Landrat führt weitere Gespräche:Gratis-Bus ausgebremst

Landrat führt weitere Gespräche: Im Süden - hier in der Stadt Bad Tölz - fahren Busse des Regionalverkehrs Oberbayern, im Norden dagegen die des Münchner Tarifverbunds MVV. Durch den Landkreis geht so gesehen immer noch eine unsichtbare Grenze.

Im Süden - hier in der Stadt Bad Tölz - fahren Busse des Regionalverkehrs Oberbayern, im Norden dagegen die des Münchner Tarifverbunds MVV. Durch den Landkreis geht so gesehen immer noch eine unsichtbare Grenze.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Umweltausschuss des Kreistags findet Nachmittagsangebot des Regionalverkehrs Oberbayern für Schüler im Landkreis schwierig - denn der ist geteilt in RVO- und MVV-Gebiet

Von Alexandra Vecchiato

Alle Schüler in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen sollen werktags von 14 Uhr an die Busse des Regionalverkehrs Oberbayern (RVO) gratis nutzen können. An Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien sogar ganztags. Das schlägt der RVO vor und ist zumindest in Miesbach und Weilheim-Schongau auf offene Ohren gestoßen. Im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen kann man indes mit dem Vorschlag wenig anfangen. Der Umweltausschuss des Kreistags wollte dazu keinen Beschluss fassen.

Grund ist ein Kernproblem im zweigeteilten Landkreis: im Süden rund um Bad Tölz ist der RVO (Regionalverkehr Oberbayern) zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), im Norden rund um Wolfratshausen geht es nach dem Tarif des Münchner Verkehrsverbunds MVV. Somit können Schüler aus dem Nordlandkreis das Angebot des RVO kaum bis gar nicht nutzen.

Integriertes Klimaschutzkonzept

Gut 30 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen im Landkreis werden durch Fahrzeug-Abgase verursacht. Deswegen bemüht sich der Landkreis, den ÖPNV zu stärken und den Individualverkehr zu verringern, wie es das integrierte Klimaschutzkonzept vorgibt. Daher würde der Vorstoß des RVO gut zum Aktionsplan passen, den der Umweltausschuss beschlossen hatte. Wäre da nicht die unsichtbare Grenze, die den Landkreis in RVO- und MVV-Gebiet aufteilt.

Eine Altersbeschränkung soll es nicht geben. Der Hauptwohnsitz der Schüler muss im Landkreis liegen. Berechtigt sind Kinder und Jugendliche, die ein Schülerticket, einen Schülerausweis oder eine schriftliche Schulbestätigung vorweisen können. Die Kosten für den Landkreis: 18 000 Euro jährlich.

Einig war sich der Ausschuss, dass der Vorschlag ungerecht sei. Nur wenn alle Schüler in den Genuss kämen, die Busse kostenfrei zu nutzen, könnte man der Idee nähertreten, so die Meinung. Die Kreisräte kritisierten, dass Realschüler oder Gymnasiasten leer ausgingen. Auch die Festlegung auf nachmittags 14 Uhr fanden einige nicht plausibel. Denn der Unterricht ende zu sehr unterschiedlichen Zeiten.

Allerdings sind die Nachbarlandkreise Weilheim-Schongau und Miesbach willens, dem Vorschlag des RVO zu folgen. Dort könnte es bereits am 1. März 2019 mit dem Oberlandler Schülerticket beginnen. Was Thomas Holz (CSU) ärgerte. Denn der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hofft seit Langem, dass die beiden Nachbarkreise sich dem MVV anschließen werden, damit es überall ein einheitliches Tarifsystem gibt. Doch Weilheim-Schongau und Miesbach wollten diesen Schritt bisher nicht gehen - vor allem wegen der Kosten. "Es ist ja schön, dass man für den RVO Geld in die Hand nimmt", sagte Holz. Der Landrat solle doch bitte den Druck auf seine Kollegen erhöhen wegen des MVV-Beitritts. Klaus Heilinglechner, Cornelia Irmer (beide Freie Wähler) und Stefan Fadinger (CSU) sagten, ihnen lägen zu wenige Informationen zu dem Vorschlag vor. Sie baten darum, die Abstimmung zu vertagen. "Sonst kriegen wir Diskussionen und haben einen ewigen Verhau", sagte Irmer.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) erklärte, er werde mit den anderen Landräten sprechen und ihnen erklären, dass die kostenfreie Nutzung der Busse durch die Schüler nicht nur Freude im Landkreis auslösen werde. Zumal eine Zustimmung ganz schnell obsolet werden könnte, wenn die Nachbarlandkreise doch noch dem MVV beitreten würden.

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