Kurzkritik:Kammerjazzpop

Le Bang Bang

Facettenreiches Duo: Stefanie Boltz und Sven Faller am Kontrabass bilden zusammen "Le Bang Bang". In Arzbach spielten sie mit Martin Kälberer.

(Foto: Neubauer)

Le Bang Bang und Kälberer setzen auf Reduktion

Von Petra Schneider, Wackersberg

Wer beim Konzert am Sonntagabend im Arzbacher Kramerwirt knalligen Bang Bang erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die Musik des Münchner Duos Le Bang Bang, das seit kurzem mit dem Pianisten und Klangkünstler Martin Kälber zusammen arbeitet, ist kein grellbuntes Knallbonbon. Ruhig, gefühlvoll und ideenreich fließen die anspruchsvollen Stücke durch den Abend. Selbst Coverversionen von Pop-Klassikern wie "Here Comes The Sun" von den Beatles oder "I Want You Back" des jungen Michael Jackson klingen so, als seien sie gerade erst entstanden.

Das mag an der ungewöhnlichen Besetzung liegen: Kontrabass, virtuos gezupft, gestrichen oder getrommelt von Sven Faller, die ausdrucksstarke Stimme von Stefanie Boltz und die großartigen Piano- oder Schlagwerk-Improvisationen von Martin Kälberer. Vielleicht liegt es auch an einem gewissen Eigensinn. "Wir machen das so, wie wir das wollen", sagt Faller. Wenn man überhaupt von einem Konzept sprechen könne, dann davon, "Dinge wegzulassen", erklärt Kälberer. Das Ergebnis ist ein reduzierter Kammerjazzpop, der vor allem von der facettenreichen Stimme von Boltz lebt.

Mit geschlossenen Augen und ganzem Körpereinsatz erzählt sie mit ihrer Stimme poetische Geschichten, mal betörend-exotisch, mal groovend. Die Piano-Improvisationen Kälberers verleihen den Stücken Tiefe und Wärme. Mit seinen ungewöhnlichen Trommeln, etwa dem wok-ähnlichen Hang, oder den bauchigen Udu-Trommeln, betont er den melancholisch-dunklen Charakter mancher Stücke.

Vor fünf Jahren hat sich das inzwischen preisgekrönte Duo Boltz und Faller gefunden und seither zwei CDs veröffentlicht. Boltz arbeitete als Sängerin und Sprecherin für Kindermusik, Film und Werbung und als DJane. Sie ist Mitglied der 30er Jahre-Vocal-Girl-Group Croonettes und Stimme eines Jazz-Duos. Kontrabassist Sven Faller studierte am Mannes College of Music in New York, arbeitete einige Jahre in der Konstantin Wecker Band und begleitete unter anderem Charlie Mariano, Chico Freeman und Arlo Guthrie. Erst vor kurzem ist Martin Kälberer, der auch als Bandkollege von Werner Schmidbauer oder Pippo Pollina bekannt ist, zu Le Bang Bang gestoßen. Die erste gemeinsame CD "In Our Blood" ist im April herausgekommen. "Wir haben uns gleich verliebt", scherzt Faller, der die etwa 70 Zuhörer im Kramerwirt mit launigen Anmoderationen unterhält. Es ist eine fruchtbare Menage à trois, in der Leidenschaft, Rücksichtnahme, Freiraum und Kreativität walten. Im Kramerwirt gibt das Trio seinen vorerst letzten gemeinsamen Auftritt, der mit drei Zugaben endet - der Abschuss der Tournee mit 20 Konzerten. Kälberer will sich verstärkt Soloprojekten widmen.

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