Landtagswahl 2018"Dicke Bretter bohren"

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Die Direktkandidaten für den Landtag im Stimmkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Garmisch: Fritz Haugg (FDP) sieht seine Erfahrungen im Gemeinderat als gute Grundlage für die Landespolitik

Von Claudia Koestler, Planegg

Dass Fritz Haugg gebürtiger Münchner ist und in Planegg lebt, seit er zwei Tage alt war, hört man dem 48-Jährigen nicht an. "Meine Eltern sind beide Donauschwaben", erklärt er seinen leichten Akzent, weshalb er mit so manchem Deutschen mit Migrationshintergrund mitfühlen könne. "Ich weiß, wie es ist, zwei Regionen im Herzen zu tragen." Eindeutiger ist da die Beschreibung seiner politischen Heimat: "Ein durch und durch liberaler Mensch und FDPler aus Überzeugung", sagt Haugg über sich. Schon sein Vater habe in seiner Jugend Plakate für die FDP geklebt. Er selbst habe sich bereits als Kind für Politik interessiert, Willy Brandt und Walter Scheel intensiv verfolgt, während in der Familie politisch debattiert worden sei.

Haugg studierte in Augsburg Ökonomie mit Fachrichtung Volkswirtschaft. Weil sein Vater als Hauptdirektor beim Europäischen Patentamt in Ruhestand ging, als Haugg sein Studium beendete, beschlossen beide, gemeinsam eine Firma zu gründen: Eine Marketingagentur, die auf die Unterstützung von Erfindern und Erfindungen spezialisiert ist.

Weil er aber im Gemeinderat seiner Heimatkommune Planegg die Sachpolitik vermisste, gründete er die "Dynamischen Bürger Planegg" mit - und schaffte prompt 2002 den Einzug ins Gremium. Doch in einer Wählergruppe fühlte sich Haugg als Einzelkämpfer: "Man hat keinen Oberbau, kann niemanden fragen." Mit dem damals einzigen FDP-Gemeinderat in Planegg bildete er zwar eine Fraktionsgemeinschaft. Doch dieser kündigte mitten in der Amtszeit seinen Rückzug an, und so trat Haugg den Liberalen bei. Er sitzt nun seit 16 Jahren im Gemeinderat. "Das ist ein riesiger Erfahrungsschatz." Seit 2014 ist er Behindertenbeauftragter der Kommune und Behindertenbeirat des Landkreises München. Außerdem ist er stellvertretender Bundes- und Landesvorsitzender der Vereinigung Liberaler Kommunalpolitiker.

"Der Staat ist Schiedsrichter"

Seine Erfahrungen hätten ihn gelehrt, "dicke Bretter zu bohren". Auf ein erreichtes Ziel ist er besonders stolz: den Bau eines Boarding-Houses für die Wissenschaft im Campus Martinsried. Zehn Jahre lang sei dies an der Finanzierung gescheitert, bis Haugg nach einer Veranstaltung den damaligen finanzpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Karsten Klein, ansprechen konnte. "Da hat sich der Vorteil gezeigt, bei einer Partei zu sein, denn bei Wählergruppierungen geht es irgendwann nicht mehr weiter", sagt er. Für Haugg bedeutet liberale Politik grundsätzlich: "Der Staat ist Schiedsrichter, darf aber nicht Akteur werden." Linke, Grüne, SPD und "zunehmend auch CSU" sähen im Staat "eine Nanny und die Bürger als unmündige Kinder von Vater Staat und Mutti Merkel". Er wolle stattdessen "freie Entfaltungsmöglichkeiten für jeden und für jeden die gleichen Chancen zu Beginn."

Den Wohnungsproblemen will Haugg durch eine Verdichtung dort begegnen, wo gute Verkehrsanbindungen sind, oder durch die Überbauung von Parkplätzen. Genossenschaften wie in Wien sollten ins Auge gefasst werden, wo Wohnungen nicht aus der Mietpreisbindung fielen. Wichtig ist ihm der Ausbau der Infrastruktur, etwa durch Breitbandförderung und neue Mobilitätskonzepte. Es brauche auch eine Ost-West-Trasse, fordert er. Gesundheit, Natur, Tourismus seien die Säulen des Landkreises. "Und dieses Erbe müssen wir weitergeben." In der Asylpolitik setzt er auf ein drei-Säulen-Modell: ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild, Asylverfahren für Verfolgte und subsidiärer Schutz für Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten, die dann zum Wiederaufbau heimkehren.

Für den Fall, dass er in den Landtag käme, wolle er aber auch Lokalpolitiker bleiben. "Mein Vorbild ist da Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Denn nur als Kommunalpolitiker merkt man als erster, wenn irgendwo was schief läuft."

Die Stimmkreis-Kandidaten im Porträt, Heute: Fritz Haugg von der FDP (Video: SZ)
© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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