Landtagswahl:Plakative Verweigerung

In Wolfratshausen hat die CSU schlechter abgeschnitten als fast überall sonst im Landkreis. Direktkandidat Bachhuber und andere Parteifreunde werfen dem Ortsverband fehlenden Einsatz im Wahlkampf vor.

Von Matthias Köpf

Wahlkampf 2013

Martin Bachhuber war in Wolfratshausen schlechter plakatiert als anderswo.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die beiden christsozialen Wahlgeschenke für den Kandidaten waren ausgerechnet in Plakate für Horst Seehofers Wahlkampf-Auftritt in der Wolfratshauser Loisachhalle eingepackt. Sie lagen unbeachtet neben dem Fernseher, auf dem sich der Triumph der Partei bei der Landtagswahl abspielte. Parteifreunde aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus hatten sich am Sonntag im Königsdorfer Gasthaus Hofherr um ihren Stimmkreis-Kandidaten Martin Bachhuber versammelt. Der zeigte sich überrascht, zufrieden, und irgendwann kam ihm gar ein "überglücklich" über die Lippen. Eines aber sei "auch für mich enttäuschend" gewesen, sagte Bachhuber am Rande - nämlich "wie da in Wolfratshausen plakatiert worden ist".

Schon bei der Seehofer-Veranstaltung Ende August sei er von mehreren Bürgern darauf angesprochen worden, dass in Wolfratshausen kaum CSU-Plakate hingen, sagte Bachhuber am Wahlabend. Und für das Plakatieren ist "in der CSU immer schon der jeweilige Ortsverband zuständig", schob der Kandidat nach, der auch CSU-Kreisvorsitzender ist. Aber der Ortsverband in Wolfratshausen sorge ja eher mit anderen Aktionen für Aufmerksamkeit.

Volker Reeh gehört dem Geretsrieder Ortsverband an, für den er auch im dortigen Stadtrat sitzt. Er nennt den mangelnden Wahlkampfeifer seiner Wolfratshauser Parteifreunde "schon sehr auffällig". In der Nachbarstadt gebe es parteiintern gewisse Vorbehalte und auch "eine andere Stimmung als überall anders". Gewöhnlich arbeite man im Wahlkampf zusammen und helfe sich etwa an den Infoständen aus. Mit Wolfratshausen sei die Nachbarschaftshilfe zuletzt aber "ein bisschen eine Einbahnstraße " gewesen, sagt Reeh. "Hauptsächlich liegt's an den Personen. Vielleicht sollten die einmal den Gemeinsinn in den Vordergrund stellen statt die Interessen von einzelnen."

Von der Wolfratshauser CSU sind am Wahlabend Peter Plößl und Paul Brauner nach Königsdorf gekommen, die sich unter den Parteifreunden außerhalb Wolfratshausens sichtlich wohl fühlen. Plößl hat sich schon vor einem Jahr selbst als Bürgermeisterkandidat ins Spiel gebracht, doch der Ortsvorstand um den früheren grünen Landtagsabgeordneten Manfred Fleischer hielt sich lang bedeckt und hat Plößl nun eine Meinungsumfrage aufgezwungen, in der dieser mit seinem internen Rivalen Richard Kugler verglichen werden soll. Vom Ergebnis werde er wohl als Letzter erfahren, sagt Plößl. Paul Brauner hat mit der aktuellen Führungsriege vor vielen Jahren gebrochen, als er mit drei anderen CSU-Stadträten wegen Fleischers konfrontativem Stil als Fraktionssprecher sogar eine eigene Fraktion gründete. Er als CSU-Mitglied sei noch nicht gefragt worden, welchen Bürgermeister-Kandidaten er gut fände, sagt Brauner. Aber statt der Mitglieder frage man lieber 500 andere Leute. Den Einsatz der Orts-CSU für Bachhuber und den Landtagswahlkampf nennt Brauner "eine Unverschämtheit". Ein schlechteres Ergebnis als in Wolfratshausen mit 47,54 Prozent der Erst- und 50,34 Prozent der Zweitstimmen hat die CSU landkreisweit nur in Bichl und in der besser verdienenden FDP-Hochburg Icking bekommen.

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