Aus eigenem Interesse wäre der Vorstandsvorsitzende des "Kuratoriums Wohnen im Alter" (KWA) gut beraten gewesen, der Gemeinderatssitzung in Münsing am 14. Mai fern zu bleiben. Auf der Tagesordnung stand zwar, dass Johannes Rückert, der erst seit wenigen Monaten in dem Unternehmen im Amt ist, zum Sachstand informieren werde. Doch er kam mit leeren Händen. Im Grunde wiederholte Rückert bloß, dass er um voraussichtlich weitere zwei Jahre Aufschub für den Baubeginn des in Ambach geplanten Seniorenwohnstifts bitte, und dass dies nötig sei, um Technik und Innenleben zu überplanen. All das hatte das KWA bereits jüngst veröffentlicht. Im Gemeinderat kam so wenig Detailinformation erwartungsgemäß nicht gut an. Erneut war von "Vertrauensverlust" die Rede.
Rein PR-technisch ist die Vorgehensweise ungeschickt bis fatal. Während der jahrelangen Planungsprozesse hatte der vom KWA beauftragte italienische Stararchitekt Matteo Thun die ökologischen Aspekte des Projekts mit Holzbauweise für die oberen Stockwerke betont. Danach wollte das Unternehmen genau dies gleich zweimal wieder einkassieren und ganz auf Ziegelbauweise setzen. Von Vertrauensverlust sprachen schon damals zahlreiche Münsinger Gemeinderäte. Nach massiver Kritik der örtlichen Politik knickte das KWA ein. Dies reihte sich in all die Spannungen ein, die es um das einstige Areal der Kurklinik Wiedemann in Ambach gab. Diskutiert wurde etwa über die Dimensionen des neuen Seniorenwohnstifts, die aus Sicht des Ostuferschutzverbands (OSV) zu groß und damit unverträglich für das Orts- und Landschaftsbild seien. Eine Initiative wollte sogar einen Bürgerentscheid gegen das Projekt durchsetzen.
All das hätte der Vorstandsvorsitzende, obwohl er damals noch gar nicht für das KWA tätig war, genau bedenken müssen. Statt sich auf Allgemeinplätze zurückziehen, wäre es an der Zeit gewesen, schnell fundierte Fakten und Hintergründe für die aktuelle Bauverzögerung offenzulegen - und nicht auf den Herbst zu vertrösten.
Denn für das KWA läuft die Zeit langsam ab. Mit zwei Jahren Aufschub wird sich der Gemeinderat wohl kaum abspeisen lassen. Bürgermeister Michael Grasl mag zurecht betonen, dass nie davon die Rede war, die Nutzung als Seniorenwohnstift zu ändern. Seiner Aussage, an den Vertragsinhalten inklusive der Sicherstellung einer Tagespflege festzuhalten, ist zuzustimmen. Niemand sollte sich aber wundern, dass der Kommunikationsstil vom KWA Zweifel am Erfolg des Vorhabens nährt. Dass der OSV seine Kritik am Projekt erneuert und ins Spiel bringt, dem KWA bei einer Art ehrenvollem Rückzug zu helfen, ist fast genauso erwartbar. Von Unternehmensseite gibt es nur ein Gegenmittel: klare Fakten und Kommunikation.