Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Demenzpatienten in der Dietramszeller Pflege- und Demenz-WG ist groß: Alle neun Einzelzimmer sind bereits belegt. Das Angebot reicht bei weitem nicht aus, denn etwa zehn Demenzpatienten stünden auf der Warteliste, erklärt Vlasta Beck. Sie ist Mitarbeiterin der Maro-Genossenschaft, die das Wohnprojekt am Kreuzfeld konzipiert und gebaut hat, das vor knapp einem Jahr eröffnet wurde. Im Obergeschoss des 700 Quadratmeter großen Neubaus gibt es acht barrierefreie Mehrgenerationenwohnungen, die ebenfalls bereits alle vermietet sind.
Anders sieht es bei der Pflege-Wohngruppe aus: Von den neun Zimmern sind derzeit nur vier belegt. "Da müssen wir noch ein bisschen die Werbetrommel rühren", sagt Beck. Dass es in ländlichen Kommunen länger dauert, bis ein neues Angebot angenommen werde, weiß sie aus Erfahrung mit anderen Maro-Projekten. In Dietramszell beobachtet sie, dass sich Familien für ihre Angehörigen zwar ein Pflegeheim vorstellen könnten, "aber mit der Idee einer Pflege-WG noch fremdeln". Auch die relativ hohen Kosten könnten ein Grund sein: Gut 3000 Euro monatlich werden für einen Platz fällig, "mehr, als in einem Pflegeheim", räumt Beck ein. Man müsse aber die enthaltenen Leistungen berücksichtigen: Miete, 24-Stunden-Betreuung, Kosten für Lebensmittel oder Putzutensilien, Beschäftigungsangebote - das sei alles schon eingeschlossen. Außerdem könne eine Kostenübernahme beim Bezirk beantragt werden.
Problematisch sieht Beck die Personalsituation in der Pflege. Als die Pflege-WG im April vorigen Jahres eröffnet wurde, sei es "unmöglich gewesen, einen Pflegedienst zu finden", sagt sie. Schließlich habe sich ein Unternehmen aus Unterhaching, das bereits die Bewohner der Demenz-WG im Haus betreut, bereit erklärt, auch noch die Pflegewohngruppe zu übernehmen. Wie sich aber schnell herausstellte, sei das "eine Nummer zu groß für das kleine Unternehmen gewesen", sagt Beck. Ab 1. März übernimmt nun ein Pflegedienst aus dem Landkreis: Die Pflegezentrale Wagner aus Geretsried, mit der es bereits 2020 Gespräche gegeben habe. Damals habe das Gerestrieder Unternehmen aber abgesagt. Als Gründe nennt Pflegedienstleiterin Melanie Grünewald vor allem die Unsicherheit im Gefolge von Corona. So hätten etwa Grenzschließungen die Beschäftigung von Pflegepersonal aus dem Ausland erschwert. Die Lage habe sich nun beruhigt. Die Pflegezentrale Wagner beschäftigt derzeit 80 Mitarbeiter; überwiegend aus der Region, zwei aus Rumänien, die aber bereits in Deutschland gearbeitet hätten. In drei Schichten leistet das Pflegepersonal in Dietramszell ab März eine 24-Stunden-Betreuung, zusätzlich und nach Bedarf kommt der ambulante Dienst hinzu. Außerdem sei täglich von acht bis 16 Uhr eine Betreuerin in der Pflegegruppe, die bei den Mahlzeiten oder beim Einkaufen hilft. Grünewald findet das Maro-Konzept "innovativ". Es sei zertifiziert und werde von einer Fachstelle regelmäßig kontrolliert. Das im Landkreis bisher einmalige Wohnprojekt soll pflegebedürftigen und an Demenz erkrankten Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben bis zum Schluss ermöglichen. Die Bewohner sollen, soweit sie das noch können, selbst kochen, aufräumen, den Garten bepflanzen, ihren Alltag gestalten. Für beide Wohngruppen gibt es einen Beirat aus Bewohnern oder deren Angehörigen, die entscheiden, wer einziehen darf, wie die zwei Gemeinschaftswohnküchen eingerichtet werden oder welcher Pflegedienst beauftragt wird. "Der Patient passt sich die Situation so an, wie er sie braucht und will", sagt Grünewald. "Nicht umgekehrt".
Ab 10. Februar gibt es donnerstags vierzehntägig von 15 bis 16 Uhr "offene Nachmittage" für Interessenten in der Pflege-WG. Am 11. März findet um 18 Uhr ein Infoveranstaltung der Maro-Genossenschaft im Gasthof Peiß statt