Süddeutsche Zeitung

Kurioses zum Klimawandel:Weiß für den Klimaschutz

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Der Tölzer Peter Kees fordert in einer Petition, alle farbigen Autos umlackieren zu lassen. Das soll den Kraftstoffverbrauch senken

Von Silver Lucia Breitkopf, Bad Tölz

Ideen, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, gibt es viele. Diese aber ist wirklich kurios: Seit vergangenem Wochenende könnten Halter eines nicht-weißen Fahrzeuges in Bad Tölz einen roten Zettel an ihrem Scheibenwischer finden, der sie dazu auffordert, ihr Auto doch bitte weiß umzulackieren.

Dahinter steckt eine Petition, die von Peter Kees ins Leben gerufen wurde und seit Sonntag, 15. September, läuft. Um das Klima zu schonen möchte er erreichen, dass nur noch weiß lackierte Autos zugelassen werden. Und dass alle andersfarbigen Fahrzeuge umlackiert werden. Er begründet das so: Weiße Autos heizten sich bei Sonneneinstrahlung nicht so schnell auf wie dunkle Fahrzeuge. Aus diesem Grund müssten Klimaanlagen weniger häufig eingeschaltet werden, was wiederum Kraftstoff einspare und somit günstiger für den Halter und besser fürs Klima sei. Eine US-Studie bilanziere, dass sich die Einsparungen bei weißen Autos auf ein bis zwei Prozent belaufen, sagt Kees. "Das bezieht sich natürlich nur auf besonders heiße Tage", räumt er ein.

Doch der 54-Jährige führt noch mehr Gründe auf, warum ein weißes Auto "einfach besser" sei. Etwa den Aspekt der "farbengeprägten Geräuschwahrnehmung": Die Farbe weiß werde als deutlich leiser wahrgenommen als schwarze oder bunte Farben. Diese würden oft als aggressiver interpretiert und damit auch als "lauter empfunden", erklärt Kees. Bei seiner These stützt sich der freie Journalist auf eine Experimentstudie der Universität Duisburg-Essen, wie er hinzufügt. Selbstverständlich gehe es dabei nur um die subjektive Geräuschwahrnehmung. An der tatsächlichen Lautstärke ändere sich durch die Farben nichts, konstatiert die Studie. Inwiefern das wiederum die Umwelt schützt, wie Kees auf seiner Website schreibt, kann er leider nicht erklären. Auf besagter Internetseite verkündet er ebenfalls, dass die Chancengleichheit durch weiße Autos gesteigert würde. Wo hier der Zusammenhang liegt, bleibt ebenfalls ungeklärt.

Dass es teuer ist, ein Auto umzulackieren, sieht Kees ein. Hier würde er sich eine Subventionierung vom Staat wünschen, sagt der 54-Jährige - wenn seine Petition erst einmal vom Bundestag behandelt werde. Für die Verbesserung des Klimas müsse jedenfalls zeitnah gehandelt werden, betont er. Ob der Vorschlag bei den Autofahrern ankommt, bleibt abzuwarten. Die Flyer, die viele Tölzer derzeit auf ihren Windschutzscheiben finden, sollen laut Kees jedenfalls bald in der ganzen Bundesrepublik an Autos geheftet werden. Er ist sich sicher, dass sein Vorschlag zum Klimaschutz beiträgt - trotz des erheblichen Papierverbrauchs für die Flugzettel.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2019
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