Lenggries:Das Ende des Dornröschenschlafs

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Die Gemeinde Lenggries denkt nach dem Kauf des früheren Hotels zur Post über die künftige Nutzung nach. Nicht nur Hortplätze und ein neuer Sitzungssaal sind im Gespräch.

Von Klaus Schieder

Bad Heilbrunn ist ein abschreckendes Beispiel. Das Kurhotel der Kurfürstin Adelheid GmbH in der Ortsmitte ist seit Jahren mit Brettern und schwarzen Kreuzen vernagelt, der Streit zwischen Eigentümer Max Hoefter und der Gemeinde zieht sich endlos in die Länge. Auch in Lenggries gibt es mitten im Zentrum ein Hotel, das leer steht. Bürgermeister Werner Weindl (CSU) sah den Dornröschenschlaf des Hotel und Gasthofs zur Post gleich neben dem Rathaus mit einiger Sorge und zeigt sich erleichtert, dass die Gemeinde das denkmalgeschützte Gebäude jetzt für "deutlich unter einer Million Euro" gekauft hat. "Gott sei Dank ist das finanziell darstellbar", sagt er. Und noch etwas ist ganz anders als in Bad Heilbrunn. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer und Architekten Heinz Eck verliefen fair, wie beide Seiten betonen. "Wir müssen ja kein zweites Heilbrunn haben", sagt Eck.

Das Hotel zur Post neben dem Rathaus steht derzeit leer. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Anwesen hat eine lange Geschichte. Früher stand dort das Waisenhaus der Gemeinde, um 1870 wurde der Gasthof in seiner jetzigen Form errichtet. In dem dreistöckigen Gebäude befand sich zunächst die Posthalterei mit Zimmern zum Übernachten, dahinter wurde eine Tenne mit Stallungen für die Pferde gebaut. In den 1920er Jahren wurde daraus ein Hotel mit Gastronomie. 1975 erwarb die Familie Eck die Immobilie. 25 Jahre später musste sie den Wirtshausbetrieb im Erdgeschoss einstellen, Zimmer wurden aber weiterhin vermietet. Viel Luxus erwartete den Gast dort am Ende allerdings nicht, wie Weindl sagt. "Das entsprach nicht modernem Standard." Frühstück gab's nur im Café auf der gegenüberliegenden Seite der Marktstraße. Noch im Mai plante Eck, das Hotel samt Tenne für 19 Wohnungen und einige Gewerberäume zu nutzen. Dazu wäre der Abriss der Tenne nötig gewesen, denn nur in einem Neubau hinter dem denkmalgeschützten Gasthof hätte er "anständige Wohnungen" mit Balkonen und Loggien realisieren können. Um Bausicherheit zu bekommen, stellte er einen Vorbescheidsantrag an den Gemeinderat, den dieser jedoch vertagte. Das Gremium habe "Bauchweh" wegen der massiven Wohnnutzung mitten im Ort und der Frage der Parkplätze geplagt, berichtet Weindl. Zugleich sah der Bürgermeister die Chance, den Eigentümer zu fragen, ob nicht ein Kauf durch die Gemeinde möglich sei. "Beides lief parallel", erzählt Eck.

Die Aufgabe seiner ursprünglichen Pläne begründet der Besitzer mit dem öffentlichen Charakter des Gebäudes, vor allem aber mit dem Denkmalschutz, der seit Juni dieses Jahres auch für die Tenne mit ihrem Kappengewölbe gilt. "Für mich war klar: Wenn ich bei der Wohnnutzung bleibe, hätte ich erst mal mit der Denkmalbehörde herumtun müssen", sagt Eck. Darüber wären Jahre vergangen, in denen das Hotel weiter leer gestanden hätte. "Dem Haus selbst tut's nicht gut."

Mit den Auflagen des Denkmalschutzes muss sich nun die Gemeinde befassen. Ein konkretes Nutzungskonzept gibt es zwar noch nicht. Weindl kann sich jedoch vorstellen, dass dort Hortplätze angeboten, Demenzkranke betreut werden und ein neuer Sitzungssaal entsteht, wo sich früher einmal der Postsaal befand. Bislang tagen die Gemeinderäte an einem langen Tisch im Raum des ehemaligen Heimatmuseums im Rathaus, dort sollen künftig dann nur mehr Ausschüsse beraten. Auch Büroräume für die Gemeindeverwaltung und Ausstellungen von Bildern des in Lenggries gestorbenen Malers Claus Friedrich hält er für denkbar. Er mag nicht einmal ausschließen, dass die Kommune dort wieder Gastronomie anbietet, wie sie dies im Alpenfestsaal oder im Faller Hof bereits per Verpachtung tut. "Wir werden aber nichts übers Knie brechen", sagt Weindl.

Den Kaufpreis finanziert die Kommune aus dem laufenden Haushalt und aus Rücklagen. Viel teurer dürfte sie die Umgestaltung des Hotelgebäudes kommen. Weindl rechnet mit "zwei Millionen plus X" und hofft auf Zuschüsse über die Städtebauförderung. Bis das Gebäude renoviert und wieder mit Leben erfüllt ist, dürften noch einige Jahre vergehen. "Frühestens 2015 werden wir mit Baumaßnahmen in mehreren Abschnitten beginnen können", avisiert der Bürgermeister.

© SZ vom 30.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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