damit begann der Bau des heutigen Schlosses Hohenburg. Für die Errichtung wurden unter anderem die Steine der Ruine verwendet, was einer der Gründe dafür ist, weswegen von der Burg heute kaum noch was zu sehen ist. Der andere Grund: Im Laufe der Jahrhunderte stieg das Erdniveau um zwei Meter an, was heute das ganze Erdgeschoss der Ruine bedeckt. Nicht nur die Steine, auch die Schwarze Madonna, sowie die Messbücher und -gewänder der jetzigen Hohenburger Schlosskapelle stammen ursprünglich aus der alten Burg. Sie konnten, wie vieles andere, nach dem Brand gerettet werden. Das Hohenburger Schloss wird seit 1953 als Schule genutzt - ohne den Brand in der alten Burg hätte es sie jedoch vermutlich nie gegeben.

Die Besucherinnen und Besucher der Führung und Stephan Bammer (ganz rechts). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Weitere Informationen rund um die ehemalige Burg lassen sich auf der Website des Fördervereins "Burgruine Hohenburg" finden.

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