Kurzkritik:Ein Meister des Klangs

Kurzkritik: "Solo suono": Nur Klang? Ja, aber was für einer! Martin Kälberer.

"Solo suono": Nur Klang? Ja, aber was für einer! Martin Kälberer.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Martin Kälberer in der Wolfratshauser Loisachhalle

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Der Meister betritt die Bühne, setzt sich ans Klavier, spielt einen einzigen Ton, immer wieder, in unterschiedlichen Rhythmen. Allmählich kommen weitere Töne hinzu, entsteht so etwas wie ein Thema, doch der Ursprungston bleibt als Ostinato stets dabei. Dann weicht die Musik weiter ab, steigert sich zweimal zum Fortissimo, und sinkt doch wieder zurück, um zuletzt auf dem einen Ton, mit dem alles begonnen hat, zu enden.

Mit diesem eindrucksvollen Stück eröffnete Martin Kälberer am Donnerstagabend sein Konzert in der Loisachhalle Wolfratshausen. Seit zweieinhalb Jahren toure er nun mit "Solo suono" durch die Lande, ließ der Künstler verlauten, und dieses sei sein vorletzter Auftritt mit diesem Programm. Ob sich in dieser langen Zeit so etwas wie Müdigkeit, wie Überdruss eingeschlichen hat? Das mögen seine Assistenten beurteilen; den Zuhörern jedenfalls machte sich nichts dergleichen bemerkbar. Intensiv und leidenschaftlich gestaltete Kälberer jedes einzelne Werk.

Das Programm wechselte zwischen Klavier und anderen Instrumenten ab. Eine besondere Rolle spielte dabei die Loop-Maschine, die das, was Kälberer gerade gespielt oder gesungen hatte, in einer Endlosschleife wiedergab, so dass der Künstler dazu improvisieren konnte. So entstand eine Passacaglien-artige Struktur, die unmittelbar ansprach. Und wer sagt, dass eine Passacaglia langweilig sein muss? Im Gegenteil: langweilig ist es, wenn man sich im Gewirr der Töne nicht zurechtfindet.

Kälberer ist ein Meister auf einer Vielzahl von Instrumenten. Am Klavier pflegt er einen eigenwilligen, durchaus virtuosen Stil, der in der Melodik und Harmonik manchmal entfernt an Chopin erinnert. Doch ebenso gut beherrscht er die elektronischen Instrumente. Die Ufo-artigen Geräte, die, wie man erfuhr, "Hang" heißen, werden durch Anschlag an bestimmten Stellen zum Klingen gebracht und können eine verblüffende Vielzahl von Tönen produzieren. Faszinierend, wie daraus ein Stück entsteht.

Das zahlreich erschienene Publikum spendete begeistert reichlich Applaus. Und ließ am Ende des zweistündigen Programms den Meister nicht ziehen ohne zwei Zugaben. Auch hier die strikte Abwechslung: erst Klavier, dann andere Instrumente. Das letzte Stück, so erklärte Kälberer, sei noch nicht fertig und trage daher keinen Namen. Da wäre mancher Kollege wohl froh, ein fertiges Stück mit dieser Perfektion, dieser Ausgereiftheit hinzubekommen.

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