Landkreis:Die Ratlosigkeit der CSU auf der Wahlparty

Landkreis: Von Anfang an hatte CSU-Kreisvorsitzender Martin Bachhuber (li.) ein schlechtes Gefühl. Wie CSU-Kreisstellvertreter Thomas Holz ist er ernüchtert.

Von Anfang an hatte CSU-Kreisvorsitzender Martin Bachhuber (li.) ein schlechtes Gefühl. Wie CSU-Kreisstellvertreter Thomas Holz ist er ernüchtert.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bei den Christsozialen herrscht in der Wahlnacht kurz Sprachlosigkeit. "Der Schwenk zu Merkel war falsch", sagt Kreischef Martin Bachhuber.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz

Schon eine halbe Stunde vor Schließung der Wahllokale ist die Stimmung eher pessimistisch. Um die zehn Gäste sind zur Wahlparty der Landkreis-CSU in das Tölzer Gasthaus gekommen. Und für den Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber ist eines klar: "Die AfD wird drittstärkste Kraft - mit Sicherheit", sagt er. Die CSU werde verlieren. Mit dem Ausmaß des Minus noch unter die 40-Prozent-Marke rechnet er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Als das klar wird, reagieren er und die Parteikollegen konsterniert. Keiner regt sich. Es bleibt erst einmal still. "Das ist ein niederschmetterndes Ergebnis", sagt Bachhuber.

Dass sich das schlechte Abschneiden der Union angedeutet habe, bekennt der Kreisvorsitzende. Die Asylproblematik habe die Wahl entschieden. Alle anderen Fragen seien zweit- bis drittrangig gewesen, sagt er nach Bekanntwerden der zweiten Prognose. Die Wahlkampftaktik sei verkehrt gewesen. "Der Schwenk zu Merkel war die falsche Entscheidung", sagt er. "Die Wähler haben uns nicht mehr abgenommen, dass wir Themen wie die Obergrenze durchsetzen." Im Wahlkampf habe die Stimmung geherrscht, dass wer CSU wähle Bundeskanzlerin Merkel bekomme. Das habe seine Partei mit nach unten gezogen.

Mit intensiven Diskussionen rechnet Bachhuber nun in der CSU. Er selbst ist etwas ratlos, wie es weitergehen soll. "Das braucht Verdauen", bekennt er. Auf jeden Fall liege eine schwierige Zeit vor der Partei. Wenn die SPD nicht koalieren wolle, bleibe nur Jamaika. Mit Grünen und FDP sei der Dissens in inhaltlichen Fragen groß. "Ich weiß nicht, ob dieser Bundestag vier Jahre halten wird."

Auf die hohen Prozentpunkte für die AfD reagieren die Christsozialen fast emotionslos. Eine Frau schlägt nur die Hände über dem Kopf zusammen. Die stellvertretende Kreisvorsitzende Sabine Lorenz reagiert ernüchtert: "Das mit der AfD war klar", sagt sie.

Im persönlichen Gespräch habe sie in den vergangenen Wochen von Bürgern oft zu hören bekommen, dass sie diesmal nicht CSU wählen würden. Das Argument: Die Partei habe sich in Fragen der Flüchtlingspolitik und der Obergrenze nicht durchsetzen können. Obwohl es der Bevölkerung wirtschaftlich sehr gut gehe, sei ein Unsicherheitsgefühl zu spüren. Die CSU müsse viel mehr mit den Leuten reden, präsenter sein, leitet sie daraus ab.

Die Einschätzung von schwierigen Zeiten für die CSU teilen alle im Raum. Der stellvertrete Kreisvorsitzende und Kochler Bürgermeister Thomas Holz ist nachdenklich. "Da ist offensichtlich einiges schief gelaufen", sagt er. Vor allem mache ihm das Abschneiden der AfD Sorgen. Das fange bei der Sprache an. "Wenn Gauland sagt, Merkel jagen zu wollen, macht mich das unruhig."

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