Regionalverkehr:Jubiläum auf dem Gleis

Regionalverkehr: 25 Jahre ist die BRB, vormals BOB, im Oberlandnetz unterwegs. Seit 2020 setzt sie die moderneren LINT-Züge ein.

25 Jahre ist die BRB, vormals BOB, im Oberlandnetz unterwegs. Seit 2020 setzt sie die moderneren LINT-Züge ein.

(Foto: Manfred Neubauer)

Vor 25 Jahren wurde die Bayerische Regionalbahn auf Schiene gesetzt. Seitdem pendelt sie mehr oder wenig zuverlässig zwischen München und dem Oberland hin und her. Ein kleiner Rückblick zum Jubiläum.

Von Veronika Ellecosta, Lenggries

Sie hieß damals noch Bayerische Oberlandbahn, kurz BOB, als sie 1998 als erstes privates Eisenbahnunternehmen einen Verkehrsauftrag vom Freistaat bekam. 25 Jahre später hat sich nicht nur ihr Name geändert: Die BRB hat sich hierzulande etabliert, transportiert jährlich 30 Millionen Reisende rund 14 Millionen Zugkilometer durchs BRB-Netz, also den Chiemgau, Berchtesgaden, das Ostallgäu, entlang am Ammersee und durch Bad Tölz-Wolfratshausen. Rund 120 Kilometer Schiene umfasst das Oberlandnetz auf der Strecke zwischen München, Lenggries, Bayrischzell und Tegernsee.

Dabei hatte es die zur französischen, aber international agierenden Transdev-Gruppe gehörende BRB nicht immer leicht in den vergangenen 25 Jahren. Wie beinahe alle hiesigen Schienen wird das Oberlandnetz von der Deutschen Bahn Netz AG betrieben, Störungen und Verspätungen häufen sich bis heute. Die BRB nutzt die Schienen und zahlt dafür Trassengebühren, unabhängig davon, in welchem Zustand die Trassen sind. Die Gebühren für alle fünf Netze der BRB belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro pro Woche. Eine Minderung der Summe lehnten DB Netz und Politik allerdings bis heute ab, heißt es von Seiten des BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann.

Regionalverkehr: BRB Geschäftsführer Arnulf Schuchmann

BRB Geschäftsführer Arnulf Schuchmann

(Foto: Andi Leder/BRB/oh)

Die Pünktlichkeitswerte haben sich zuletzt verbessert

Was das Krisenmanagement bei Störungen betrifft, fühlt sich die BRB von der Deutschen Bahn im Stich gelassen und schiebt die Schuld an Verspätungen, Zugausfällen, mangelnden Fahrgastinformationen und Fahrzeugproblemen auf die DB Netz. Der Infrastrukturbetreiber sei für 90 Prozent der Verspätungen wegen Infrastrukturmängel zuständig, so die BRB. Die DB-Tochter leide unter Personalmangel, müsse zu viele Aufträge mit zu wenig Personal abarbeiten, und es gebe außerdem zu wenig Firmen, die die Aufträge ausführen würden, heißt es in einer Pressemitteilung. "So kann kein geregelter Zugbetrieb stattfinden", sagt Schuchmann über die langfristigen Störungen und kurzfristigen Bauarbeiten der DB Netz AG.

Immerhin haben sich die Pünktlichkeitswerte bei der BRB zuletzt etwas verbessert: In den Messungen der Pünktlichkeit von Regional- und S-Bahnen, die die Bayerische Eisenbahngesellschaft jährlich vornimmt, erreicht die BRB 2020 einen Prozentsatz von 87,1 Punkten. Im vergangenen Jahr kletterte sie nochmals nach oben auf 91,1 Prozent. Da lag der bayernweite Durchschnitt bei 92,3 Prozent.

Die neuen LINT-Züge polemisierten

2020, als die BRB ihre Fahrzeugflotte austauschte und anstelle von Talent und Integral neue LINT-Züge aufs Gleis setzte, holperte der Start: Anrainer an den Zugstrecken klagten darüber, dass die Räder der neuen LINT-Zügen beim Kurvenfahren quietschten. Die BRB rüstete die Räder mit Absorberringen nach, die den Lärm dämpfen sollten. Derzeit seien alle 31 Fahrzeuge im Oberlandnetz mit Absorberringen ausgestattet, versichert die BRB auf Nachfrage.

Ungelöst hingegen blieb der Disput um Barrierefreiheit bei den LINT-Modellen. Behindertenvertreter beklagten den breiteren Spalt zwischen Bahnsteig und Zug als weder rollstuhlgerecht noch barriere- oder diskriminierungsfrei, der damalige Geschäftsführer Fabian Amini bestritt die Vorwürfe. Bis heute wird den Rollstuhlfahrenden vom Schaffner eine Rampe bei Zu- und Ausstieg ausgelegt.

Eine weitere Baustelle ist das Vorhaben der Deutschen Bahn, das Oberlandnetz zu elektrifizieren. Die Verstromung wurde im Bayerischen Ministerrat 2018 als Teil der Bayerischen Elektromobilitätsstrategie beschlossen. Die Deutsche Bahn will dazu Oberleitungsanlagen ins gesamte Netz bauen, auch private Teilstrecken wie die Schiene der Tegernseer-Bahn sind einbezogen. Wie ein Sprecher der Bahn erklärt, könne die Bahn allerdings dazu noch keine Planungsergebnisse ausweisen.

Kein reibungsloser Bahnverkehr in naher Zukunft

In den kommenden Jahren wird für die Regionalbahn die Auslastung herausfordernd bleiben. "Unsere Kapazitätsgrenzen sind in den Ausflugsregionen zu Urlaubszeiten und an schönen Wochenenden bereits jetzt ausgereizt", sagt Geschäftsführer Schuchmann. Ein neues Fahrzeug lasse sich nicht einfach bestellen und in Monatsfrist liefern, und vielerorts seien die Bahnsteige zu kurz, um einen weiteren Zugteil anzukuppeln. Eingleisige Strecken seien heute schon an der Grenze der Belastbarkeit. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass die Baumaßnahmen, die jetzt die Fahrgäste belasten, die Infrastruktur langfristig verbessern und einen reibungslosen Bahnverkehr ermöglichen werden. Aber: "Wir sprechen hier von Jahrzehnten."

Ob die BRB auch in Jahrzehnten noch über die Schienen im Oberland fahren wird, steht jedoch noch nicht fest. Der Vertrag zwischen BRB und Bayerischer Eisenbahngesellschaft endet im Jahr 2026, die BEG wird das Netz Oberland neu ausschreiben, bestätigt sie auf Anfrage. Dann können sich alle interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen an der Ausschreibung beteiligen.

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