Landkreis München:Runter mit den Ticketpreisen

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Der Landkreis München fordert, dass junge Menschen günstiger im MVV fahren können

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Nein, der Berliner Piratenpartei wird der Landkreis nicht nacheifern. Die hatte, noch zu ihren guten Zeiten, im Wahlkampf vor der Wahl des Abgeordnetenhauses den kostenlosen Nahverkehr für alle Bürger gefordert - erfolglos. Ganz so weit wollen die Parteien im Landkreis München schon wegen der mangelnden Erfolgsaussichten nicht gehen; sie fordern nun aber gemeinsam, dass sich der Landkreis dafür einsetzen soll, die Ticketpreise für Kinder und Jugendliche bis 27 Jahren im Geltungsbereich des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds so "kostengünstig" wie möglich zu gestalten.

Und gleichzeitig lieferten die Mitglieder des Ausschusses für Mobilität ein Paradebeispiel konstruktiver Zusammenarbeit. Denn eigentlich hatte die Verwaltung des Landratsamtes den Fraktionen eine Beschlussvorlage geliefert, mit der ein Antrag der SPD-Fraktion hätte beerdigt werden sollen. Die hatte bereits im Januar gefordert, dass Busfahrten für Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 20. Lebensjahr in den Bussen des Landkreises nichts mehr zahlen sollten - und der Landkreis für alle entstehenden Kosten hätte aufkommen müssen. Damit, so das Ansinnen der Sozialdemokraten, hätte der Landkreis einen wichtigen Beitrag leisten können, damit die Regionalbusse das "selbstverständliche Verkehrsmittel im Alltag der Jugend" werden könnten.

Landrat Christoph Göbel (CSU) und seine Experten im Landratsamt aber wollten keine rechten Erfolgsaussichten erkennen, diesen Antrag durch die Kreisgremien zu bringen; mehr noch: Sie holten auch eine Stellungnahme des MVV ein. Der sieht die "Tarifgleichheit in Gefahr", da auch Kinder und Jugendliche aus der Stadt und umliegenden Landkreisen das Angebot in Anspruch nehmen könnten. Außerdem erkennt der MVV in der Einführung des Nulltarifs "jährlich wiederkehrende steigende Ausgaben" für den Landkreis München - und verweist darauf, dass ein Eingriff in die Ausgestaltung der Tarife ohnehin nur in den sogenannten Verbundgremien des MVV, dem die Landeshauptstadt und die umliegenden Kreise angehören, möglich sei. Zu guter Letzt äußert der MVV Befürchtungen, das kostenfreie Ticket könne "weitere Mehrbelastungen in nicht prognostizierbarem Umfang" zur Folge haben. Soll heißen: überfüllte Busse auf den Linien im Landkreis München.

Das wollte SPD-Kreisrat Edwin Klostermeier so nicht stehen lassen: "Unser Ziel muss es doch sein, Kinder und auch Jugendlich dazu zu bewegen, in den Bus einzusteigen - und nicht in das Auto." Seine Fraktion habe aber erkannt, dass der Antrag so keine Chance habe. Dennoch: "Wir wollen nicht, dass der Antrag einfach runterfällt. Deshalb wäre es gut, in den Verbundgremien zu beraten." Also gemeinsam mit der Stadt und den anderen Landkreisen im Tarifbereich des MVV.

Dass die SPD mit ihrem Antrag tatsächlich einen Nerv getroffen hat, wurde in der Diskussion deutlich. "Grundsätzlich richtig", nannte CSU-Fraktionssprecher Stefan Schelle das Ansinnen, auch der Grüne Markus Büchler befand, die Zielvorgabe der SPD sei "durchaus interessant". Allerdings, sagte Büchler, müsse über die kostenfreie Nutzung von Bussen im Landkreis hinaus gedacht werden. Alles andere sei "Schmarrn". Dass letztlich vom eigentlichen SPD-Antrag nicht mehr viel übrig blieb, machte selbst auf Seiten der Sozialdemokraten niemanden unglücklich: Die Kreisräte befanden, im Zuge der anstehenden Tarifreform des MVV solle über die "möglichst kostengünstige" Nutzung aller Angebote für Kinder und Jugendliche beraten werden. Landrat Göbel setzte durch, das Alter auf das 27 anzuheben: "Denn da ist man oft noch in der Ausbildung oder im Studium." Der Landrat selbst wird diesen Antrag in die MVV-Gesellschafterversammlung, in der die Tarifreform beschlossen wird, einbringen; allerdings machte Göbel auch deutlich: "Ich glaube nicht, dass wir damit gleich einen sensationellen Durchbruch erzielen." Grünen-Kreisrat Büchler sagte, dass der erste Schritt irgendwann getan werden müsse - und seine eigene Partei habe dabei schon vorgelegt: Im Landtagswahlkampf 2013 mit der Forderung nach kostenloser Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs für Kinder und Jugendliche im gesamten Freistaat - bis 18 Jahre.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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