Lenggries:Europa im Klassenzimmer

Das Sankt Ursula Gymnasium Hohenburg hat 54 Schüler und Lehrer aus Dänemark, Italien, Polen, Portugal, Slowenien und Ungarn zu Gast. Sie befassen sich mit Märchen und bringen sie in ihrer jeweiligen Lesart als Stück auf die Bühne.

Von Suse Bucher-Pinell

St. Ursula Gymnasium Hohenburg

Gäste aus sechs Ländern sind am Gymnasium in Lenggries zu Gast

(Foto: Manfred Neubauer)

Das St.-Ursula-Gymnasium in Hohenburg lebt in dieser Woche Europa im Kleinen. 54 Schüler und Lehrer aus sechs Ländern sind zu Gast, um sich mit dem Thema Jugend in Europa zu beschäftigen, zu vergleichen und voneinander zu lernen. Wo sind die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede?, fragen sich die Teilnehmer des auf zwei Jahre angelegten Comenius-Programms, das die Europäische Union finanziell fördert. Sein Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Schulen über die Grenzen hinweg zu unterstützen und Partnerschaften entstehen zu lassen.

Natürlich sollen auch Schüler in Kontakt kommen, sich kennen lernen und voneinander lernen. Dass die Grenzen in deren Köpfen schon viel kleiner sind als bei manchen Erwachsenen, hat die Hohenburger Koordinatorin Ulrike Brosch-Cruel von jedem der bisher vier internationalen Treffen mitgenommen. "Im Verborgenen gibt es die europäische Identität bereits", sagt sie. Es sei schön zu sehen, wie junge Leute ohne Berührungsängste aufeinander zugingen.

Am Dienstagmorgen ist die Aula des Gymnasiums international und bunt. Die Europahymne wird instrumental vorgetragen, der Schulchor singt sie auf Deutsch und auf Englisch. Länderfahnen wehen, Dänemark, Italien, Polen, Portugal, Slowenien und Ungarn sind zu Gast. Schulleiter Christoph Beck heißt die Besucher in ihren Sprachen willkommen und führt sie in bayerische Begrüßungsformeln ein. Bürgermeister Werner Weindl (CSU) spricht als Vertreter einer Tourismus-Gemeinde mit alljährlich 85 000 Gästen und hebt die Bedeutung gerade junger Menschen beim Zusammenwachsen Europas hervor.

Die haben sich für diese Woche das Thema Märchen vorgenommen und bei der Vorbereitung festgestellt, dass der Grimmsche Schatz an Volksgeschichten keine Grenzen kennt. Schneewittchen und die sieben Zwerge, Aschenputtel, Dornröschen und auch die Prinzessin auf der Erbse sind europäisches Kulturgut. Fragt sich nur, wie sie in den einzelnen Ländern interpretiert werden. Damit haben sich die einzelnen Ländergruppen schon im Vorfeld beschäftigt und den Stoff in ihrer Lesart jeweils in ein Bühnenstück verpackt.

An diesem Mittwochabend kommen die Fassungen in der Hohenburger Aula zur Aufführung. Bei früheren Treffen haben die Comenius-Gruppen schon herausgearbeitet, wie viel Verbindendes in landestypischen Tänzen liegt. Selbst Glück und dessen Bedeutung in ihrem Heimatland haben sie sich schon vorgenommen und Verbindendes entdeckt. "Der Inhalt ist trotz Nuancen derselbe", sagt Janez Ciperle aus Slowenien. Jede Regierung sollte es den Menschen ermöglichen, dass sie selbstbestimmt ihrem Glück folgen könnten.

Seine Schüler, die er in dieser Woche nach Deutschland begleitet, haben ganz konkrete Interessen. Tanja will neue Freunde kennenlernen, Andraz möchte sehen, wie in Deutschland unterrichtet wird. "Wir wollen den Kindern helfen zu verstehen, dass sie zu einem großen Land gehören", formuliert Pina Franzini aus Italien den Kern des Comenius-Programms. Der Lehrerin liegt ein Zusammenwachsen mit allen Unterschieden und Gemeinsamkeiten am Herzen. "Das ist unsere Stärke und das sind unsere Werte", sagt sie.

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