Leader-Programm:Gehen und genießen

Das Wanderwegekonzept der Kommunen im südlichen Landkreis wird mit 113000 Euro von der EU unterstützt

Von Petra Schneider, Lenggries

Tourismusregionen müssen sich auf den Klimawandel einstellen und ihren Gästen ganzjährig Erholungsangebote bieten. Wandern liegt im Trend, sowohl bei Gästen, als auch bei Einheimischen. Weil aber Wanderrouten nicht automatisch an den Gemeindegrenzen enden, wurde auf Initiative der Gemeinde Lenggries im Jahr 2017 ein einheitliches Wanderwegekonzept auf den Weg gebracht, dem sich zwölf Kommunen im südlichen Landkreis angeschlossen haben.

In zwei Phasen sollen die bestehende Wege erfasst und Verbindungen optimiert werden. Eine einheitliche Beschilderung soll auch Ortsunkundigen die Orientierung erleichtern. Mit einem digitalen Kataster können Kommunen künftig Standorte einfach lokalisieren, an denen Schilder ersetzt oder ergänzt werden müssen. Eine Förderung über das von der EU finanzierte Leader-Programm wurde beantragt - und bewilligt: In der vergangenen Woche wurde offiziell ein Scheck über rund 113 000 Euro übergeben und damit der maximale Zuschuss von 50 Prozent aus Leader-Mitteln bewilligt. Den Rest übernehmen die Gemeinde je nach Länge ihrer Wanderrouten. "Der Trend geht zum Genusswandern", sagte Andreas Wüstefeld, Leiter der Leader Aktionsgruppe (LAG) im Landkreis beim Pressegespräch. Andere Regionen wie das Tegernseer Tal oder die Karwendelregion hätten das längst erkannt, die Konkurrenz sei stark. Auch Mittelgebirgsregionen "rüsten touristisch auf", ergänzte Sebastian Wittmoser, Leader-Koordinator Oberbayern-Süd.

Damit auch im Oberland der Genuss beim Wandern künftig nicht mehr an der Gemeindegrenze endet, müssen mehr als 2000 Wanderkilometer geprüft, bewertet und eventuell reduziert werden. Dies übernimmt ein Projektbüro, das demnächst beauftragt werden soll. Beteiligen wollen sich Lenggries, Bad Tölz, Kochel und Walchensee, Schlehdorf, das einen Teilbereich der Nachbargemeinde Großweil (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) übernimmt. Auch Benediktbeuern, Bichl, Bad Heilbrunn, Wackersberg, Gaißach, Sachsenkam, Reichersbeuern und Greiling machen mit.

Aus Kostengründen abgesagt hat die Jachenau, die die Beschilderung ihres weiträumigen Wanderwegenetzes erst vor wenigen Jahren erneuert hat. Mit rund 400 Wanderkilometern verfügt Lenggries über das längste Wegenetz. Man habe die Wanderrouten überprüft und eine Aktualisierung für nötig befunden, sagte die Lenggrieser Tourismusleiterin Ursula Dinter-Adolf, die das Projekt koordiniert. Andere Kommunen hätten sich angeschlossen, "so ist das peu à peu ein übergreifendes Projekt geworden."

Das neue Wanderwegekonzept solle andere, teils ebenfalls Leader-geförderte Konzepte wie den Heilklimaweg oder Fitness- und Themenwege ergänzen. "Einen Schilderwald wollen wir vermeiden", betonte Bürgermeister Werner Weindl. Ziel des Projekts sei es nicht, neue Wege auszuweisen. "Wir haben eher ein Zuviel, als Zuwenig", betonte Wüstefeld. Das Konzept muss bis Ende Oktober 2020 abgeschlossen sein. Dann geht es an die Umsetzung, die die einzelnen Kommunen übernehmen. Das Design der Schilder soll an die gelben Tafeln des Alpenvereins angelehnt sein, mit dem man generell eng zusammen arbeiten will, weil der DAV für einige Wege zuständig ist.

Schwierig dürfte nach Ansicht des Wackersberger Bürgermeisters und stellvertretenden LAG-Vorsitzenden Alois Bauer die Information auf den Schildern werden: Benötigte Wanderzeit oder Entfernung, Zielwegweisung oder Schwierigkeitsgrad? "Wir wollen Wanderer nicht überfordern", so Bauer. Es müsse ein Mittelmaß für den durchschnittlich fitten Wanderer gefunden werden, das verlässlich sei. Probleme könnte es nach Ansicht von Bauer auch mit Eigentümern geben, über deren Grundstücke Wege verlaufen, oder bei der Ausweisung von Parkplätzen. Das übergreifende Wanderwegekonzept sei mutig und sehr wichtig, betonte Wittmoser. Bei einem ähnlichen Projekt in den Chiemgauer Alpen habe sich gezeigt, "welche große touristische Bedeutung das hat."

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