Landgericht München II:Schläger legt Teilgeständnis ab

Ein Autolackierer hat in einer Tölzer Pension einen Mitbewohner fast zu Tode getreten. Nun muss er sich vor Gericht verantworten.

Andreas Salch

Robert L. ist 36 Jahre alt und im vergangenen Jahr fasste er einen weitreichenden Entschluss. "Das Leben neu anfangen", das sei sein Ziel gewesen, sagt der gelernte Autolackierer, der aus Polen stammt und dort keine Zukunft mehr für sich sah. Kaum Arbeit gebe es dort und wenn man einen Job findet, werde der schlecht bezahlt, meint der 36-Jährige, der aus dem ehemaligen Oberschlesien stammt und deutsche Wurzeln hat.

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Er habe sein Opfer heftig treten wollen, gibt der Angeklagte zu - "aber nicht so, dass ich ihn umbringe".

(Foto: dpa)

Robert L.s Weg in ein neues Leben hierzulande war kurz. Er endete im März diesen Jahres. Seither sitzt er in einer Zelle der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim als Untersuchungshäftling ein. Der Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft gegen ihn erhebt, lautet auf versuchten Totschlag. Am Abend des 19. März, soll Robert L. in einer Pension in Bad Tölz, wo er damals wohnte, einen Mitbewohner fast zu Tode getreten haben. Am Donnerstag legte der 36-Jährige vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II, wo er sich für die Attacke verantworten muss, ein Teilgeständnis ab.

Ja, eingetreten habe er auf sein Opfer, sagte Robert L.. Er habe Sven H., 34, sogar "heftig treten" wollen, "aber nicht so, dass ich ihn umbringe." Robert L. und Sven H. hatten sich in der Pension kennengelernt. Und glaubt man Robert L. hat dieser, genau wie er selbst, ein massives Alkoholproblem. An jenem 19. März, einem Samstag, hätten er und Sven H. schon morgens gegen acht Uhr begonnen zu trinken. Bis zum frühen Abend will es Robert L. auf etwa neun Halbe Bier sowie einen Whisky-Cola und ein größeres Glas Wodka gebracht haben.

Sven H. soll sich zwischenzeitlich hingelegt haben. Robert L. saß von da an mit einem Bekannten des 34-Jährigen in der Gemeinschaftsküche der Pension und zechte weiter. Irgendwann habe Sven H.s Freund ihm erzählt, dass er mich "zusammenschlagen" soll, sagte Robert L. bei seiner Vernehmung. Warum, dazu machte er jedoch keine Angaben.

Ohne weiter nachzufragen, war Robert L. aufgestanden und in das Zimmer von Sven H. gelaufen. Er sprühte ihm Pfefferspray ins Gesicht. Als der 34-Jährige auf den Gang lief, folgte Robert L. ihm und schleuderte ihn gegen eine Wand. Dabei brach sich H. das Nasenbein und sackte zusammen. Dann setzte es Tritte durch den Angeklagten. Aber nicht gegen den Kopf, wie dieser den Richtern versicherte, sondern gegen die Hände, die Sven H. schützend vor sein Gesicht gehalten habe.

Als der Vorsitzende Richter fragte, warum er dann bei der Polizei erklärt habe, dass er sein Opfer habe töten wollen, entgegnete der Angeklagte. "Weil es die Polizei so hören wollte" und er die ganze Fragerei einfach satt gehabt habe, so Robert L.. Der Prozess dauert an.

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