Zukunft von Lenggries:Die fetten Jahre sind vorbei

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Die Brauneckgemeinde Lenggries muss ihre finanziellen Rücklagen abschmelzen, um Großprojekte zu stemmen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Pflegeheim-Neubau verschuldet sich die Brauneckgemeinde massiv. Dann liegt die Pro-Kopf-Verschuldung deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt.

Von Petra Schneider, Lenggries

Viele Jahre konnte sich Lenggries auf einem komfortablen Rücklagenpolster ausruhen, auch die Schulden haben kaum geschmerzt. Damit ist es nun vorbei: Denn im April wird mit dem Neubau des Pflegeheims begonnen, das auf rund 21,4 Millionen Euro taxiert wird. Auch einige Projekte, die im vergangenen Jahr verschoben wurden, etwa, weil Fachfirmen kaum zu bekommen waren, sollen nun angepackt werden. Das geht nicht ohne satte Kreditaufnahme: Neun Millionen Euro sind vorgesehen, und das in den vergangenen Jahren angesparte Finanzpolster von über sechs Millionen Euro wird auf etwa die Hälfte abgeschmolzen. Wegen hoher Ausgaben, vor allem beim Personal, sinkt auch die Investitionsrate von 3,5 Millionen auf nur mehr 814 000 Euro.

"Wir haben heuer sehr viel vor", sagte Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) am Montag im Gemeinderat. Dank des "vorsichtigen Wirtschaftens in den letzten Jahren" könne man aber nun "nach vorne schauen", betonte sein Stellvertreter Franz Schöttl (CSU). Eine Diskussion gab es nicht, der Haushalt mit einem Gesamtvolumen von knapp 43 Millionen Euro, der bereits vom Finanzausschuss einstimmig empfohlen worden war, wurde auch im Gemeinderat ohne Gegenstimme gebilligt.

Bürgermeister Stefan Klaffenbacher. (Foto: Manfred Neubauer)

Die neuen Schulden werden laut Bürgermeister Klaffenbacher ausschließlich für den Pflegeheim-Neubau gemacht. Der Landkreis schießt ein Darlehen von 3,5 Millionen Euro zu, das über eine Laufzeit von 30 Jahren zinslos ist. Die Kosten sollen durch die Mietzahlungen der Caritas refinanziert werden. Neben dem Mammutprojekt Pflegeheim gehören zu den größeren Posten heuer das neue Feuerwehrhaus in Schlegldorf, das mit rund 800 000 Euro veranschlagt ist. Für die Umgestaltung von Karl-Pfund-Weg, Isarstraße und Flößergasse im Rahmen der Ortskernsanierung sind rund 920 000 Euro eingestellt. Insgesamt 660 000 Euro investiert die Gemeinde in die Grund- und Mittelschule, etwa in die Sanierung der WC-Anlagen und die Schulausstattung.

Für Brückenbaumaßnahmen sind rund 600 000 Euro eingestellt, für die Verlängerung der Nahwärmetrasse in Richtung Haus der Senioren 400 000 Euro. Einige Ausschreibungen wurden am Montag bereits auf den Weg gebracht: Die Erneuerung der Hirschbachbrücke samt Einbau eines Wasserzählschachts, mit dessen Hilfe Leitungsbrüche und die dadurch verursachten Wasserverluste besser lokalisiert werden können. Auch der barrierefreie Umbau der Bushaltestellen am Bahnhof samt Querungshilfe sowie an der Wackersbergerstraße, zusammen mit den ebenfalls für heuer geplanten Toiletten am Kalkofenweg, wurden auf den Weg gebracht.

Voraussichtlicher Schuldenhöchststand im Jahr 2024 mit 19 Millionen Euro

Der Balken, der den Schuldenstand der Gemeinde anzeigt, wächst in den kommenden Jahren kräftig in die Höhe: Er steigt von zwei Millionen auf gut zehn Millionen und erreicht im Jahr 2024 mit voraussichtlich 19 Millionen Euro einen Höchststand. Eingerechnet ist das Darlehen, das die Gemeinde für den Erwerb des Kasernenareals mit der Bayerngrund GmbH außerhalb des Haushalts abwickelt. Für heuer ergibt sich eine Pro-Kopf-Verschuldung von rund 1000 Euro. Diese liegt deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt vergleichbarer Kommunen von 718 Euro.

Zur Finanzierung stehen der Gemeinde gestiegene Einkommensteuereinnahmen zur Verfügung, die Kämmerer Michael Wenig mit 6,8 Millionen Euro einkalkuliert hat. Bei der Gewerbesteuer habe er vorsichtig mit 3,3 Millionen gerechnet, sagte er. Die Gewerbesteuereinnahmen hätten in Lenggries, trotz steigender Tendenz, im Vergleich zu anderen Gemeinden in Bayern, "ein extrem niedriges Aufkommen". Die drittgrößte Einnahmequelle sind die Schlüsselzuweisungen, die unverändert bei 2,8 Millionen liegen. Neben den Investitionen müssen laufende Ausgaben finanziert werden. Den größten Posten machen die Personalausgaben aus, die, vor allem wegen einer zu erwartenden Tariferhöhung von fünf Prozent, auf 7,2 Millionen steigen. Der Löwenanteil von 36 Prozent entfällt dabei auf das Kita-Personal.

Auch die Kreisumlage erhöht sich heuer von 5,6 auf 6,2 Millionen Euro. Mit sechs Millionen Euro gleich geblieben sind die Ausgaben für den Unterhalt von Grundstücken und Gebäuden.

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