Aufruf des LBVSchau mal, wer da zwitschert

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Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres.
Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres. (Foto: LBV/oh)

Bei der Zählung der Wintervögel können Bürger Forschern helfen, Erkenntnisse über Verhalten, Artenvielfalt und Klimawandel zu gewinnen.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Zum 20. Mal rufen der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zur „Stunde der Wintervögel“ auf. Bürger sind eingeladen, zwischen Freitag, 10. Januar, und Sonntag, 12. Januar, eine Stunde lang gefiederte Gäste in Gärten, Parks und auf Balkonen zu zählen. Die Aktion liefert seit Jahren wichtige Daten über Veränderungen in der bayerischen Vogelwelt.

Angelika Nelson, Biologin beim LBV, betont die Bedeutung der Aktion: „Jede Meldung hilft uns, wichtige Daten über einzelne Arten zu sammeln und damit unser Wissen über die bayerische Vogelwelt und mögliche Veränderungen zu erweitern.“ In Zeiten des Klimawandels gewinnen solche langfristigen Beobachtungsreihen zunehmend an Bedeutung, um Veränderungen in der Tierwelt zu dokumentieren und zu verstehen, heißt es in der Pressemitteilung des LBV.

Ein besonderer Star der diesjährigen Zählung könnte der Hausrotschwanz sein, der frisch gekürte Vogel des Jahres 2025. Traditionell verbringt dieser flinke Gartenvogel die Wintermonate in südlicheren Gefilden. Doch die Klimakrise zeichnet neue Muster: Immer öfter bleiben Kurzstreckenzieher wie der Hausrotschwanz auch im Winter im Freistaat. „Wer großes Glück hat, kann diesen besonderen Gast am Zählwochenende entdecken“, sagt Nelson. Sie mahnt jedoch zur Vorsicht bei der Bestimmung: „Wir bitten alle, genau hinzuschauen, ob es sich bei dem beobachteten Vogel tatsächlich um den Vogel des Jahres handelt.“

Der Buntspecht ist ein häufiger Gast in bayerischen Gärten und Parks.
Der Buntspecht ist ein häufiger Gast in bayerischen Gärten und Parks. (Foto: imago classic/IMAGO/imagebroker)

Die „Stunde der Wintervögel“ bietet aber weit mehr als nur die Chance, den Hausrotschwanz zu erspähen. Spechte zum Beispiel versprechen spannende Beobachtungen. Der Buntspecht, leicht erkennbar an seinem schwarz-weiß-roten Gefieder, ist ein häufiger Gast an Futterhäusern. Doch Vorsicht ist geboten: Er kann leicht mit dem selteneren Mittelspecht verwechselt werden. Während beim Buntspecht nur das Männchen einen roten Nackenfleck hat, tragen beim Mittelspecht beide Geschlechter eine auffallende rote Kopfplatte. Der Grünspecht, mit seiner leuchtend gelbgrünen Färbung, gilt als besonderer Blickfang in der oft grauen Winterlandschaft.

Auch nordische Gäste könnten sich blicken lassen. In manchen Jahren ziehen Arten wie Erlenzeisig oder Bergfink in großen Trupps nach Bayern, getrieben von Kälte und Nahrungsknappheit in ihrer Heimat. „Schnee und Frost im hohen Norden bringen diese Wintergäste zu uns, weil sie hier leichter Nahrung finden“, erklärt Nelson. Diese Beobachtungen liefern wertvolle Hinweise auf großräumige ökologische Zusammenhänge und Veränderungen.

Das für das Zählwochenende vorhergesagte winterliche Wetter dürfte die Beobachtungschancen erhöhen. Bei Kälte und Schnee suchen viele Vogelarten vermehrt Futterstellen auf, um ihren hohen Energiebedarf zu decken. Besonders in den Morgenstunden herrscht dann Hochbetrieb an den Futterhäusern – eine ideale Zeit für Vogelbeobachtungen.

Auch „Nullmeldungen“ sind wichtig

Die Teilnahme an der Aktion ist einfach: Eine Stunde lang werden die Vögel von einem ruhigen Plätzchen aus beobachtet und gezählt. Gemeldet wird jeweils die höchste Anzahl jeder Art, die gleichzeitig gesehen wurde. Wichtig ist: Auch wer keine oder nur wenige Vögel sichtet, sollte seine Beobachtung melden. Diese „Nullmeldungen“ sind für die wissenschaftliche Auswertung ebenso wertvoll wie Meldungen mit vielen Vögeln.

Die Ergebnisse können bis zum 20. Januar online unter www.stunde-der-wintervoegel.de eingereicht werden. Dort sind ab dem ersten Zähltag auch laufend aktualisierte Zwischenstände einsehbar, die nach Landkreisen und Regierungsbezirken gefiltert werden können. Für Teilnehmende, die lieber analog arbeiten, ist auch eine Meldung per Post möglich.

Um Interessierten den Einstieg zu erleichtern und offene Fragen zu klären, bietet der LBV am Samstag, 11. Januar, von 9 Uhr an eine Live-Online-Vogelzählung auf seinem YouTube-Kanal an. Hier können Teilnehmende gemeinsam mit der LBV-Biologin Angelika Nelson und dem LBV-Pressesprecher Markus Erlwein üben und Fragen stellen.

Auch Schulen sind eingeladen, sich zu beteiligen. Vom 13. bis 17. Januar 2025 können Lehrkräfte im Rahmen der „Schulstunde der Wintervögel“ gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern die heimischen Wintervögel kennenlernen und zählen. Dafür stellt der LBV spezielle Materialien und Spiele zu den häufigsten Wintervögeln zur Verfügung.

Mehr Informationen zur Aktion unter www.stunde-der-wintervoegel.de

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