Lenggries:Grünland und Kuh ergibt Milch und Fleisch

Auf einem Bauernhof in Lenggries erklären Vertreter des Bauernverbands, warum Wiesen und Weiden wichtig sind - und warum sie gemäht werden müssen

Von Floriana Hofmann, Lenggries

Auf dem Bauernhof der Familie Wasensteiner leben 35 Milchkühe, 75 nachgezüchtete Rinder und zwei Zuchttiere. Der Hof wird seit dem Jahr 1420 durchgehend von der Familie Wasensteiner geführt. Er liegt im Ortsteil Schlegldorf auf 679 Metern. Heute leben vier Generationen auf dem Hof: Die Großeltern Jakob, 82, und Maria, 78, die Eltern Jakob, 52, Landwirt, und Annett, 46, Konditorin und Hauswirtschafterin, die drei Kinder Barbara, 24, Jakob, 21, und Magdalena, 15, sowie ein Enkelkind, die einjährige Veronika.

Die Familie bewirtschaftet 69 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind 62,3 Hektar Grünland, bestehend aus 44,8 Hektar Wiesen und Weiden und 17,5 Hektar Lichtfläche auf Almweiden. Zusätzlich besitzt die Familie 6,7 Hektar Ackerfläche in Dietramszell und 61 Hektar Gebirgswald. Der Hof ist ein typischer Milchviehbetrieb und war kürzlich Schauplatz eines Pressegesprächs, zu dem der bayerische Bauernverband eingeladen hatte, um über das Grünland im Oberland zu informieren.

Lenggries: Dorthin lud der Bauernverband ein, um dessen Bedeutung zu erklären.

Dorthin lud der Bauernverband ein, um dessen Bedeutung zu erklären.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind 93 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grünland, in Oberbayern die Hälfte, in ganz Bayern rund ein Drittel. Grünland, das sind Wiesen, auf denen Kühe weiden und das auch gemäht wird, um Heu und Silage als Winterfutter zu verwenden. Bezirksbäuerin Christine Singer fasst den Nutzen der Flächen so zusammen: "Grünland und Kuh ergibt Milch und Fleisch."

Sie betont zudem, wie wichtig das landschaftsprägende Grünland für den Tourismus sei: "Touristen, Familien, Urlauber, Wanderer kommen zu uns, um unsere herrliche Kulturlandschaft zu genießen." Das Bestehen des Grünlandes trage somit einen wichtigen Teil dazu bei, "dass es der Region gut geht".

Eine anderweitige Nutzung der Flächen sei meist nicht möglich: "Grünland kann man nicht so einfach in Ackerland umbauen", erklärt sie. Die felsigen, steinigen Böden seien dafür nicht geeignet, zusätzlich falle zu viel Niederschlag - 1 800 Millimeter pro Jahr etwa in Lenggries, das sei einfach zu viel für Ackerbau. "Jede Nutzung hat ihren Platz", fasst der Bauernverbands-Präsident und Landtagsabgeordnete Anton Kreitmair (CSU) zusammen. In Oberbayern werde das Gras meist vier mal pro Saison geschnitten, sagte er.

Lenggries: Der Hof der Wasensteiners ist ein typischer Grünland-Betrieb.

Der Hof der Wasensteiners ist ein typischer Grünland-Betrieb.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

In manchen Gegenden gebe es bis zu sechs Schnitte pro Jahr. Die Familie Wasensteiner mäht fünfmal pro Saison. Der 21-Jährige Jakob Wasensteiner, angehender Landwirtschaftsmeister, erklärt, Gras, das erst später geschnitten werde, habe einen geringeren Eiweißgehalt habe als das jüngere Gras. Ein höherer Eiweißgehalt ist nötig, damit die Hochleistungskühe im Stall entsprechend viel Milch geben können. Bei Fütterung mit weniger eiweißhaltigem Gras müsse zusätzlich Soja gefüttert werden. Bezirksbäuerin Singer weist jedoch darauf hin, dass dieser Nachkauf vermieden werden solle. Aus dieser Sichtweise sei es also effektiver, das Gras häufiger zu schneiden.

Zu viele Schnitte haben aber auch einen Nachteil: "Durch häufiges Mähen geht die Artenvielfalt zurück", sagt Singer. Grünflächen, die seltener geschnitten werden, weisen eine höhere Artenvielfalt auf. In höheren Lagen wird extensivere Landwirtschaft betrieben, die Wasensteiners mähen dort nur einmal pro Jahr. "Entsprechend mehr Pflanzen wachsen dort. Ohne eine landwirtschaftliche Nutzung der Grünfläche wachsen Büsche und Hecken, im Laufe der Zeit entsteht so ein Wald. Das sei ebenfalls nicht gut für die Artenvielfalt, erklärt Singer. Werde eine Wiese maximal drei Mal pro Jahr gemäht, seien die Bedingungen für hohe Biodiversität optimal.

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