Landtagswahl 2018:Der nimmermüde Kümmerer

Die Direktkandidaten Bad Tölz-Wolfratshausen-Garmisch: Martin Bachhuber (CSU) will noch einmal in den Landtag einziehen. Er setzt dafür auf seine Erfahrung als Kommunalpolitiker, auf Bürgernähe und seine Verwurzelung in der Region.

Von Petra Schneider

Martin  Bachhuber

Martin Bachhuber vor seinem Stimmkreisbüro in Bad Heilbrunn. Am 14. Oktober hat er Geburtstag - dem Tag der Landtagswahl. Was er sich wohl wünscht?

(Foto: Manfred_Neubauer)

Am Tag der Landtagswahl am 14. Oktober feiert Martin Bachhuber seinen 63. Geburtstag. Was er sich wünscht? "Gesundheit und ein gutes Wahlergebnis", sagt er. 2013 hat er als Direktkandidat der CSU 51 Prozent geholt, für die kommende Wahl fällt sein Wunsch bescheidener aus. Ein "guter Vierer" wäre schön, Gleiches hofft er auch bei den Zweitstimmen für seine Partei. Das könnte knapp werden, in den Umfragen liegt die CSU derzeit bei historisch niedrigen 35 Prozent. Niedergeschlagen sei er deswegen nicht, versichert Bachhuber, die Prognosen sieht er "als Ansporn, die Unentschlossenen noch zu überzeugen." Warum die CSU so abrutscht, könne er sich nicht recht erklären, denn Bayern stehe doch gut da: Wirtschaft, Finanzen, Bildung - alles bestens. Dass die CSU Ängste geschürt und der AfD mit Begriffen wie "Asyltourismus" oder Migration als "Mutter aller Probleme" in die Hände gespielt habe, das habe er nicht so empfunden. Der Konflikt Seehofer-Merkel über die Zurückweisung bereits registrierter Flüchtlinge an der Grenze "hat dem einen oder anderen nicht gefallen", räumt Bachhuber ein. Er persönlich finde aber die Richtung Seehofers "richtig, nur die Wortwahl hätte anders ausfallen müssen". Die Menschen wollten eine "geordnete Zuwanderung", das höre er in Gesprächen immer wieder.

Hinter Ministerpräsident Markus Söder stehe er "uneingeschränkt". Bachhuber ist ein Vollblutpolitiker und ein Kümmerer - das würden ihm vermutlich auch seine politischen Gegner nicht absprechen. In seinem Büro in Bad Heilbrunn können Bürger persönlich mit ihren Anliegen vorsprechen, Bachhuber setzt sich ein, ist gut vernetzt und in der Region verwurzelt. Zehn Jahre hat der Verwaltungswirt im Bad Heilbrunner Rathaus gearbeitet. Seit 1974 ist er Mitglied der CSU, 1984 wurde er mit 29 Jahren Bürgermeister in Bad Heilbrunn und blieb es 24 Jahre lang. Seit 1990 sitzt er im Kreistag. Von 1990 bis 2008 war er Bezirksrat, 18 Jahre Vize-Landrat. Nach seiner überraschenden Niederlage gegen Sepp Niedermaier (FW) 2008 beerbte er Edmund Stoiber als Stimmkreisabgeordneter. Im Landtag ist er Mitglied im Finanzausschuss und in den Arbeitskreisen Tourismus und Sport.

Kaum eine Veranstaltung im Landkreis, auf der er nicht dabei ist. Seit 1984 sammelt er alle Einladungen, auf denen er war, ein Ordner für jedes Jahr. Einen freien Sonntag hatte er zuletzt vor Pfingsten. "Ich mache das gern und habe es nie als Belastung empfunden", sagt er. Seine Familie - Bachhuber hat drei Kinder und fünf Enkel - hätten das immer mitgetragen. Dennoch: Diese Landtagswahl wird vermutlich seine letzte sein. "Meine Frau hat mehr Angst als ich, dass ich irgendwann aufhöre", sagt er und lacht. Davon aber kann im Moment noch keine Rede sein; viele Themen im Landkreis brennen ihm auf der Seele: Bessere Infrastruktur, mehr Wohnungen. Steueranreize seien nötig, damit Grundbesitzer dringend benötigte Flächen an Kommunen verkaufen. Denn momentan müssten sie 50 Prozent Steuern abführen - da werde sich jeder Eigentümer überlegen, ob sich ein Verkauf rentiere. Bachhuber ist ein Gegner des Volksbegehrens zum Flächenfraß. Denn damit wäre etwa in der Jachenau für die nächsten zwölf Jahre keine Bebauung mehr möglich, weil die Gemeinde mit dem Bau des Radwegs nach Lenggries bereits ihr Flächenkontinent versiegelt habe. Kommunen müssten die Planungshoheit bei der Ausweisung von Gewerbegebieten behalten, um ortsnah Arbeitsplätze zu schaffen. "Wir müssen die Arbeit zu den Menschen bringen und nicht umgekehrt", fasst Bachhuber in griffiger Formel zusammen. Die S-Bahn-Verlängerung ist eines seiner Herzensprojekte. Auch die Nordumfahrung in Bad Tölz hält er für "absolut notwendig, auch im Sinne der Umwelt." Dass Kritiker den hohen Flächenverbrauch kritisieren und Änderungen fordern, kann er nicht nachvollziehen: Auf der "Zielgeraden" noch einmal umzuplanen würde das Projekt wieder verzögern, zudem seien die Planungen sehr ausgewogen. Bachhuber selbst fährt "ausschließlich Bahn". In die Werdenfels-Bahn von Kochel nach Tutzing seien 80 Millionen investiert worden, seitdem hätten sich die Fahrgastzahlen verdoppelt. Elektrifizierung der BOB, um die Feinstaubbelastung zu verringern, der Alpenbus, der die Querverbindungen in der Region verbessern soll, ein einheitliches Tarifsystem - dafür will er sich einsetzen.

Selbst sein Herzinfarkt vor drei Jahren hat an seinem enormen Arbeitspensum kaum etwas geändert. Auf einer mehrtägigen Wanderung von München nach Venedig ist er zusammengebrochen, am 12. Juni 2015 war das, den Tag weiß er noch genau. Zwei Stents wurden ihm gesetzt, dann Reha, nach vier Wochen ist er die Alpentour bis Venedig zu Ende gegangen. Sein Kardiologe sei zufrieden mit seinen Werten. "Mir geht's narrisch gut", sagt er und lacht.

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