Landtag:Schärfere Gesetze

Ein Jahr Sieber-Skandal: von Brunn fordert Konsequenzen

Von David Costanzo, Geretsried

Das Unternehmen ist pleite, 120 Jobs in Geretsried sind verloren, der Geschäftsführer wurde zu 900 Euro Geldstrafe verurteilt und geht in Berufung: Vor einem Jahr begann der Skandal um Bakterien in Produkten der Großmetzgerei Sieber. Nur wenige Frage sind seitdem beantwortet - und die wichtigsten bleiben offen. Hätte die Gefahr früher erkannt werden können? Warum fiel das Unternehmen nie bei Kontrollen auf? Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn verlangt Aufklärung und fordert schärfere Gesetze.

Am Abend des 27. Mai 2016 gab das Verbraucherschutzministerium die Warnung heraus: Wurst und Wammerl von Sieber stünden im Verdacht, mit einer Listerien-Epidemie zusammenzuhängen, bei der in Süddeutschland seit 2012 76 Menschen erkrankt und acht von ihnen gestorben sind. Auf Sieber-Produkten soll nach Angaben der Gesundheitsbehörden ein Erreger-Typus gefunden worden sein, der nach Gen-Analysen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dem der Listeriose-Erkrankten passt.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen Listerien bei Sieber in eigenen Kontrollen bereits früher aufgetreten sein - zwei Proben Debrecziner im Jahr 2013 und 2015 einmal Mini-Rostbratwürstchen lagen über dem Grenzwert. Die Ergebnisse sollen dem Landratsamt nicht gemeldet worden sein. Gleichzeitig haben die Behörden zwischen 2012 und 2015 insgesamt 15 Proben von Sieber untersucht - keine Auffälligkeiten.

Der SPD-Angeordnete von Brunn verlangt per Dringlichkeitsantrag Details: "Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn ständig solche gravierenden Lebensmittelskandale in Bayern auftreten." Auf Verstöße gegen die Meldepflicht stehe ein Bußgeld von höchstens 20 000 Euro. "Lächerlich", findet der Abgeordnete. Neben dem Hersteller und den Behörden müssten auch die Labors in die Pflicht genommen werden, schließlich hätten bereits sie die Kontrollergebnisse melden müssen, sagt von Brunn. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft sind keine Verfahren gegen Labors bekannt, das Landratsamt konnte sich am Freitag nicht zur Sache äußern, ebenso wenig der Sieber-Insolvenzverwalter, der den Freistaat verklagen will. Das Verbraucherministerium baut derzeit zentrale Kontrollbehörden auf. Eine Verschärfung der Gesetze sei nicht nötig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: