Süddeutsche Zeitung

Landratswahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Josef Niedermaier zum Dritten

Der amtierende Landrat setzt sich in der Stichwahl klar gegen seinen CSU-Kontrahenten Anton Demmel durch. Zeit zum Feiern bleibt ihm kaum. Wie schon im Wahlkampf fordert die Corona-Krise momentan all seine Aufmerksamkeit

Von Florian Zick, Bad Tölz-Wolfratshausen

Josef Niedermaier (Freie Wähler) bleibt Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen. Der 56-Jährige setzte sich in der Stichwahl deutlich gegen seinen CSU-Kontrahenten Anton Demmel durch. Bei einer Wahlbeteiligung von lediglich 58 Prozent bekam Niedermaier 62,8 Prozent der abgegebenen Stimmen, bei Demmel machten 37,2 Prozent ihr Kreuzchen. Niedermaier geht damit nun in seine dritte Amtszeit.

Das Ergebnis gebe ihm "Kraft und Hoffnung", sagte Niedermaier. Es sei seine inzwischen siebte Kommunalwahl gewesen. Vor seiner Zeit als Landrat hat Niedermaier schließlich auch schon den Posten des Tölzer Bürgermeisters innegehabt. Als Wahlkämpfer ist er also einiges gewohnt. Aber jetzt in Zeiten der Corona-Krise: "So komisch ist es noch nie gewesen", sagt Niedermaier. Natürlich freue er sich über den Wahlsieg, "aber es wird jetzt erst einmal eine schwierige Zeit werden".

Als das Ergebnis weitgehend feststand, hat sich Niedermaier am Sonntagabend trotzdem ein Bier gegönnt. "Ein, zwei Stunden Freude - das ist jetzt schon einmal drin", sagte er. Am Montagvormittag gibt es noch einen kleinen Imbiss mit seinen engeren Mitarbeitern: Der Chef spendiert zur Feier des Tages Brezen und Weißwürste. Aber auch da wird Niedermaier schon wieder voll in seiner Funktion als Landrat sein. Den Rahmen für das Essen bildet nämlich die tägliche Sitzung des Corona-Krisenstabs.

Der unterlegene Demmel zeigte sich nach dem doch sehr klaren Ausgang gefasst. Natürlich hätte er gerne gewonnen. Die rund 37 Prozent, "das hat mich aber weder nach oben noch nach unten erschrocken", so der 48-Jährige. Vielmehr habe er Angst gehabt, die 30 Prozent aus dem ersten Wahlgang nicht halten zu können. Die CSU sei zwar immer noch eine sehr starke Partei, "aber mit der absoluten Mehrheit ist es inzwischen schwierig", so Demmel. In Benediktbeuern habe man das bei den Bürgermeisterwahlen Mitte vergangenen Jahres ganz gut sehen können. Da habe der CSU-Kandidat im ersten Wahlgang das beste Ergebnis geholt, in der Stichwahl hätten sich dann aber alle anderen gegen ihn verbündet. Dieses schwere Los habe man als CSU-Kandidat derzeit eben, so Demmel.

Gepunktet hat Demmel vor allem in der Jachenau, in Geretsried und in Egling. In Königsdorf, wo Demmel seit 2008 Bürgermeister ist, lag er mit fast 60 Prozent sogar recht klar vorne. Erstaunlicherweise hat sich Niedermaier aber selbst in den eigentlichen CSU-Hochburgen im südlichen Landkreis deutlich durchsetzen können. "Das es so klar wird, hätte ich auch nicht erwartet", sagt Niedermaier dazu.

Demmel kann sich das schwache Abschneiden in den Südgemeinden auch nicht erklären. Klar, richtig Wahlkampf habe er nicht mehr machen können. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in einem Video zwar eine Wahlempfehlung für ihn abgegeben. Aber sonst: Die Leute hätten gerade andere Sorgen, so Demmel. "Wenn man da zu viel macht, verliert man vielleicht sogar noch höher."

Wie es für Demmel beruflich weitergeht, ist derzeit noch offen. Zur Bürgermeisterwahl in Königsdorf ist er nicht mehr angetreten. Theoretisch könnte er in seinen alten Job im Tölzer Rathaus zurückkehren. Er könnte auch als Dozent an der Bayerischen Verwaltungsschule weiter arbeiten. Er werde seine Optionen aber nun erst einmal prüfen. Als Diplom-Finanzwirt sei man derzeit gefragt, sagt Demmel. Für Niedermaier dagegen ist der Auftrag klar: Es muss als Landrat weiter die Corona-Krise bekämpfen.

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SZ vom 30.03.2020
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