TourismusAuf einen Blick

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Die Beteiligten präsentierten das Ergebnis des Wanderwegekonzeptes, das nahezu abgeschlossen ist.
Die Beteiligten präsentierten das Ergebnis des Wanderwegekonzeptes, das nahezu abgeschlossen ist. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das gemeindeübergreifende Wanderwegekonzept im Südlandkreis ist fast abgeschlossen. Mit einer einheitlichen Beschilderung soll es Naturfreunden erleichtert werden, die richtige Route zu finden.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Unterschiedliche Schilder, missverständliche Hinweise – wer zwischen Kochel am See, Lenggries und Sachsenkam unterwegs war, rieb sich so manches Mal den Kopf. Die Beschwerden von Touristen wegen schlecht auffindbarer Wege und fehlender Hinweise nahmen zwölf Kommunen (mit Ausnahme der Jachenau) im Südlandkreis zum Anlass, eine einheitliche Beschilderung in Angriff zu nehmen. Sie ist nicht nur gemeindeübergreifend, sondern auch über Landkreisgrenzen gültig. Das Projekt, das mit Fördermitteln des Leader-Programms ermöglicht wird, steht kurz vor dem Abschluss. Zeit für die Beteiligten, ein Resümee zu ziehen.

Da es zu umfangreich gewesen wäre, das Wanderwegekonzept im Südlandkreis auf einmal zu stemmen, wurde das Projekt in zwei Phasen geteilt. Unter der Führung von Lenggries (2018 bis 2022) begannen die ersten Arbeiten. Kosten: rund 270 000 Euro, davon etwas mehr als 113 000 Euro Förderung. Phase zwei übernahm die Stadt Bad Tölz (2022 bis 2024). Investiert wurden etwa 457 000 Euro. Die Förderung belief sich auf knapp 192 000 Euro. „Die Beschilderung war in die Jahre gekommen“, sagte Bürgermeister Stefan Klaffenbacher aus Lenggries. Es habe zu viele unterschiedliche Schilder gegeben: Der DAV habe seine eigenen Wegweiser gehabt wie auch die Gemeinde und die Brauneck-Bergbahn. Zu verwirrend für die Gäste in Lenggries. Bald war klar, dass man ein einheitliches, über die Grenzen hinweg verbindliches Konzept braucht. Die Kommunen holten das Planungsbüro Green Solutions deshalb mit an Bord.

Um überhaupt zu wissen, wo Handlungsbedarf besteht, musste viel Vorarbeit geleistet werden. Zuerst musste das gesamte Wegenetz erfasst werden. Mit E-Bikes und zu Fuß seien die Mitarbeiter unterwegs gewesen, berichtete Rainer Lampl von Green Solutions beim Pressetermin. 1137 Streckenkilometer wurden am Ende erfasst, 969 Kilometer in die Planung aufgenommen. Neue Wege seien nicht ausgewiesen worden, betonte die Tölzer Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Im Gegenteil, wo mehrere Routen zu ein und demselben Ziel führten, wurden welche weggelassen. Ein Weg reiche, so Hohenreiter, zum Schutz von Flora und Fauna. Aber auch, um Einheimischen mehr Raum zu lassen, die den ein oder anderen Schleichweg so wieder ungestört nutzen könnten. „Gästelenkung“ sei das Schlagwort.

Insgesamt 2004 Standorte von Schildern wurden festgelegt. Es gibt drei unterschiedliche Kategorien: Aufgestellt wurden 633 DAV-Frässchilder, 1293 Zwischenwegweiser und 1595 sogenannte Hohlraumkasten-Zielwegweiser. Bei letzteren besteht die Möglichkeit, Piktogramm einzuschieben, die etwa auf Winterwanderwege verweisen. Klingt kompliziert, ist es nicht. Die Schilder haben alle einen einheitlichen Wiedererkennungswert. Wofür die Piktogramme stehen, soll im Internet oder in Flyern erklärt werden.

Der Gast erwartet ein gepflegtes Wandernetz

Die konkrete Umsetzung fand unter der Federführung der Stadt Bad Tölz statt. „Es war sehr personalintensiv“, sagte Bürgermeister Ingo Mehner. Doch für ihn als Fan interkommunaler Zusammenarbeit habe sich dieser Aufwand gelohnt – was Hohenreiter und ihre Lenggrieser Kollegin Maria Bader, Leiterin der Lenggrieser Tourist-Info, nur bestätigen konnten. Das Thema „Wandern“ habe eine Renaissance erlebt, sagte die Tölzer Kurdirektorin. Allerdings erwarte der Gast Qualität, also ein gepflegtes Wandernetz mit guter Beschilderung. Es sei wichtig, das Tölzer Land als eine „tolle Wanderregion“ touristisch zu präsentieren, so Bader. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Landkreis mit starken Nachbarn konkurrieren müsse. Gemeinsam aufzutreten, sei daher umso wichtiger, sagte Bader.

Bei diesen Schildern können kleine Piktogramme eingeschoben werden, die etwa auf besondere Routen hinweisen wie auf Winterwanderwege.
Bei diesen Schildern können kleine Piktogramme eingeschoben werden, die etwa auf besondere Routen hinweisen wie auf Winterwanderwege. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Aussehen der neuen Schilder ist angelehnt an die DAV-Beschilderung. „Wandern ist immer noch unser Herzensthema“, sagte Gabriela Scheierl von der DAV-Bundesgeschäftsstelle. Die neue Wegebeschilderung trage letztlich zur Sicherheit der Wanderer bei. Zu dieser trägt auch ein Kataster bei, in dem jedes Schild mit Nummer und Standort erfasst ist. Bei einem Rettungseinsatz können Personen schneller aufgefunden werden. Die Bergwacht soll Zugriff auf das Kataster bekommen.

Nach der Arbeit ist vor der Arbeit: Kaum aufgestellt, seien einige Schilder bereits verschmutzt, beklebt oder gar beschädigt worden, sagte Doris Miller von Green Solutions. „So richtig fertig ist man wahrscheinlich nie.“ Das Beschilderungsnetz müsse gepflegt werden.

Ohne die Leader-Förderung sei ein solches Projekt nicht zu realisieren, erklärte Anton Ortlieb, Benediktbeurer Bürgermeister und Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe. „Wenn viele ein gemeinsames Ziel haben, kann man was erreichen.“

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